In München

Opera Asiatika

Mit dem ANOKI erfüllte sich der vietnamesi­sche Gastronom Hieu Tran den Traum von einem großen Lokal

- Rainer germann

Für das neue Flagschiff der Familie im historisch­en Palais am Max-josephspla­tz wurde das Konzept einer modernen vietnamesi­schen Küche um eine pan-asiatische, bzw., japanische Note erweitert in dem wunderbar eingericht­eten Lokal von Designerin Carolin Rauh. Mit im Boot ist auch Pächter und Vorgänger Roland Kuffler, der bei einem Presseempf­ang sichtlich glücklich war über seinen neuen Partner Tran. Dieser erzählte leidenscha­ftlich von seinem Traum, einmal ein großes Lokal zu bewirtscha­ften. Nach mehreren Verhandlun­gen mit Kuffler, riet ihm dann auch seine Frau Anh-thu, endlich diesen Schritt zu tun. Die Familie Tran gehört zu den erfolgreic­hsten Gastronome­n in der Stadt (Anh-thu, Cochinchin­a, Chuchin, Saigon Deli), sie hoben in ihren Restaurant­s die vietnamesi­sche Küche auf ein neues Niveau. Allein für die Verwendung von asiatische­n Kräutern, für die es oft weder deutsche noch englische Bezeichnun­gen gibt, darf man ihnen dankbar sein. Auch im Anoki zu essen ist eine kulinarisc­he Reise in den fernen Osten, nun auch bis Japan. Beim Empfang gab es dann auch die komplette Palette zu probieren: Loup de Mercarpacc­io mit Yuzutrüffe­l-öl, Sashimi, Tuna Tatar mit grünem Spargel und Pomelosala­t mit Tofu, japanische­s Tempura, Gyoza-teigtasche­n mit Wagyu und natürlich der glasierte Black Cod – alles einfach köstlich, zufriedene Gesichter rund um den Tisch. Wohin die Reise auch gehen soll, ist klar: neben dem Izakaya, Koi und Matsuhisa, möchte das Anoki mitspielen in der asiatische­n Fine Dining-gastronomi­e dieser Stadt.

Für den japanische­n Teil der Küche haben sich Anh-thu und Hieu Tran ein japanische­s Küchenteam mit an Bord geholt. Praktisch, dass gerade die Mannschaft vom ehemaligen Tenno in der Buttermelc­herstraße frei war und so steht mit Haruko Kato eine wahre Spezialist­in hinter der sieben Meter langen Sushi-theke und bereitet dort vor den Augen der Gäste mit ihrem Team Maki, Nigiri und Sashimi zu. Und zwar auf höchstem Niveau: der rote Thun hat wie auch sein weißer Verwandter Hamachi genau den richtigen Biss, das Fleisch perfekt gemasert, hier muss man sehr vorsichtig mit Sojasoße und Wasabi umgehen, um den feinen Geschmack nicht zu übertönen.

Marinade zum Ertrinken

Zum Lunch kommen als Sashimi zehn Stücke, neben Thun auch Lachs, blaue Garnele und Jakobsmusc­helfleisch, an den Tisch, dazu eine kleine Schale Sushi-reis (Chef’s Choice für 28 Euro, abends dann 42). Dazu haben wir zwei verschiede­ne Sake getrunken: einmal Suppai Umeshu, ein Pfaumen-sake, drei Jahre gereift (0,1 zu 8,30) und ein Biden, leichter Karamel-geschmack, schaut aus wie Whiskey (6,50). Ganz ehrlich, alles zusammen war purer Genuss, dazu die Atmosphäre in der hohen Bar (die wir diesmal bevorzugt haben), der Tigerdschu­ngel an der Wand, auch optisch einfach großartig. Wäre gelacht, wenn sich hier nicht das Theaterpub­likum tummeln würde, im Frühjahr wird dann die Terrasse zum Max-josephs-platz eröffnet. Bei unserem Lunch ging es weiter mit einem ganz besonderen Leckerbiss­en für vergleichs­weise wenig Geld: die Baby Back Spare Ribs mit Zitronengr­as (13,90) waren vielleicht die saftigsten und zartesten Rippchen, die vom Autor und seiner Begleitung abgenagt wurden, bestreut mit winzigen, gerösteten Zwiebel- und Knoblauchs­tückchen (schaut aus wie geriebene Nüsse) und Frühlingzw­iebel, liegen sie auf einer süßwürzige­n Marinade, in der man ertrinken möchte. Dazu gesellten sich ein Grüner Veltliner „am Berg“von Bernhard Ott (0,1 zu 4,50) und ein Ursprung Cuvée von Markus Schneider aus der Pfalz (4,90). Die Weinkarte ist übrigens gut bestückt und für Münchner Verhältnis­se (wie auch in den anderen Lokalitäte­n der Familie) recht fair kalkuliert. Bar und Restaurant sind bis ein Uhr nachts geöffnet und somit ideal für einen Aperitif oder auch einen Absacker – nicht nur nach Oper- und Theaterbes­uchen.

 ??  ?? Sake im Tiger-dschungel: Die Bar des Anoki
Sake im Tiger-dschungel: Die Bar des Anoki
 ??  ?? Sushi-meisterin Haruko Kato bei der Arbeit
Sushi-meisterin Haruko Kato bei der Arbeit

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