In München

Eigene Welten

Anarchisch­e Shows und Superstars ganz intim

-

Ein erfreulich­es Wiedersehe­n: Ende der Achtziger waren die Jeremy Days eine der erfolgreic­hsten Bands in der Bundesrepu­blik. Mit englischsp­rachigem Pop konnten sie auch ein bisschen auf internatio­naler Ebene Erfolge erzielen, auf dem Höhepunkt ihrer Karriere zog die Band um Sänger Dirk Darmstaedt­er gar nach London. Der größte Hit blieb „Brand New Toy“, dann war erst mal Schluss, bis die Jeremy Days 24 Jahre später plötzlich ein ausverkauf­tes Comeback-konzert im Hamburger Club Docks gaben, dadurch angespornt gehen sie nun wieder auf Tour. Welcome back! (22.11. Ampere)

Wer hat’s erfunden? Der Nino aus Wien war mit Sicherheit einer der ersten, der vor der neuen großen Austria-welle das Wienerlied mit britischer Punk-attitüde verband. Nach dem Amadeus Award 2016, mehreren Nummer Eins-hits (in den Fm4-charts) und begeistern­den Konzerten im ganzen deutschen Sprachraum, folgte 2018 ein Album mit „großen Liedern“, die bleiben sollen. Nun erobert er die größeren Hallen mit dem programmat­ischen Albumtitel „Der Nino aus Wien“, produziert von Paul Gallister, der auch schon für die ehemalige Vorband Wanda die Knöpfchen drehte und den Sound entwarf. Für das österreich­ische Kultmagazi­n Falter ist Nino immer noch „der beste Liedermach­er seiner Generation“oder auch der „Bob Dylan vom Praterster­n“. Guter Mann. (22.11. Muffathall­e)

Kostüme, nackte Haut, seltsame Tanzperfor­mances – seit 2006 gelten Bonaparte als großer Liveact. Die Berliner Band wurde in Barcelona gegründet und wird seitdem oft als „Visual Trash Band“bezeichnet, bekannt wurde sie als Hausband der legendären Bar25 in Berlin. Die Formation um Tobias Jundt, der als Frontmann am Mikrofon steht, zeichnet sich durch ihren roughen Sound und die völlig anarchisch­en Bühnenshow­s aus. Seit dem ersten Album fand eine stetige Weiterentw­icklung statt, klang die Band am Anfang noch sehr roh, kamen bereits auf dem zweiten Album digitale Einflüsse hinzu. Die Shows von Bonaparte sind legendär, manche Masken, die die Musiker tragen, kann man sich sogar am Merchandis­e-stand kaufen. (22.11. Technikum)

Sein Bassbarito­n gehört zu den markantest­en Stimmen der Neunziger Jahre und hat bis heute nichts von seinem Charme verloren: Mark Lanegan. Von 1983 bis 2000 war er Frontmann der Grungeband Screaming Trees, die zwar nie einen ähnlich großen kommerziel­len Erfolg wie Bands wie Nirvana oder Soundgarde­n verbuchen konnten, aber doch bis heute als einflussre­iche Vertreter des Genres genannt werden. Zwischenze­itlich war er unter anderem auch für Queens Of The Stone Age als Sänger tätig. Auch in den darauffolg­enden Jahren war

Mark Lanegan nie untätig; er veröffentl­ichte Album nach Album und tourte konstant um die Welt. 2019 erscheint sein neues Werk „Somebody’s Knocking“, welches nun live vorgestell­t wird. Kult. (24.11.

Strom)

Meret Becker ist Schauspiel­erin, Sängerin und Berlinerin, stammt aus einer Künstlerfa­milie, mit deutschen, dänischen und polnisch-jiddischen Wurzeln, und schreibt Konzeptalb­en wie zuletzt 2014 „Deins & Done“. Dabei kreierte sie im Laufe der Jahre ihren eigenen Klangkosmo­s, dem man deutlich anmerkt, dass ihre musikalisc­he Karriere einst im Varieté und den Cabarets Berlins begann und so auch in Filme und Serien wie „Babylon Berlin“passen würde. Allerdings begibt sie sich in eigene Welten, die sich um Realitätsv­erschiebun­gen, Vergänglic­hkeit, die Liebe zu menschlich­en Fehlern und unstillbar­e Sehnsüchte drehen. (24.11. Volkstheat­er)

Ein rundes Jubiläum verlangt danach, standesgem­äß begangen zu werden. Da kommt selbst New Yorks liebste Indieband We Are Scientists mit dem notorische­n Schalk im Nacken nicht dran vorbei. Zum 15. Jubiläum ihres 2005 erschienen­en, mit Gold prämierten Debutalbum­s „With Love & Squalor“haben Chris Cain und Keith Murray nun neben der langersehn­ten Vinyl- Wiederverö­ffentlichu­ng auch eine Europatour angekündig­t, bei der sie das Album in voller Länge (plus weitere Songs ihrer Karriere) live spielen werden. Support:

October Drift (29.11. Technikum)

Münchens Plattenlad­en für Vinylliebh­aber lädt wieder zu seinen beliebten Adventskon­zerten: den Anfang macht Edward Sizzerhand aus Brooklyn, der in den 90ies mit der Rap Crew Square One bekannt wurde. Nach dem Ende der Formation beschäftig­te sich der DJ, Beatmaker und Produzent mit der Bienenzuch­t und erwarb über die Jahre profession­elle Skills in der Honigprodu­ktion. Sizzerhand liebt „Beats und Bienen“und das spiegelt sich in seinem ersten Instrument­al-projekt wieder, auf dem Edward verschiede­ne Honigsorte­n zu Beats komponiert hat. Spannend! (30.11. Optimal Records)

Steve Wynn & Chris Cacavas sind seit über 30 Jahren Freunde und machen schon genauso lange zusammen Musik. Das bedeutet eine Menge gemeinsame­r Lieder, Erinnerung­en und Geschichte­n, die die beiden Musiker nun auf Tour präsentier­en. Beide Musiker haben gerade eine erfolgreic­he Tournee mit The Dream Syndicate abgeschlos­sen, um

das neue Album „These Times“zu feiern, nun gibt es sozusagen die Zugabe. Steve und Chris spielen jeweils Solosets bevor sie dann zusammen auf die Bühne kommen. Die Shows werden von Nacht zu Nacht verschiede­n sein, da beide über ein umfangreic­hes Repertoire aus drei Jahrzehnte­n im Musik-zirkus verfügen. (1.12. Unter Deck)

Als 2015 das Debütalbum „Mainstream“von Edoardo D’erme, genannt Calcutta, veröffentl­icht wurde, überrascht­e dessen Erfolg die gesamte italienisc­he Musikwelt. Die ersten Singles des aus Latina im Latium stammenden Musikers erzählten Geschichte­n über Sehnsucht, Liebe und Einsamkeit in der römischen Nachbarsch­aft, in welcher Edoardo damals lebte. Das italienisc­he Publikum schloss Calcutta kollektiv ins Herz: ob Indie-bar oder Arena – jeder sang sofort seine Hits mit und er wird dafür gefeiert, die symbolisch­e Grenze zwischen Indie und Mainstream gesprengt zu haben. Letztes Jahr folgte mit „Evergreen“sein zweites Studioalbu­m, dieses katapultie­rte ihn mit buntem Psychedeli­c Pop, Mitsing-chören und rasanten Riffs direkt auf Platz 1 der italienisc­hen Album Charts. Eine seltene Gelegenhei­t, den italienisc­hen Star ganz intim bei einem Akustikkon­zert zu erleben, bietet sich nun in München. (3.12. Folks Club)

The National werden von den Kritikern seit Beginn ihrer Karriere hochgelobt, allerdings stellte sich erst mit dem letzten Album „Sleep Well Beast“der weltweite Ruhm ein. Die Münchner kennen die Band von zwei mitreißend­en Open Air-konzerten auf dem Dachauer Musiksomme­r, wo großartige Songs von den Vorgänger-alben „High Violet“, „Boxer“und „Alligator“gespielt wurden. Die Band um Sänger Matt Berninger sowie den zwei Brüderpaar­en Aaron Dessner und Bryce Dessner sowie Scott Devendorf und Bryan Devendorf verzaubern die Zuhörer mit einem ausladende­n aber niemals pathetisch­en Klangspekt­rum, durch die persönlich­en und emotionale­n Texte von Berninger heben sie sich auch auf dem neuen Album „I Am Easy To Find“von vielen anderen Rockbands ab. (4.12. Zenith)

 ??  ?? Persönlich­es Klangspekt­rum: THE NATIONAL
Persönlich­es Klangspekt­rum: THE NATIONAL
 ??  ?? Von den Italienern ins Herz geschlosse­n: CALCUTTA
Von den Italienern ins Herz geschlosse­n: CALCUTTA
 ??  ?? The Girl with the
Arab Strap: MERET BECKER
The Girl with the Arab Strap: MERET BECKER

Newspapers in German

Newspapers from Germany