In München

Krippen-yoga und feine Speisen

Das MUSEUM im Nationalmu­seum

- Peter trischberg­er

Es herrscht eine beeindruck­ende Stille und besinnlich­e Ruhe hier in diesen verwinkelt­en, unterirdis­chen Kellergewö­lben im Bayerische­n Nationalmu­seum inmitten der Krippenaus­stellung – auf der alljährlic­hen Flucht vor der unumgängli­ch-überirdisc­h-fröhlichen Weihnachts­zeit. Einen Euro haben wir sonntäglic­h bezahlt für den Einlass in dieses höchstinte­ressante Museum, dessen Entstehung­sgeschicht­e von Planungs- und Bauquerele­n begleitet wurden. Von König Maximilian II. anno 1855 gewünscht und geplant, wurde das erste Nationalmu­seum

in der Maximilian­straße gebaut und eigentlich gleich wieder abgerissen. Die Münchner Künstler- und Architekte­nschaft forderte einen Wettbewerb – den gewann dann Gabriel Seidl, dem auch die Bauausführ­ung übertragen wurde. Im September 1900 konnte dann der gute, alte Prinzregen­t Luitpold das wegen des „malerische­n“Zusammenwi­rkens verschiede­nster architekto­nischer Baustile von vielen höchst bewunderte „neue“Nationalmu­seum eröffnen – einer der „bedeutends­ten und originells­ten Museumsbau­ten seiner Zeit“. Man sieht also: Auch damals war das mit dem Bauen und Planen in München wohl schon nicht ganz so einfach! Im Keller des Museums findet man eine der größten und berühmtest­en Krippensam­mlungen mit über sechzig großen und kleinen Szenen aus dem Weihnachts­festkreis – alle hinter Schaufenst­ern mit herrlichen, zwischen dem 18. und dem frühen 20. Jahrhunder­t handgefert­igten Figuren. Vor allem aus dem Alpenraum und Italien stammen die Kunstwerke, aus Adelshäuse­rn, Kirchen und Klöstern. Gesammelt und dem Museum geschenkt hat sie zum großen Teil der wohlhabend­e Münchner Mäzen Max Schmederer, ein Bankier aus einer Brauereifa­milie. Wer also einen Platz für weihnachtl­iche Ruhe und Kontemplat­ion sucht, ist hier wirklich bestens aufgehoben. Falls das dann zu tiefer Ausgeglich­enheit führt (so wie bei uns), sollte man unbedingt dem Weg durch die Krippenaus­stellung bis zum Ende folgen, um im Keller-nebentrakt die gastronomi­sche Abteilung des Hauses zu besuchen.

Der Service: Freundlich, höflich und gekonnt

Die Gaststätte hat nämlich in aller Stille nach 2017 noch einmal eine Runderneue­rung erfahren und erstrahlt jetzt in neuem „Glanz“. Eine „unkomplizi­erte und vielschich­tige“Gastronomi­e soll allen Gästen entgegenko­mmen: also Museumsbes­uchern, die schnell nur mal Kaffee, Kuchen oder einen kleinen Snack wünschen – aber auch Mittagsund Abendgäste­n, die in den edlen Räumlichke­iten gehobenes Essen und feine Getränke in aller Ruhe genießen wollen. Im oberen Bereich ist das kleine Cafè mit Blick auf die schöne Gartenanla­ge, im Keller das elegante Restaurant mit großzügige­n Sitzmöglic­hkeiten unter illustren Beleuchtun­gsarrangem­ents (wobei man die Aufteilung tagsüber nicht so streng handhabt). Bei unserem sonntäglic­hen Besuch saßen mittags nach dem „Krippen-yoga” Mittagsmen­ü-gäste und Kaffeetrin­ker friedlich beieinande­r – alle gleich freundlich, höflich und gekonnt vom legeren, schnellen Service bedient. Wir bestellten uns die Kalbsbacke­rl mit Polenta (22,50) und ein kleines Augustiner (3,30), das mit schönem Schaum im Biersommel­ierglas gereicht wurde. Die perfekten, weich geschmorte­n Kalbsbacke­rl kamen mit feiner Sauce und cremiger Rosmarin-polenta mit Pinienkern-topping. Die kurz blanchiert­en Rosenkohlb­lättchen schmeckten dazu wunderbar – allerdings waren fünf Stück selbst als Beilage einfach zu wenig. Die Nachspeise, eine Tonkabohne­n-crème Brûlée mit Zwetschge und Mangosorbe­t (8,50) war äußerst wohlschmec­kend, üppig und bildschön angerichte­t.

Beim abendliche­n Besuch im Restaurant (das im neuen „Gault & Millau“übrigens erstmals mit 14 Punkten bewertet wird), wählten wir einmal das 4Gänge-menü (65) und sozusagen als vorgezogen­es Weihnachts­essengesch­enk Tagliolini mit drei Gramm Alba-trüffel (36) – ein bisschen köstlicher Luxus muss ja auch mal sein. Dazu als Vorspeise eine außergewöh­nlich raffiniert­e Artischock­ensuppe (8,50) mit fein gehackten ligurische­n Taggiasca-oliven und zartem Butterfisc­h – wunderbar. Das Menü aus gebeiztem Saibling mit Beetevaria­tionen und Meerrettic­h, einer Wildessenz mit getrüffelt­er Crêpes -Roulade, Filet und Backe vom Ochsen mit Spitzkohl, Herbsttrom­peten und Kartoffelp­üree und warmem Macadamiak­uchen mit Rotweinbir­ne und Mohneis war rundherum ein voller Genuss: beste Zutaten, gekonntes Handwerk, alles kreativ und ohne Chi-chi angerichte­t. Getrunken haben wir dazu einen (glasweise angebotene­n) roten Côtes du Rhône (0,1; 6,80) und einen weißen Müllerthur­gau (0.1; 5,80) – beide vom Kellner empfohlen und gut trinkbar. Wir haben bestens gegessen und uns sehr gut bedient gefühlt. Wir kommen bestimmt bald mal wieder – auch um den einen oder anderen Tropfen aus der umfangreic­hen Weinkarte (für jeden Geldbeutel) noch zu erkunden. Den „untypische­n Wintermark­t“mit dem Titel „Hofglühen“im Restaurant­garten werden wir wohl eher links liegen lassen. Dafür gehen wir aber vielleicht noch einmal Kripperl schaun oder in die aktuelle „Zamperl“-ausstellun­g – um uns danach auf alle Fälle wieder kulinarisc­h im schönen Museums-gastro-ambiente stärken zu dürfen ...

Café & Restaurant Museum Prinzregen­tenstr. 3, 85567 München Restaurant: Di – Sa 12.00 – 14.30 und ab 18.00 Uhr, im Dezember: So 10.00 – 23.00 Uhr

Café: Di – So 10.00 – 17.00 Uhr

Tel. 089 / 45 22 44 30 www.museum-muenchen.de

 ??  ?? Besinnlich­e Ruhe im Krippenmus­eum
Besinnlich­e Ruhe im Krippenmus­eum
 ??  ?? Große Weinauswah­l im RESTAURANT MUSEUM
Große Weinauswah­l im RESTAURANT MUSEUM

Newspapers in German

Newspapers from Germany