PETER WALDECK
Triumph des Scheiterns (Milena) Vielleicht ist das der Irrsinn, der das moderne Wien ausmacht. Es ist ja eh nicht nur die Stadt, in der die prächtigsten Brueghel im Kunsthistorischen hängen. Sondern auch der Ort der ranzigen Beisln, der Kabarettlokale, der durchgeknallt größenwahnsinnigen Vetterlwirtschaft kulturverwalter, in der man schnell untergehen und immer mit Schädelweh aufwachen wird. Und natürlich ist Wien der Tummelplatz für Karina Wintertod, der g’schnappigen Schnellschreiberin mit den kecken Kopfbedeckungen und der fehlenden Scheu, Menstruationsbeschwerden und Erbrochenes zum Gegenstand eines ungebremsten Twitter-gewitters zu machen. Kenner wissen, wo hier der Sarg seinen Nagel hat. Und doch ist Fräuleinwunder Wintertod die letzte Hoffnung für den Kulturprofessor, der sich nicht nur mit schneeweißen Dreadlocks, sondern auch mit dem Namen Caspar Orando Tuppy schmückt. Er wurde von Stefanie, äh, Karina engagiert, um an einem radikalfeministischen Projekt über die von der bösen Machowelt unterdrückte Malermutter von Pieter Breughel mitzuwirken. Tuppy sagt begeistert zu. Einziger Haken: Eine Marth Breughel hat es nie gegeben. Trotzdem zieht Tuppy mit, stürzt sich in eine alkoholschwangere Odyssee durch die nächtliche Kaiserstadt und hängt schon bald – als einziges Männer-mitglied – in der uralbernen Verkleidung von Waldecks Frauenbande Ku-klux-fut in zerrissenen Feinstrumpfhosen über dem Zaun. Was halt alles wieder so los war in Wien. Grandioser Schmarrn!