In München

PETER WALDECK

- RUPERT SOMMER

Triumph des Scheiterns (Milena) Vielleicht ist das der Irrsinn, der das moderne Wien ausmacht. Es ist ja eh nicht nur die Stadt, in der die prächtigst­en Brueghel im Kunsthisto­rischen hängen. Sondern auch der Ort der ranzigen Beisln, der Kabarettlo­kale, der durchgekna­llt größenwahn­sinnigen Vetterlwir­tschaft kulturverw­alter, in der man schnell untergehen und immer mit Schädelweh aufwachen wird. Und natürlich ist Wien der Tummelplat­z für Karina Wintertod, der g’schnappige­n Schnellsch­reiberin mit den kecken Kopfbedeck­ungen und der fehlenden Scheu, Menstruati­onsbeschwe­rden und Erbrochene­s zum Gegenstand eines ungebremst­en Twitter-gewitters zu machen. Kenner wissen, wo hier der Sarg seinen Nagel hat. Und doch ist Fräuleinwu­nder Wintertod die letzte Hoffnung für den Kulturprof­essor, der sich nicht nur mit schneeweiß­en Dreadlocks, sondern auch mit dem Namen Caspar Orando Tuppy schmückt. Er wurde von Stefanie, äh, Karina engagiert, um an einem radikalfem­inistische­n Projekt über die von der bösen Machowelt unterdrück­te Malermutte­r von Pieter Breughel mitzuwirke­n. Tuppy sagt begeistert zu. Einziger Haken: Eine Marth Breughel hat es nie gegeben. Trotzdem zieht Tuppy mit, stürzt sich in eine alkoholsch­wangere Odyssee durch die nächtliche Kaiserstad­t und hängt schon bald – als einziges Männer-mitglied – in der uralbernen Verkleidun­g von Waldecks Frauenband­e Ku-klux-fut in zerrissene­n Feinstrump­fhosen über dem Zaun. Was halt alles wieder so los war in Wien. Grandioser Schmarrn!

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