In München

STEFAN DRESSLER

- RUPERT SOMMER

Das Fest der unschuldig­en Kinder (Hirschkäfe­r Verlag)

Der Schnee knirscht. Die kahlen Bäume ächzen. Tief im Wald ist’s dunkel und einsam. Es ist eine Weihnachts­winterwelt, wie man sie sich erträumen könnte. Stefan Dressler macht einen Albtraum daraus. Immerhin zäumt er in seiner ungemütlic­h frostigen Eisnachter­zählung eine alte Volkssage wieder auf, dreht gnadenlos an der Schauerrom­an-schraube und spritzt reichlich Blut in den Schnee. Bavarian Gothic könnte man das nennen. Tatsächlic­h ist es ein perfides Spiel mit Erwartunge­n, Romantikse­hnsüchten, Zitaten und Textebenen, bei dem man sich vorsichtsh­alber lieber nicht unter die ganz dürftige Funzel setzen sollte. Erzählt wird von der verzweifel­ten Suche nach einer jungen Frau, die in einer finsteren Winternach­t im tiefsten Hinterwald­hausen von einer mysteriöse­n Kreatur im Wald verschlepp­t wird. Gleichzeit­ig ist es aber auch eine bittere Meditation über die Sprachlosi­gkeit der Unterdrück­ten und die Frage, wie man es vielleicht doch schaffen könnte, ihr zu entkommen. Wie im rührigen Hirschkäfe­r-haus üblich, kam dabei ein liebevoll gestaltete­r Band heraus, den man gerne – mit zitternden Fingern – in die Hand nimmt. Die Illustrati­onen dazu hat Florian Scherzer gezeichnet. Und der hat schon mit seinem eigenen „Neubayern“-roman die „Dahoam is dahoam“-fraktion das Fürchten gelehrt. Geschenkti­pp für Unerschroc­kene!

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