COMIC Eine böse alte Dame
Hier ist der englische Begriff für illustrierte Literatur besonders angebracht, denn Posy Simmonds wechselt ihre Erzählweise von kleinen und großen Comic-panels über Bilderbuch-illustrationen bis zu Seiten mit fast nur Text oder Zeitungsausschnitten. Man sollte sich Zeit nehmen beim Lesen und ganz in diese Geschichte mit ihren gesellschaftskritischen Untertönen und ironischer Kritik am Establishment eintauchen. Allein die Hauptprotagonistin und Erzählerin ihrer Geschichte ist höchst ungewöhnlich:
Cassandra Darke ist eine exzentrische, launenhafte und im Umgang mit ihren Mitmenschen nicht ganz einfache 70jährige Galeristin, Kunstexpertin und -fälscherin (zumindest hat sie unautorisierte Kopien einer Skulptur in Auftrag gegeben und verkauft) und lebt im schicken Chelsea in einem Stadthaus mit Köchin und eigenem Fahrer. Der Schwindel fliegt auf, sie wird zu einer Bewährungs- und hohen Geldstrafe verurteilt, und muss fortan kleinere Brötchen backen. Als sie widerwillig ihrer Nichte Nicki
im Souterrain Unterschlupf gewährt und als Aktionskünstlerin unterstützt, wird die böse alte Dame schon bald in einen grausamen Mordfall verwickelt, der sie auch mit ihrer eigenen Persönlichkeit konfrontiert. Passend zu diesen Erkenntnissen ist diese Geschichte rund um Weihnachten angesiedelt, immer eine gute Zeit, um mal nach innen zu blicken, nach all dem Trubel. Somit ist diese illustrierte Krimierzählung auch für den Leser eine höchst inspirierende Lektüre für die Feiertage. Rainer Germann