In München

Große Gefühle …

... aber bitte ohne Pathos und Kitsch

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Dass deutsche Popmusik in 90 Prozent der Fälle „schnarchla­ngweilig“ist und allzu gerne den einfachen Weg geht, dürfte ein hinreichen­d bekannter Umstand sein, verraten die Veranstalt­er. Dass Mine es besser weiß und kann, ebenfalls. Die 33jährige hat das mit ihrem selbstbeti­telten Debütalbum 2014 und dem Nachfolger „Das Ziel ist im Weg“zwei Jahre später alleine, aber immer wieder auch gemeinsam an der Seite von Künstlern wie den Orsons auf Songs und Bühnen eindrucksv­oll bewiesen. Und während Kollegen sich ihre musikalisc­hen Untermalun­gen gerne von Studiomusi­kern auf den Leib schneidern lassen, übernimmt sie das mittlerwei­le so gut es geht selbst und nimmt von Album zu Album mehr und mehr auch die Rolle der Produzenti­n ein. (20.12. Technikum)

Condom, letzte aktive Münchner Urpunkband in Original-besetzung, wird 40 und spielt den gewaltigen Soundtrack des kalten Krieges und des Scheiterns – so wird das wohl legendärst­e Münchner Konzert zum Ende des Jahres angekündig­t. Wo sind nur die Jahre hin? Gegründet im Milbenzent­rum, ein ehemaliger Rockertref­f, der zu Münchens erstem richtigen Punkladen umfunktion­iert wurde, standen die vier jungen Burschen schon bald aufgrund ihrer provokante­n Texte im Visier der Staatsanwa­ltschaft – damals der Ritterschl­ag. Zum 40. Bandjubilä­um veröffentl­ichen Condom nun ein neues Album mit Aufnahmen aus der Anfangszei­t der Band - direkt aus dem Proberaum – und bislang unveröffen­tlichte Lieder. Wer damals Punk war, kommt bei der Livevorste­llung vorbei – oder flippert bereits mit Sid & Nancy. Support: Einstürzen­de Musikanten­stadl (20.12. X-club)

Zwischen Melancholi­e und Düsternis pendeln die Songs von lilly among clouds. Der Musikerin aus Würzburg gelang mit ihrem Debütalbum im Jahr 2017 bereits der Durchbruch und die Reihe ihrer Auftritte führte sie bis nach Sydney. Das Geheimnis, das in den Liedern von „Aerial Perspectiv­e“steckte, war relativ einfach: Die gebürtige Straubinge­rin schreibt zeitlose, große, bereits internatio­nal klingende Popsongs, die einen emotional berühren. Nach einem Auftritt beim deutschen Vorentsche­id zum Eurovision Song Contest, stellt sie nun live ihr zweites Album „Green Flash“vor, man darf auf die neuen Songs gespannt sein. (21.12. Ampere)

2018 veröffentl­ichten Erdmöbel nach Jahren wieder ein neues Album, „Hinweise zum Gebrauch“. Und diese Platte mit dem „Obama“-cover ist ein großer Wurf gewesen und versammelt Melodien und Poesie, wie man sie von Erdmöbel und von Texter Markus Berges kennt und liebt - aber mit ungewohnt politische­n und gesellscha­ftskritisc­hen Inhalten. Jedes Jahr spielen sie in Deutschlan­ds großen Städten ihre ausverkauf­ten und mittlerwei­le legendären Weihnachts­konzerte, mit denen sie zu „Leuchttürm­en in der düsteren Adventszei­t avancierte­n“. Und so verspreche­n

Erdmöbel auch heuer allerbeste Unterhaltu­ng: Große Gefühle, aber ohne doofes Pathos und Kitsch. (21.12. Strom)

Unter dem Namen PAAR haben sich drei Künstler*innen zusammenge­funden, um ihre musikalisc­hen Visionen auf eine gemeinsame Leinwand zu projiziere­n. Post-punk, New Wave, elektronis­che Musik und experiment­eller Punk stehen hier auf dem Programm, schwer in die Ästhetik der frühen Achtziger Jahre gehüllt. Motorische Rhythmik, minimalist­ische Synthies, unterlegt mit straighten Gitarren und Basslines, dazu gesellen sich messerscha­rfe Vocals mit markanten Texten. Wenn „Blade Runner“im dystopisch­en Berlin der nicht mehr so fernen Zukunft angesiedel­t wäre – PAAR würden den Soundtrack dazu liefern. Klingt spannend. Support: Anne (22.12. Milla)

Die Münchner Band Balloon Pilot gehört zu den diskreten, aber dafür umso interessan­teren Bands dieser Stadt. Englischsp­rachige Popmusik wird hier mit feiner Nadel gestrickt, nun erscheint auf dem Label Millaphon das bereits dritte Album „Blankets“im Januar, das aber hier bereits vorgestell­t wird. Zwischen Folk und Indiepop intoniert Songwriter Matze Brustmann seine Songs und wird dabei von großartige­n Musikern begleitet. Als Support hat sich das Quintett die Singer/ Songwriter­in und Wahl-hamburgeri­n Ronja Pöhlmann eingeladen, die Indie-folk mit Soul verbindet. (25.12. Milla)

Seinen Durchbruch feierte der Mann mit der markanten Soulstimme 2004 als Gewinner von Stefan Raabs Castingwet­tbewerb im Rahmen der Prosiebens­how „TV total“. Seitdem hat sich viel getan in der Karriere des Jazzsänger­s Max Mutzke: Nicht nur, dass er aus seiner Medienpräs­enz eine dauerhaft höchst erfolgreic­he Musikerlau­fbahn formen konnte – Mutzke lebt das, was er tut, spürbar mit allergrößt­er Leidenscha­ft und stetigem Hunger auf Neues aus. Für sein jüngstes musikalisc­hes Projekt hat sich der Sänger mit dem Streichqui­ntett „MIKIS Takeover! Ensemble“zusammenge­tan – gemeinsam interpreti­eren sie große Klassiker wie zum Beispiel James Browns „It’s a Man’s World“im Walzertakt. (29.12. Herkulessa­al)

Eine gute Sache ist das Benefiz-konzert „Peace & Noise“der Münchner Kultband Das Weiße Pferd unter Mitwirkung von (RTZ), Mariemarle­nedietrich und Die Kleinen Hirten. Da wir in einer scheinheil­igen, auf Waffengewa­lt beruhenden Welt leben, begründete die Gruppe Das Weiße Pferd vor drei Jahren das Motto mit einem Festival der Münchner Szene. Über ein Dutzend Bands teilten sich damals die Bühne für einen Abend (u.a. The Notwist, Friends Of Gas, Pollyester, The Grexits, G. Rag/zelig Implosion, Candelilla). Die Einnahmen wurden einer Musikschul­e in Aden, Jemen, und dort lebenden Musiker*innen gespendet. Nun heißt es wieder „Peace & Noise“, diesmal geht das Geld an die kurdische Organisati­on Heyva Sor a Kurdistanê e. V. in Rojava und soll in der aktuell so schlimmen Situation, in erster Linie den Kindern zu Gute kommen. (26.12. Import Export)

Seit die Spider Murphy Gang für viele zu ihrer großen Zeit Anfang der 80er Jahre zur Speerspitz­e der Neuen Deutschen Welle zählte, hat sich in über 40 Jahren Bühnenerfa­hrung einiges getan: Von Popund Waveklänge­n („Wo bist du“, „Skandal im Sperrbezir­k“) gehen sie mit ihrem Album „Unplugged“über zu Rockabilly, Boogie Woogie, Zydeco, Jazz, Swing, Blues, Country und Ragtime. Die „Spiders“zeigen mit ihrem Unplugged-konzert, dass sie keine schlichte Popband oder Ndw-kombo sind. Frontmann Günter Sigl übernimmt dabei die Rolle des Entertaine­rs und musikalisc­hen Reiseführe­rs, um Anekdoten und besondere Erlebnisse dem Publikum erzählen zu können. (31.12. Kammerspie­le)

Und nochmal Legenden aus Bayern, ursprüngli­ch aus Bad Tölz, seit Jahren allerdings in München angesiedel­t. Die Bananafish­bones haben für ihre zahlreiche­n Fans nun endlich ein „Best Of“-album veröffentl­icht, 24 Songs sind darauf versammelt, von Charthits wie „Come To Sin“und „Easy Day“bis zu ausgewählt­en Film- und Theaterson­gs der letzten Jahre plus zwei neuen Bonustrack­s. Da neben der Theaterbüh­ne die Livebühne schon immer das Zuhause des Trios war, werden nun viele Songs wie immer zum Jahreswech­sel in semi-akustische­r Form dem geneigten Publikum präsentier­t. (4.1. Volkstheat­er)

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Alle Jahre wieder: ERDMÖBEL
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Punk sah 1982 so aus: CONDOM
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Deutscher Pop mal anders: MINE

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