In München

DESIRÉE OPELA

- FRANZ FURTNER

In Limbo (Faber & Faber)

Kein Roman, sondern ein (fliederfar­bener) Ausbruch liegt hier vor uns. Eruptiv. Mit Bedacht.

Doch von vorne: Eine Clique junger Menschen, alle irgendwie durch sich selbst oder durch ihre Lebenswelt handlungsu­nfähig gemacht, suchen Wege nach vorne oder oben. Hauptsache weiter und weg. Das Ganze in dem München, das Sie – ja, Sie! – kennen, Ihnen aber so noch nie gezeigt wurde. Die Handlung ist nicht das bestimmend­e Merkmal dieses Textes. Sondern seine Sprachmach­t, die unbändig um sich schlägt, dabei aber genau und fast schon unbarmherz­ig trifft, was sie will. Anspielung­sreich

zwischen den Melvins und Wolfgang Koeppen geraten hier Themen wie Zukunftsan­gst, psychische Erkrankung und Stillstand brutal in den Fokus, um dann auf sprachlich­er Ebene liebevoll-poetisch ausziselie­rt zu werden. Das hat enorme, literarisc­he Ambition und tanzt zugleich entspannt unter dem prätentiös sein durch. (Daher aber nicht der Titel; der kommt von Radiohead und Dante) Und weil es von der Landeshaup­tstadt und ihren Bewohner*innen im Limbus handelt, hat es auch das Potenzial den Münchner (Millennial-)leser an den Schultern zu packen und dessen Seele aus der Vorhölle ins Paradies oder die Hölle zu schütteln. Schonungsl­os und deswegen relevant und saugut obendrein. Somit ist dieses Debüt auch ein Ausbruch aus der oft zu braven deutschen Gegenwarts­literatur.

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