DESIRÉE OPELA
In Limbo (Faber & Faber)
Kein Roman, sondern ein (fliederfarbener) Ausbruch liegt hier vor uns. Eruptiv. Mit Bedacht.
Doch von vorne: Eine Clique junger Menschen, alle irgendwie durch sich selbst oder durch ihre Lebenswelt handlungsunfähig gemacht, suchen Wege nach vorne oder oben. Hauptsache weiter und weg. Das Ganze in dem München, das Sie – ja, Sie! – kennen, Ihnen aber so noch nie gezeigt wurde. Die Handlung ist nicht das bestimmende Merkmal dieses Textes. Sondern seine Sprachmacht, die unbändig um sich schlägt, dabei aber genau und fast schon unbarmherzig trifft, was sie will. Anspielungsreich
zwischen den Melvins und Wolfgang Koeppen geraten hier Themen wie Zukunftsangst, psychische Erkrankung und Stillstand brutal in den Fokus, um dann auf sprachlicher Ebene liebevoll-poetisch ausziseliert zu werden. Das hat enorme, literarische Ambition und tanzt zugleich entspannt unter dem prätentiös sein durch. (Daher aber nicht der Titel; der kommt von Radiohead und Dante) Und weil es von der Landeshauptstadt und ihren Bewohner*innen im Limbus handelt, hat es auch das Potenzial den Münchner (Millennial-)leser an den Schultern zu packen und dessen Seele aus der Vorhölle ins Paradies oder die Hölle zu schütteln. Schonungslos und deswegen relevant und saugut obendrein. Somit ist dieses Debüt auch ein Ausbruch aus der oft zu braven deutschen Gegenwartsliteratur.