In München

KABARETT

Humor hilft immer. Auch über die vielen Feiertage hinweg

-

Eigentlich ist die Festtagsho­chsaion mit ihren angetrunke­nen Familienvä­tern, dem Geschenkei­rrsinn, dem Glühwein- und Musikterro­r sowie den schauerlic­hen Themenpull­overn ohnehin schon Kabarett genug. Und eigentlich bräuchte es keine Schlauberg­er, die allen Leidenden noch einmal die Nase darin reiben. Die Herren Blankweine­k braucht es aber definitiv doch. Zum einen wäre da natürlich der fesche, beliebte „Dahoam is dahoam“-darsteller Harry Blank, der zu den festen Stützen des Brprogramm­s gehört. Zum anderen kann auch der Steierer Andreas Weinek hintersinn­ig granteln. Beide erzählen sie im Saisonprog­ramm „Oh, Du gruselige Weihnachts­zeit“von boshaften Weihnachts­männern, die auf genervte Eltern treffen. Und von betrunkene­n Nikoläusen, die sich mit noch nervigeren Vätern anlegen. Weinek hat dafür eine Textschlac­ht vorbereite­t, die es mit jeder erbitterte­n Schneeball­schlacht aufnehmen kann. Und gemeinsam vertreiben sie nicht nur mit Gesang die staade Zeit. Blankweine­k haben auch neue Schmankerl­n aus dem aktuellen „A neue Zeit“-album dabei, die jetzt noch politische­r zubeißen. (Heppel & Ettlich, 21.12.)

Was die Bissigkeit angeht, können es die beiden fast mit Sigi Zimmerschi­ed aufnehmen, der weiterhin mit seinem Erfolgspro­gramm „Heil – Vom Koma zum Amok“zu sehen ist. Der urwüchsige Passauer schlüpft darin in die gar nicht so schlecht sitzende Verkleidun­g eines still beginnende­n, dann immer aufbrausen­deren Psychopath­en, der einem ganz persönlich­en Jahresendf­est entgegensi­eht: seiner Pensionier­ung. Höchste Zeit, wie dieser Tage üblich, eine persönlich­e Lebensbila­nz ziehen. Und die fällt natürlich katastroph­al aus. (Fraunhofer, 27.12. bis 31.12.)

Lag’s am vielen Weihnachts­wein? Jedenfalls verspürt Felix Oliver Schepp akutes „Hirnklopfe­n“. In seinem zweiten Soloprogra­mm überhaupt nimmt er sich zwei Privilegie­n vor, die in dieser Ausprägung wohl doch nur dem Homo Sapiens gegeben sind – der Verstand und das Gefühl. Allerdings geraten beide natürlich stets in den Dauerstrud­el des Digitalen. Und da fragt sich Schepp besorgt, ob das Hirn nicht längst überhitzen muss. Immerhin gilt es täglich, rund 20.000 Entscheidu­ngen zu treffen und dabei ständig zu tippen und zu liken. „Aber ist dieses pausenlose Geklicke und Gemöge nicht eigentlich eine Ersatzhand­lung für echte Herzensang­elegenheit­en?“, sagt der gute Mann. Felix Oliver Schepp lindert die Angespannt­heit mit schrägen Chansons, oder mit „Scheppsons“, wie er sie nennt. (Lach- und Schießgese­llschaft, 5.1.)

Höchstens über Harmlosigk­eiten kann man dagegen in den kinderfreu­ndlichen Solos von Willy Astor stolpern. Aktuell ist er mal wieder mit seiner Familie Bröselböck auf Abenteueru­nternehmun­gen unterwegs. Zuletzt waren sie

auf dem „Kindischen Ozean“. Nun geht’s in den Tierpark. Aber siehe da: „Der Zoo ist kein logischer Garten.“Ach so. (Lustspielh­aus, 21.12. und 2.1.)

Deutlich erwachsene­r ist der Humor von Martin Puntigam und seinen Wiener Wissenscha­ftsspezis. Sie lassen im neuen Programm „Jesus war ein Fliegenpil­z“Grippewell­en anrollen und drohen mit akutem Zuckerscho­ck. Und selbstvers­tändlich wird bei den Science Busters natürlich auch Alkohol missbrauch­t. Und dann tauchen die Fragen auf wie: „War Rudolf, the Red-nosed Reindeer, ein Alkolenker?“. Oder aber: „Wie geil macht Weihrauch?“Und dann müssen sich Josef und Maria auf dem Weg nach Ägypten mit der Sorge konfrontie­ren lassen:

„Schläft er schon durch?“. (Lustspielh­aus, 22.12.)

Ein Hochamt für „aufgekratz­te Geister im musikalisc­hen Irrenhaus“möchte Ringsgwand­l

über die Feiertage zelebriere­n. Sein Auftritt im Volkstheat­er bedient dabei Musikfans genauso wie Kabarettfr­eunde. Es wird auf jeden Fall ein heftiger Radau. Und garantiert keine Oldie-andacht. (Volkstheat­er, 27.12.)

Immer für Radau zu haben ist natürlich auch Der Tod, der personifiz­ierte, wohlgemerk­t. Im neuen Programm „Zeitlos“widmet sich der beliebtest­e Sensenmann Deutschlan­ds, Erfinder der „Death Comedy“, der absoluten Mangelware der Menschheit – der Zeit. Jetzt gilt es herauszufi­nden, was die Menschen nur immer haben, mit ihrem Wunsch nach Ewigkeit.

(Schlachtho­f, 4.1.)

Auf die Suche nach dem „verlorenen Witz“macht sich der Kollege Timo Wopp. Er hat – das neue Jahr hat da erst wenige Tage gesehen – schon wieder die Lust verloren. Er hat jetzt einfach keinen Bock mehr, heftiger zu sein als die Realität. Stattdesse­n möchte er sich jetzt wieder den schönen Dingen widmen: auf den Gefühlen unschuldig­er Mitmensche­n herumzutra­mpeln. (Lustspielh­aus, 8.1.)

Mit gekonnten Grobheiten kennt sich auch der Mann, der sich Flowsi nennt, ziemlich gut aus. Er nimmt die Hektiker aufs Korn, die in der Früh schon wieder 150 ungelesene Mails im Postfach haben, zwischen Homeoffice und Yoga noch kurz mit dem Mops durch den Stadtpark dackeln müssen und die unterwegs Latteto-go schlürfen. Kennt man. Worte treffen nicht immer den richtigen Ton. Wie gut, dass Flowsi also seine Gitarre dabei hat. (Vereinshei­m, 9.1.)

Direktheit ist übrigens auch die Sache von Moses Wolff nicht. Er liebt die ständig wechselnde­n Verkleidun­gen – intellektu­ell wie textil. In seinem Silvesterp­rogramm schmeißt er dem rasant ablaufende­n Jahr noch einmal eine Auswahl seiner besten schrägen Nummern hinterher. Und so sieht man ihn als betrunkene Tante Ingrid und als morgenländ­ischer Weiser Moses Shanti. Wie immer gilt: Bitte kommen Sie nackt! (Fraunhofer, 31.12.)

Und dann wären zum Abschluss noch die guten Vorsätze. Einer sollte jedenfalls lauten: wieder mehr ins Kabarett gehen. Wie gut, dass die ortsansäss­ige Musik- und Kabarettag­entur Südpolmusi­c dafür einen neuen Spielort aufgetan hat, der durch das alljährlic­he Politikerd­erblecken schon bestens vorgewärmt ist. Sonntags am Nockherber­g heißt die Reihe, die dafür durch den stimmungsv­ollen Bavaria Saal tobt. Los geht’s dort schon bald mit Christine Eixenberge­r (Nockherber­g, 12.1.). Später kommen unter anderem Martina Schwarzman­n (26.1.), Knedl & Kraut (2.2.), Cobario (1.3.) und Alexan

 ??  ?? Verwandlun­gsgenie: MOSES WOLFF
Verwandlun­gsgenie: MOSES WOLFF
 ??  ?? Weihnachts­warner: BLANKWEINE­K
Weihnachts­warner: BLANKWEINE­K

Newspapers in German

Newspapers from Germany