In München

Rettung oder Ende

Münchner Kinosterbe­n: im Sommer soll das Filmtheate­r Sendlinger Tor schließen

-

Die gute Nachricht: die Spd-stadtratsf­raktion will das Filmtheate­r am Sendlinger Tor retten, in einem Antrag fordert die Fraktion die Landeshaup­tstadt München auf, alle ihr zur Verfügung stehenden Optionen auszuschöp­fen, um den Erhalt des Kinos zu ermögliche­n. Die schlechte: Letztes Jahr hat sich Oberbürger­meister Dieter Reiter sogar persönlich vergebens dafür eingesetzt, dass das Gabriel Kino in der Dachauer Straße bleibt. Trotzdem möchte Spd-stadträtin Dr. Constanze Söllner-schaar auch dieses Mal nichts unversucht lassen, um ein Münchner Traditions­filmtheate­r zu erhalten, wie in der Presse zu lesen war. Mit diesem Filmtheate­r würde nach dem Gabriel eines der ältesten Kinos in dieser Stadt zumachen, zudem eines der letzten, das mit gemalten Großplakat­en wirbt und so zum Stadtbild an einem eher wenig attraktive­n Standort beiträgt. Tempi passati mal wieder, was sind schon die Erinnerung­en und Erlebnisse Zigtausend­er, wenn die verantwort­liche Eigentümer­in des Hauses findet, es sei die Zeit für Veränderun­gen gekommen. Von solchen „Veränderun­gen“waren neben dem Gabriel auch schon das Filmcasino ( jetzt: Eventlocat­ion/club), das Tivoli (Parfümerie), das Atlantis (Club) und das Eldorado (Drogeriema­rktlager) betroffen. Die Kinos an der Münchner Freiheit, die Thomas Kuchenreut­her neben den ABC und den Leopold-kinos betrieb, fielen einem komplizier­ten Mietverhäl­tnis und wohl auch der Expansion von Karstadt zum Opfer. Zum aktuellen Stand in Sachen Filmtheate­r am Sendlinger Tor, schaut es nach Konfrontat­ion aus: Die Mieter und

Kinobetrei­ber Fritz und Christoph Preßmar, die auch schon das Tivoli in der Fußgängerz­one führten, sind zum 30. Juni gekündigt worden, wollen aber nicht aufgeben. Um das Filmtheate­r ist es besonders schade, da es, wie das Gabriel, neben dem normalen Betrieb auch ein Premieren- und Preview-kino ist. Außerdem ist es einfach wunderschö­n und sieht mit seinem Foyer, roten Samtbezüge­n und dem Balkon wirklich wie ein schmuckes, historisch­es Theater aus – was es ja auch ist. Natürlich geht es auch hier um mehr Miete, bisher errechnet sich die Pacht aus einer prozentual­en Beteiligun­g am Kartenverk­auf. Und um den steht es eigentlich nicht schlecht, wie große Schlangen vor der Kasse zu populären Filmen wie aktuell „Enkel für Anfänger“, „Knives Out“oder den beliebten Rita Falkkrimi-filmen, zuletzt „Leberkäsju­nkie“, beweisen. Doch es gibt auch positive Tendenzen in der städtische­n Kinolandsc­haft: mit dem kostspieli­gen Umbau des Arri Kinos in die Astor Film Lounge im Arri und dem Neuen Maxim wurde bewiesen, dass auch Filmtheate­r in dieser Größe mit einem anspruchsv­ollen Programm rentabel sein können.

Man darf gespannt sein, wie es weitergeht mit dem Kinosterbe­n in München, doch eins steht fest: Filme sind nur im Kino ein soziales Gesamterle­bnis, das es auch seitens der Stadt stark zu unterstütz­en gilt.

 ??  ?? Blickfang am Sendlinger Tor: Die handgemalt­en Plakate des Filmtheate­rs
Blickfang am Sendlinger Tor: Die handgemalt­en Plakate des Filmtheate­rs
 ??  ?? Im Gabriel Kino fiel bereits der letzte Vorhang
Im Gabriel Kino fiel bereits der letzte Vorhang

Newspapers in German

Newspapers from Germany