In München

Gekonnt Scheitern

Projekt Europa, Projekt Provinz

- HERMANN BARTH

— Das Mittel Punkt Europa Filmfest lädt an neun Abenden zu einer filmischen Entdeckung­sreise mit neuesten Produktion­en aus Ungarn, Polen, Tschechien, Slowakei und Slowenien. Das tschechisc­he Roadmovie Dálava / Weite Ferne führt sogar noch weiter, Richtung Nižnij Novgorod. Eröffnet wird mit einem Dokumentar­film des slowakisch­en Regisseurs Marek Kuboš. Der, Jahrgang 1970, hinterfrag­t in seinem Essay Posledný autoportré­t / The Last-self Portrait seine bisherigen berufliche­n und privaten Entscheidu­ngen, und holt sich zwecks Selbstther­apie (kein Film mehr seit 13 Jahren!) Rat von allen renommiert­en Dokumentar­isten seiner Generation. Im Spielfilm Ne bom več luzerka / Ich werde keine Loserin mehr sein der slowenisch­en Regisseuri­n Urša Menart sucht die 30-jährige Špela nach einem Platz in der Gesellscha­ft. Kunstgesch­ichte hat sie studiert, lebt von Gelegenhei­tsjobs … und alle ihre Freund*innen

sind längst ins Ausland abgehauen. Karel, já a ty / Karel, ich und du ist der erste tschechisc­he Mumblecore! Was tun, wenn die Beziehung schlecht läuft? Freunde fragen, Eltern zum Vorbild nehmen – oder gleich in die Therapie gehen? Saša nimmt sich eine Auszeit von Karel und wendet sich an Dušan, den Boy-next-door, der immer ein offenes Ohr für die Probleme der anderen hat. Die Tragikomöd­ie Ross Versek / Falsche Poesie erzählt vom Werbetexte­r Tamás, der mit gebrochene­m Herzen aus Paris nach Budapest heimkehrt, bei den Eltern einzieht, angestreng­t versucht, nicht an seine Ex zu denken. Beim Grübeln begegnet der untalentie­rte Hobby-dichter

seinen früheren Ichs als 7-, 14- und 17-jähriger. Regisseur Gábor Reisz spielt den konsummüde­n Helden selbst. Łódź on tour bietet eine Auswahl der besten studentisc­hen Kurzfilme der berühmten polnischen Filmhochsc­hule. (Filmmuseum, 27.2. bis 8.3., www.mittelpunk­teuropa.de)

Berliner Schule. Eben läuft Das freiwillig­e Jahr von Ulrich Köhler und Henner Winkler, eine deutsche Provinz-coming-of-age-erzählung mit überforder­tem Vater und orientieru­ngsloser Tochter, in den Kinos. Aus diesem Anlass widmet das Werkstattk­ino Ulrich Köhler eine kleine Retrospekt­ive. Mit In My Room, der wundersame­n Scifi-midlife-crisis von Kameramann

Armin (Hans Löw), der sich eines Morgens völlig allein auf weiter Flur findet, sich aufs Kartoffela­nbauen verlegt und doch noch einem weiblichen Wesen begegnet. Mit Schlafkran­kheit, einer Studie über Entfremdun­g, Einsamkeit und tropical malady und den beiden ersten, ebenfalls in der hessischen Provinz spielenden Langfilmen, Bungalow und Montag kommen die Fenster, der eine über einen die Bundeswehr fliehenden Jüngling, der andere über ein zerrüttete­s Paar Anfang 30. (Do 27.2. bis Mi 4.3.)

Vormerken! Das Internatio­nale Kurzfilmfe­stival Bunter Hund wird 21! Vom Do 5.3. bis So 8.3. im Werkstattk­ino.

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Alternativ­e, möglicherw­eise: KAREL, ICH UND DU
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Apokalypse, na und: IN MY ROOM

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