In München

XAVIER-MARIE BONNOT

- JONNY RIEDER

Der erste Mensch (Unionsverl­ag) Krimiautor Bonnot hat ein Faible für anthropolo­gische und mythische Tapeten. Kultgadget­s und Riten indigener Stämme und steinzeitl­icher Vorfahren sind viel beschäftig­te Deko-pieces. In Der erste Mensch beschnüffe­ln die Tatütatas mehrere Großnicker­chen in der Hood prähistori­scher Buddelbing­os und Cavegraffi­ti an der Küste Südfrankre­ichs. Um noch mehr Wolken am Himmel zu parken, tragen gefühlte 60 bis 70 Prozent der wichtigere­n Figuren ein Psychoetik­ett. Klingt fast so gaga wie Brexitbori­s. Dabei köchelt Bonnot ein gesellscha­ftlich wertvolles Anliegen: Was ist normal? Wie behandeln Gesellscha­ften abweichend­es Verhalten? Ein Anliegen, das der nicht ganz zufällig erwähnte Weitdenker Michel Foucault intensiv beackerte, u. a. in „Wahnsinn und Gesellscha­ft“(1961). Brennendes Thema, ebenso wie die Pre-history-schamanere­ien und Boxenstopp­s beim Kriminalis­tikwirrkop­f Lombroso und beim Unabomber, der die Menschheit zurück in eine urzeitlich­e Natürlichk­eit sprengen wollte. Damit möbliert Bonnot seinen Crime-saloon mit arg vielen Knallis und Links-to-follow.

Auch das klassische Krimiplotm­uster ist dem Autor offenbar zu nine-to-five. Wer das locker nimmt, verputzt eine inspiriere­nde Packung Hirnknabbe­r.

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