Unterwegs und Unterwegssein
Der Tourneezirkus rollt durch die Stadt
Vor drei Jahren hat das Nord-londoner Damen-trio Girl Ray mit „Earl Grey“ein recht erfolgreiches Debütalbum veröffentlicht, das Lo-ficharme mit netten Gitarren-riffs und süßen Harmonien bot. Auf ihrem zweiten Album „Girl“scheint das nicht mehr zu genügen, die Gitarren wurden in die Ecke gestellt und durch jede Menge Keyboards ersetzt. POP steht hier ganz fett drauf und Poppy, Sophie and Iris hätten sich an Ariana Grande orientiert, heißt es, produziert hat Ash Workman, der auch schon für Metronomy hinter den Reglern saß. (6.3. Milla)
Als Teenager hörten sie im Radio die alte Riege wie The Clash und die Sex Pistols, nun sind sie selbst seit 40 Jahren unterwegs: GBH gehören zu den legendären Vertretern der zweiten Punkinkarnation, neben Bands wie Crass oder UK Subs. Mit jeder Menge schwarzem Humor und einer gehörigen Portion Selbstironie ausgestattet, machen sie ihrem Namen, „Grievous Bodily Harm“(schwere Körperverletzung) in puncto Attitude alle Ehre. Die Gründungsmitglieder Sänger Collin Abrahall und Gitarrist Colin Blyth sind noch immer im Dienst und fit fürs Jubiläum. (7.3. Folks! Club)
Der Singer/songwriter Sam Lewis
aus Nashville klingt zeitlos, nachzuhören auf seinem aktuellen Album „Loversity“. Das hat ihm niemand Geringeres wie die Kult-musikjournalistin Silvie Simmons bestätigt, praktisch ein Ritterschlag. Ein anderer Schreiberling findet, dass man glaubt, Al Green rauszuhören, bei dem ganzen Soul, der aus Lewis‘ Poren tropft. Fest steht, Lewis kreiert mit seiner Soul-stimme und großartigen Songs Country im alten Stil, der keine Grenzen kennt, und seine Geschichten sind es wert zu hören. (10.3. Feierwerk
Orangehouse)
Fast sechs Jahre ist es her, dass Die Sterne ihr letztes Album veröffentlichten. Jetzt endlich kommt Werk Nummer 14 – voll mit Songs, Entwürfen und Texten, die sich in den letzten Jahren bei Frank Spilker angesammelt haben. Denn eines war klar: die alte SterneBesetzung brauchte eine Frischzellenkur. Aus diesem Grund hat sich Spilker lauter Lieblingsmusiker wie Erobique und die Düsseldorf Düsterboys mit ins Boot geholt. Das Ergebnis: ein eigener Mix aus Indie-pop, Hiphop, Funk und ein paar elektronischen Anleihen. „Die Sterne“heißt das neue Werk, mit dem es nun auf Tour geht. (11.3. Ampere)
1929 war Berlin die wildeste Stadt der Welt, glamourös und feierwütig – dieses Lebensgefühl voller Blues, Klavier-ragtime, Chansons und opulenten Charleston-nummern bringt das Moka Efti Orchestra auf die Bühne und jetzt auch auf dem Album „Erstausgabe“. Gegründet als Hausband des gleichnamigen Clubs in der erfolgreichen TV Serie „Babylon Berlin“begeistert das 14köpfige Ensemble unter anderem mit dem großartigen Titelsong „Zu Asche, zu Staub“, der von der Sängerin und Schauspielerin Severija auch live dargeboten wird. Ob das Publikum dazu auch in Formationen tanzt – man darf gespannt sein. (11.3. Muffathalle)
Der Englische Garten ist eine Formation aus München, die mit einer Mischung aus Pop, Northern Soul und C86-gitarren-indiesound für Begeisterung vor allem bei den dynamischen Livekonzerten sorgt. Die beiden Masterminds Bernd Hartwich (Merricks) und Axel Koch haben drei Jahre zusammen mit ihrem Mitmusikern an dem neuen Album „Bei Tag und Nacht“gearbeitet und herausgekommen ist eine wirklich schöne Platte, die, wie schon die Werke ihrer norddeutschen Brüder im Geiste, Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen, auf Tapete Records erschienen ist. (12.3. Rote Sonne)
Der von den wilden und stürmischen Färöer-inseln stammende Singersongwriter, Komponist und Produzent
Teitur hat sich mit seinem musikalischen Wirken ein klares Ziel gesetzt: dem Publikum ein Stück von sich selbst geben und mit seinen gefühlvollen Liedern direkt in die Gedankenwelt seiner Fans eindringen. Sein neuntes, von der Kritik hochgelobtes Studio-album „I Want To Be Kind“nahm er mit Thomas Bartlett aka Dovemoan auf, der sonst mit absoluten Songwriter-ikonen wie Sufjan Stevens oder Martha Wainwright zusammenarbeitet. (12.3. Substanz)
Die Bandmitglieder Pablo van de Poel, sein Bruder Luka van de Poel und Robin Piso spielen wie junge Rockgötter mit der natürlichen Autorität und Souveränität absoluter Profis: Dewolff sind eine psychedelische Blues-rockband aus der niederländischen Provinz Limburg. Das Trio in der Besetzung Gitarre/gesang, Hammond Orgel und Drums hat seit 2007 sechs hervorragende Alben veröffentlicht, mehr als 400 Gigs gespielt sowie auf den meisten großen Festivals abgeräumt. Lässig, ohne Anstrengung und gleichzeitig atembe
raubend mitreißend wird hier Deep Purple mit den Allman Brothers verschmolzen. (13.3. Strom)
Die Band um die Sänger und Gitarristen Jack Steadman und Jamie Maccoll, Bassist Ed Nash und Drummer Suren de Saram schaffte es als Bombay Bicycle Club mit ihrem vierten Album „So Long, See You Tomorrow“bis auf Platz 1 der britischen Charts. Der Titel war im Rückblick durchaus prophetisch zu lesen, denn nach anderthalb Jahren auf Tour, beschlossen sie eine Pause einzulegen. 2017 traf man sich, um eine einzelne Show für das zehnjährige Jubiläum des Debüts „I Had The Blues But I Shook Them Loose“anzugehen, das machte aber Lust auf mehr. Und das hört man dem neuen Album „Everything Else Has Gone Wrong“nun an. Euphorischer, tanzbarer New Wave-gitarrenpop ist darauf zu hören, mehr davon bitte. (15.3. Backstage)
Anfang 1994 legten die Newcomer
Selig aus Hamburg mit dem selbstbetitelten Debut-album einen erstaunlichen Schnellstart hin und schenkten den Freunden organischer Rockmusik so großartige Evergreens wie „Ohne Dich“, „Sie hat geschrien“oder „Mädchen auf dem Dach“. Die Formation um Sänger Jan Plewka lieferte drei Alben lang den Soundtrack für die deutsche Grunge-generation der 90er und wurde für ihre energetischen Hippie-metal-shows gefeiert wie kaum eine andere Band der Republik. Nach einer zehnjährigen Pause, kehrte die Band 2009 mit dem Album „Und Endlich Unendlich“wieder zurück und tourt seither wieder unermüdlich. Für die Aufnahmen zu ihrem neuen Album „Kashmir Karma“haben sich Selig in die Abgeschiedenheit der schwedischen Westküste zurückgezogen, nun wird das wort- und bildgewaltige Werk live präsentiert. (16.3. Technikum)
Der Mann ist wirklich ein Weltenbummler: Den in Australien geborenen
Stu Larsen hatte das Reisefieber schon sehr früh ergriffen und so packte der Sänger und Songwriter sein Leben in einen (Gitarren-) Koffer und begann rund um den Globus zu reisen. Die Eindrücke verarbeitet er abwechselnd in Fotografien sowie seiner FolkMusik, zum Beispiel auf seiner neuen Platte „Marigold“. Klug und intim erzählt er seine Geschichten von unterwegs und vor allem vom Unterwegssein. (16.3. Folks! Club)