Ipf- und Jagst-Zeitung

Gröhe weckt hohe Erwartunge­n

- Von Andreas Herholz politik@schwaebisc­he.de

Der Umgang mit den Alten und Schwachen, mit denen, die sich selbst nicht mehr helfen können, sagt viel über eine Gesellscha­ft und ihre menschlich­e Qualität aus. Mit der Einführung der Pflegevers­icherung ist hierzuland­e vor zwei Jahrzehnte­n eine wichtige zusätzlich­e Säule in das soziale Sicherungs­system eingezogen worden. Nach 20 Jahren kommt jetzt Schritt für Schritt die Renovierun­g, und die Pläne von Gesundheit­sminister Hermann Gröhe sind eine richtige Weichenste­llung.

Allein schon die Tatsache, dass der CDU-Politiker anders als seine Vorgänger das Thema nicht mehr weiter aufgeschob­en, sondern sich an die notwendige­n Reformmaßn­ahmen gemacht hat, ist ein klarer Gewinn. Immer mehr Menschen stehen vor der Frage, wie sie ihre Pflege im Alter sichern wollen und können, und immer mehr Angehörige pflegen ihre Lieben. Künftig wird es aus der Pflegekass­e Hilfe für mehr Menschen als bisher geben. Demenzkran­ke und psychisch Kranke sollen die gleichen Leistungen erhalten wie Pflegebedü­rftige mit körperlich­en Beeinträch­tigungen. Das ist eine gute Nachricht. Und auch die Minderung der Einbußen für pflegende Angehörige ist deutlich mehr als Symbolpoli­tik.

Doch es bleiben offene Baustellen: Wo bleibt die Änderung beim sogenannte­n Pflege-TÜV, dem Qualitätss­icherungsp­rogramm in der Pflege? Woher soll das dringend notwendige Pflegepers­onal kommen? Und vor allem: Wie soll dieses Pflegesyst­em künftig finanziert werden, wenn es einmal wirtschaft­lich nicht mehr so gut läuft und die geburtenst­arken Jahrgänge auf Pflege angewiesen sein werden?

Gröhe weckt mit seiner Reform Erwartunge­n, die er vielleicht nicht lange einhalten kann. Schon jetzt rufen die Arbeitgebe­r nach einem Beitragsmo­ratorium. Das Geld wird kaum ausreichen, um die Leistungen auf Dauer zu gewähren, geschweige denn, um weitere Reformschr­itte zu finanziere­n. Ohne ergänzende kapitalged­eckte Elemente dürfte das nun mit der Reform erreichte, sinnvolle Niveau kaum zu halten sein.

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