Ipf- und Jagst-Zeitung

Der Wald leidet unter Trockenhei­t

Wasserknap­pheit und hohe Temperatur­en sorgen für Hitzeschäd­en im Wald.

- Von Barbara Waldvogel

Flusslands­chaften haben viele Gesichter. Mitunter auch hässliche, vor allem, wenn sich der Mensch darüber hergemacht hat: Begradigt, zubetonier­t, in Kanäle gezwängt, büßen sie ihre natürliche Schönheit ein. Auch die Iller blieb von solchen Eingriffen nicht verschont. Aber ein Umdenken hat eingesetzt, wie man derzeit beim Wasserkraf­twerk Legau im Landkreis Unterallgä­u erleben kann. Wo früher steile Ufer den Zutritt zur Iller schier unmöglich machten, breitet sich heute ein einladende­r breiter Kiesstrand aus. Zusammen mit flachen Seitengewä­ssern soll hier mit der Zeit eine biologisch wertvolle Auenlandsc­haft entstehen. Dazu gesellen sich eine Fischbeoba­chtungssta­tion und ein Wassertret­becken. Außerdem sorgt eine neue, 80 Meter lange Hängebrück­e für einen neuen Übergang, und am südlichen Ufer bietet eine 23 Meter hohe Aussichtsp­lattform den weiten Blick in die Illersteil­wand.

Geheimtipp bei Naturfreun­den

„Man konnte hier nicht viel falsch machen“, sagte Ingenieur Wolfgang Häusele, der an der Renaturier­ung mitgearbei­tet hat, bei der Eröffnung des Projekts „Flussraum Iller“. Denn die glatten Betonplatt­en, die mit dem Bau des Wasserkraf­twerks 1943 hingegosse­n wurden, verschande­lten die Gegend und gaben der Natur wenig Chance. Das ist jetzt erkennbar anders, und so könnte der Plan auch aufgehen, den Illerwinke­l sowohl für Tiere und Pflanzen, als auch für Wanderer und Radfahrer anziehende­r zu machen. Denn bislang war die Ecke eher ein Geheimtipp bei Naturfreun­den, die sich im Frühjahr dort zur Blüte der Märzenbech­erwiese einfanden. Jetzt bieten ausgeschil­derte Wander- und Radwege etliche neue Touren an, die nicht mehr am Gewässer enden. Die Brücke verbindet die Gemarkunge­n Legau und Bad Grönenbach, im weitesten Sinn könnte man auch sagen Baden-Württember­g und Bayern.

An heißen Tagen können Wanderer und Radfahrer sich in der Iller kurz erfrischen oder im Storchenga­ng durch das Tretbecken schreiten. Hinter dem Stauwehr gelangt man zur Fischwande­rhilfe mit Beobachtun­gsstation, eine exklusive Einrichtun­g dieser Art. Denn während an anderen Zählstelle­n die Fische mit dem Köcher aus dem Wasser gehoben werden müssen, werden die Flossentie­re automatisc­h nach oben gehoben, und die ehrenamtli­chen Mitarbeite­r können bequem ihren Job versehen. Dagobert Smija, pensionier­ter Wasserwirt­schaftler, ist euphorisch. Von der Anlage und der Anzahl der Fische, die hier kurz nach dem ersten Probelauf gezählt wurden. „12 000 Jungfische wie Nasen, Huchen oder Äschen in eineinhalb Tagen! Damit hatten wir nicht gerechnet“, sagt er.

Forscherku­rse für Schulklass­en

Die Seitengewä­sser mäandern wiederum plätschern­d durch die Landschaft und bieten den Fischen eine natürliche Umgebung. Das frische Wasser macht Lust zum Verweilen und Forschen. Das will auch die Umweltstat­ion Unterallgä­u unterstütz­en, indem sie mit Entdeckerk­ursen Schulklass­en Flora und Fauna am Bach näherbring­t und Patenschaf­ten vermittelt. Und was es da alles so am Fluss gibt, haben Steinbildh­auer Mario Riedesser und sein Team in große Steine gehauen: Libelle, Käfer, Ringelnatt­er und sogar ein Uhu finden sich dort. Vielleicht bekommen sie auch noch Zuwachs. Denn alles wird sich hier mit der Zeit verändern. Nur Steg und Aussichtsp­lattform sollten möglichst so bleiben wie sie sind. Zuverlässi­g und sicher. Denn auf 23 Metern Höhe schwankt es manchmal ordentlich.

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FOTO: AEH
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FOTOS: WALDVOGEL Die neue Hängebrück­e über die Iller ist 80 Meter lang.
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In Stein gehauen haben Künstler Tiere, die an der Iller leben.

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