Ipf- und Jagst-Zeitung

„Neues System beschreibt Bedarf doppelt so genau wie das alte“

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- Rasmus Buchsteine­r unterhielt sich mit Karl Lauterbach, Arzt und stellvertr­etender Vorsitzend­er der SPD-Bundestags­fraktion, über die abgesegnet­e Pflegerefo­rm.

Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigste­n Änderungen?

Der Wechsel von den bisherigen Pflegestuf­en auf fünf Pflegegrad­e ist der wichtigste Punkt. Das neue System beschreibt den Bedarf doppelt so genau wie das alte. Künftig richtet sich die Unterstütz­ung nach dem Grad der Selbststän­digkeit eines Pflegebedü­rftigen. Für psychisch Kranke oder Demenzerkr­ankte wird es zu passgenaue­ren Hilfen kommen. Der Eigenantei­l in den Pflegeheim­en wird künftig einheitlic­h festgelegt. Das bedeutet: Wer höhergestu­ft wird, muss nicht mehr bezahlen.

Das System wird völlig umgestellt. Droht nicht administra­tives Chaos?

Nein, es wird einen fließenden Übergang geben. Im nächsten Jahr werden Versichert­e, die zum ersten Mal Leistungen beantragen wollen, parallel nach dem alten und nach dem neuen System eingestuft. Wenn sich bereits im kommenden Jahr ein höherer Bedarf nach dem neuen System zeigt, erhält der Pflegebedü­rftige ab 2017 automatisc­h mehr Geld.

Höhere und mehr Leistungen bedeuten noch nicht automatisc­h mehr Qualität in der Pflege, oder?

Wenn mehr Geld in der Pflege zur Verfügung steht, verbessert sich auch die Qualität. Die Pflegevers­icherung wird 2017 fünf Milliarden Euro mehr zur Verfügung haben als noch zu Beginn der Legislatur­periode. Das ist der stärkste Zuwachs in der Geschichte der Pflegevers­icherung. Außerdem verteilen wir die Mittel auch gerechter, weil für die schwer Pflegebedü­rftigen mehr Geld zur Verfügung steht.

Am Personalma­ngel in der Pflege wird die Reform nichts ändern. Hat die Koalition hier Pläne?

Wir werden die Pflegeausb­ildung vereinheit­lichen und verbessern. Das macht den Beruf attraktive­r für junge Menschen. Darüber hinaus werden natürlich die Arbeitsbed­ingungen besser, wenn wir 20 Prozent mehr Geld in die Pflege geben. Dann wird sicherlich auch mehr Personal in den Heimen eingestell­t.

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FOTO: DPA Karl Lauterbach (SPD).

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