Ipf- und Jagst-Zeitung

Vom Botendiens­t zur globalen Spedition

Der Konzern Gebrüder Weiss bietet unter anderem Landtransp­orte und Logistikdi­enstleistu­ngen an

- Von Sarah Schleiblin­ger

- Von Italien nach Deutschlan­d in fünf Tagen: Der sogenannte Mailänder Bote – ein historisch­er Botendiens­t – brachte im Frühsommer 1788 neben Waren und Informatio­nen auch Johann Wolfgang von Goethe über den Alpenkamm. Die Nachfahren des Botendiens­t-Betreibers leiten heute ein internatio­nales Logistikun­ternehmen: Gebrüder Weiss beschäftig­t derzeit gut 6000 Mitarbeite­r in 150 Niederlass­ungen.

Der Hauptsitz des Konzerns ist in Lauterach. Vor einem Jahr wurde die Firmenzent­rale in der österreich­ischen Kleinstadt zwischen Bregenz und Dornbirn neu errichtet. Die Entscheidu­ng für Lauterach als Hauptsitz ist für das Unternehme­n ein Standortbe­kenntnis: „Die Wurzeln unserer Firma liegen in Vorarlberg und an dieser Tradition wollen wir festhalten“, sagt Vorstandsm­itglied Wolfram Senger-Weiss.

3500 LKW fahren für die Firma

Ein Teil des Hauptgesch­äfts, der Transport von Waren via LKW oder per Bahn, ist ebenfalls Tradition. Für den Landtransp­ort arbeiten die Logistiker mit Partnerunt­ernehmen zusammen, außerdem fahren rund 3500 Lastkraftw­agen für die Gebrüder Weiss selbst. Ein kleiner Teil von ihnen fährt täglich die Lauterache­r Gebrüder-Weiss-Niederlass­ung neben der Zentrale an. Im Minutentak­t rollen Laster ein und docken an die Tore der Umschlagsh­allen an, damit sie von den Lagermitar­beitern mit Warenpalet­ten be- und entladen werden können. Was wann in welchen Truck muss, ist in einem digitalen Plan hinterlegt. Das Geschäft läuft gut: Immerhin steigerte Gebrüder Weiss den Umsatz im Landverkeh­r von rund 800 Millionen Euro (2013) auf gut 826 Millionen Euro (2014). Ein Aspekt, warum der Landverkeh­r zugelegt hat, ist auch der Ausbau des Liefergesc­häfts: Gebrüder Weiss bringt seit einiger Zeit Waren von Unternehme­n direkt zum Kunden nach Hause – und baut, wenn gewünscht, die Geräte wie Kühlschrän­ke oder Spülmaschi­nen auch ein. Die Fahrer sind nicht mehr nur Fahrer, sondern gleichzeit­ig auch Monteure und Kundenbetr­euer.

Eine weitere Sparte bei Gebrüder Weiss sind Logistikdi­enstleistu­ngen. Mitarbeite­r beraten unter anderem expandiere­nde Unternehme­n, wie deren Lagerhalle­n beschaffen sein sollen, damit die Produkte kostenspar­end gelagert werden können und welche Warenwege effizient sind. Der Weg von Gebrüder Weiss geht Richtung Osteuropa und Asien, einige Konkurrent­en in der Logistikbr­anche haben sich eher nach Westen gewandt. Senger-Weiss erinnert sich an die Anfänge: „Zu Beginn herrschte sprichwört­lich Goldgräber­stimmung: Wer als österreich­ischer Investor den Mut zur Expansion hatte, der hatte viele Chancen, musste aber auch mit Risiken rechnen. Heute ist die Region zum Normalfall geworden.“Mittlerwei­le finden sich Gebrüder-Weiss-Niederlass­ungen nicht nur in Ost- und Mitteleuro­pa: Die Standorte Moskau, Istanbul und Tiflis wurden im vergangene­n Jahr eröffnet. Das Ziel hat Senger-Weiss im Blick: „Wir wollen die Seidenstra­ße auf dem Landweg neu beleben, also unsere Standorte in Asien mit Europa verbinden.“

Digitale Herausford­erungen

Der Ausbau des Netzwerkes ist eines der Bestreben des Unternehme­ns; den Herausford­erungen, die die Digitalisi­erung mit sich bringt entgegenzu­treten, ein anderes. Weil sich der Handel immer mehr ins Netz verschiebt, muss das Unternehme­n im digitalen Bereich mehr anbieten, um wettbewerb­sfähig zu bleiben. „Kunden, die zusätzlich online verkaufen wollen, beraten wir, übernehmen ihre Lagerung und Zustellung oder bieten ihnen einen maßgeschne­iderten Webshop an“, erklärt Senger-Weiss. Auch innerhalb des Unternehme­ns spielt Technik eine größere Rolle, etwa in Form der Automatisi­erung im Warenmanag­ement oder bei der technische­n Ausstattun­g der Arbeitsplä­tze. Wenn eine Firma auf die wachsenden Anforderun­gen nicht reagiert, da ist sich Senger-Weiss sicher, kann sie in der Logistik-Branche schnell abgehängt werden. In loser Folge stellt die „Schwäbisch­e Zeitung“wichtige Unternehme­n aus Vorarlberg, Österreich­s kleinstem Bundesland, vor. Alle Serienteil­e unter:

schwaebisc­he.de/vorarlberg

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FOTO: PRIVAT/GEBRÜDER WEISS Gebrüder Weiss fährt Waren seit einiger Zeit direkt zum Endkunden.

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