Der Mais mag Hitze, aber keine Trockenheit
Maisernte fällt der anhaltenden Wasserarmut zum Opfer – Konsequenzen sind bis in die Milchproduktion spürbar
- Grün ist hier nicht mehr viel: Auf den Äckern der Ostalb vertrocknet der Mais. Die Blätter haben ihre satte Farbe verloren, wirken papieren und blass. Die Kolben sind klein. „Der Mais leidet“, sagt Martin Diemer, Pflanzenproduktionsberater am Landwirtschaftsamt in Ellwangen.
Die Hitze macht dem Mais zu schaffen, auch wenn er ursprünglich aus Mexiko stammt und an solche klimatischen Bedingungen gewöhnt sein sollte. Ist er im Prinzip auch, sagt Diemer. Mais kommt mit Hitze gut zurecht und hat auch ein gutes Wassermanagement. Aber ganz ohne Wasser kommt auch der Mais nicht klar.
Viele Maispflanzen haben aufgehört zu wachsen
Man sieht es den Pflanzen an. Sie rollen die Blätter ein und wachsen nicht mehr. Im vergangenen Jahr waren die Pflanzen zweieinhalb bis drei Meter hoch. Diesen Sommer haben viele bei anderthalb Metern das Wachstum eingestellt – je nach Bodenbeschaffenheit. Die Gewitter am Wochenende haben für ein bisschen Entspannung gesorgt, zumindest da, wo es geregnet hat. Aber den großen Umschwung könnte laut Diemer nur noch eine Woche schöner, flächendeckender Landregen bringen. Und selbst dann werden die Blätter, die jetzt schon braun sind, nicht mehr grün. Dann stellt die Pflanze die Photosynthese ein und das wirkt sich auf die Futterqualität aus. Dabei ist nicht die Höhe der Pflanze ausschlaggebend, sondern die Energiedichte. Und die wird vom Kolben beeinflusst. Der Mais habe zwar Kolben angesetzt, doch die seien kleiner als sonst und können sich nicht richtig entwickeln, sagt Diemer. Für die Bauern ist das ein Problem, denn sie sind auf den Mais als Futterpflanze angewiesen. „Für die Rindvieh haltenden Betriebe ist der Mais ein zentraler Baustein bei der Fütterung.“Die Bauern würden nun versuchen, so schnell wie möglich zu reagieren, nämlich den Mais zu ernten und Weidelgras als Zwischenfrucht nachzusäen, in der Hoffnung, dass es regnet. Denn ohne Nass von oben geht auch die neue Saat nicht auf.
Nicht nur der Mais fehlt als Futter, wegen der Trockenheit fällt auch der dritte Grasschnitt mager aus, ob es einen vierten geben wird, steht in den Sternen. Die Bauern reagieren und füttern mehr Stroh. Das hat aber weniger Energiedichte, weshalb die Kühe weniger Milch geben. Die Milchmädchenrechnung, das sei doch angesichts sinkender Milchpreise nicht so schlimm, geht aber nicht auf. Denn den Bauern fehlt dann die Liquidität, sagt Diemer.
Auch die Getreideernte sorgt da nicht für Ausgleich. Die sei regional zwar sehr unterschiedlich, aber eher durchschnittlich. Außerdem könne das Getreide das Futter nicht ersetzen. Kühe brauchen eine bestimmte Menge Grünfutter, damit ihre Verdauung funktioniert. Getreide dagegen ist Kraftfutter und wird in Maßen eingesetzt.
Dass angesichts des Klimawandels nicht andere, hitzeresistentere Sorten entwickelt werden, sei nicht so einfach, sagt Diemer: „Die Hitze wird zwar von den Züchtern berücksichtigt, aber neue Züchtungen brauchen Zeit. Das dauert Jahre, wenn nicht Jahrzehnte.“