Ganz schön heiß!
In vielen Berufen geht es in diesen Hochsommertagen ganz besonders hitzig zu
- Aalen schwitzt. Und das seit Wochen. Wer in einem klimatisierten Büro arbeiten darf, ist zu beneiden. Doch es gibt genügend Menschen, die berufsbedingt bei den subtropischen Temperaturen doppelt schwitzen müssen. W enn Karlheinz Stollenmeier morgens um 3 Uhr in seine Backstube kommt, läuft er gegen eine Wand. „Angesichts der lang anhaltenden Temperaturen von über 30 Grad bekomme ich die Hitze hier gar nicht mehr heraus“, sagt der Innungsobermeister der Bäcker im Altkreis Aalen und Inhaber der Bäckerei Stollenmeier. Brot und Brezeln zu backen, sei derzeit kein Zuckerschlecken. An die 45 Grad hat es momentan in der Backstube. Unter der Hitze leiden nicht nur die Bäcker, sondern auch die Qualität der Backwaren ließe zu wünschen übrig. Obwohl der Teig mit Eiswürfeln gekühlt werde, gehe er zu schnell. Deshalb sehen die Brezeln derzeit auch anders aus als sonst, sagt Stollenmeier, dessen Kunden schon nachgefragt hätten, warum das Laugengebäck etwas komisch daherkomme. Sahne zu verarbeiten, sei an solch heißen Tagen fast unmöglich. „Bis ich die aufgeschlagen habe, fällt sie bereits wieder zusammen.“Angesichts der Hitze seien auch die Aggregate in den Kälteanlagen überfordert. Wenn es über Wochen so heiß ist wie derzeit, könnte es passieren, dass sämtliche Geräte deshalb ausfallen. „Das wäre der Super-Gau“, sagt Stollenmeier.
I n der brütenden Hitze müssen derzeit auch die Arbeiter von
Markus Stegmeier, Chef des gleichnamigen Hoch- und Tiefbauunternehmens, ihre Arbeit verrichten. Doch ihr Vorgesetzter ist angesichts der Temperaturen sehr kulant. „Wenn es sehr heiß ist und unsere Mitarbeiter der prallen Sonne ausgesetzt sind, überlassen wir es ihnen, selbst zu entscheiden, ob sie früher als sonst aufhören wollen.“Während es im Brückenbau noch möglich sei, im Schatten zu arbeiten, sei dies im Straßenbau nicht möglich. „Hier knallt die Sonne ganz schön runter“, sagt Stegmeier. Eine kurze Abkühlung würden hingegen Rohrbrüche verschaffen, zu denen das Unternehmen auch gerufen werde. Ü ber Temperaturen von über 30 Grad kann die Saunameisterin und Betriebsleiterin der Saunen in den Limesthermen, Margarita
Dörr, eigentlich nur schmunzeln. Denn dort geht es mit 90 Grad weitaus heißer zu. „Begeisterte Saunagänger kommen auch bei den derzeit heißen Temperaturen zu uns“, sagt Dörr. In jeder Schicht stehen für ihre Mitarbeiterinnen neun Aufgüsse auf dem Arbeitsprogramm. „Und das kann ganz schön anstrengend sein“, sagt Dörr. Die einzige Möglichkeit, sich abzukühlen, sei zwischen den Aufgüssen – und zwar mit kalten Duschen.
E infach mal ins kühle Nass zu springen, das würde sich auch
Heiko Eberhard während seiner Arbeitszeit wünschen. Er ist einer der Polizeibeamten vom Verkehrskommissariat Aalen und Mitglied des Motorradbegleitkommandos Württemberg, die in ihrer Lederkombi und in dicken Stiefeln auf Motorradstreife durch die Hitze fahren müssen. Unter seiner Einsatzkluft ist es zehn Grad wärmer als die ohnehin hohe Außentemperatur. „Wenn wir zu einem Unfall fahren und innerstädtisch ein, zwei Minuten in der prallen Sonne an der Ampel stehen, ist das ganz schön heftig“, sagt Eberhard. Und am Unfallort selbst kann es sein, dass er und seine Kollegen eine Stunde lang bei der Unfallaufnahme der Gluthitze ausgesetzt sind. Um zu verhindern, dass der Kreislauf ins Schwanken gerät, hat Heiko Eberhard auch immer eigene Getränke dabei. Eine Klimaanlage für Motorräder wie sie die Streifenwagen der Polizei besitzen, wäre eine super Sache, meint der Polizeibeamte. Doch leider sind die Zweiräder nur winterfest und verfügen über eine Sitzheizung und beheizbare Griffe – im Sommer eine überflüssige Ausstattung.
H itzefrei würde sich auch so mancher Mitarbeiter bei der GOA wünschen. „Doch wenn der Müll liegen bleibt, dann wäre was los“, sagt der Prokurist Jürgen Schneider. Während Bauarbeiter auf der Baustelle auch mal ihr Hemd ausziehen können, ist das für die GOA-Mitarbeiter strikt verboten. Da sich diese im Straßenverkehr bewegen, müssen sie Warnwesten tragen. Allerdings dürfen sie kurzärmlig arbeiten und auch kurze Hosen tragen. Um sich vor der Sonne zu schützen, stellt die GOA ihnen auch Sonnenschutzcremes zur Verfügung und versorgt sie mit Getränken, wenn die eigenen mal ausgehen. Bürger bittet Schneider, den Biomüll erst am Tag der Abfuhr bereitzustellen und Mülleimer nicht in der prallen Sonne zu platzieren, um so zu verhindern, dass sich Maden bilden. M it der derzeit heftigen Sonneneinstrahlung haben auch die Busfahrer der OVA zu kämpfen. „Obwohl alle unsere Busse klimatisiert sind, ist es nicht so angenehm wie in einem kühlen Büro. Bei jedem Halt dringt die Hitze durch die Tür, und es kann auch sein, dass die Klimaanlage mal ausfällt“, sagt der Geschäftsführer Peter Rau. Mehr als die Busfahrer würden allerdings die Mitarbeiter in der Werkstatt leiden. Diese ist nicht klimatisiert, und durch die Tore, die immer wieder mal auf sind, um Busse hereinzulassen, kommt die Wärme herein, so dass es hier 40 Grad heiß sein kann.
W enn Muharrem Türksoy, Inhaber des Dönerladens „Marmaris Imbiss“, in sein Geschäft kommt, hat es hier bereits locker an die 50 Grad. Ab 10 Uhr und bis Mitternacht laufen die beiden Döner-Roboter „Der Gerät“und produzieren ordentlich Hitze. „Das muss man schon aushalten können“, sagt Türksoy, für den die Arbeit allerdings mittlerweile Gewohnheit ist und der den ganzen Tag über viel Wasser trinkt. Die im Imbiss herrschenden hohen Temperaturen machen vielmehr den Gästen zu schaffen, von denen einige im Freien darauf warten, dass ihr Döner fertig ist. Wenn es gar zu unerträglich ist, geht auch Türksoy mal vor das Geschäft und schnappt „frische“Luft.