Alte Schätze neu zur Schau gestellt
Diorama-Konzept wird eingeführt – Hallen werden übersichtlicher – Kiemele-Museum denkt an Erweiterung
- Im Bauern- und Technikmuseum der Familie Kiemele in Seifertshofen bei Eschach tut sich einiges. Besitzer Eugen Kiemele und Museumssprecher Boris Wolf haben mit einem völlig neuen Konzept für eine bessere Präsentation ihrer Fahrzeug-Schätze überrascht.
„Diorama-Präsentation“heißt der Zauberbegriff. Die Idee, die dahinter steckt: Alljährlich strömen aus ganz Europa zehntausende Besucher zum Lanz-Bulldog- und Dampffestival. Es hat sich seit 1981 zu einem Mekka aller Oldtimer-Fans entwickelt. Zum nächsten Treffen am 5. und 6. September werden neben der allgemeinen Trecker-Szene auch 120 alte Unimogs, 150 historische Opel und sage und schreibe 1500 andere Oldtimer angemeldet. Den Charme dieses Festivals wollen die Betreiber des Museums das ganze Jahr über auch in die Museumshallen tragen.
Boris Wolf gibt zu verstehen, dass die bisherige Situation in den Fahrzeughallen für die wachsende Gemeinde der Oldtimer-Fans alles andere als glücklich gewesen sei: Viel zu eng seien die Museumsschätze beieinander gestanden. Das Museumskonsortium mit der Familie Kiemele und Freunden habe sich nun darauf verständigt, die Schaustücke in den Ausstellungshallen völlig neu zu ordnen, zu thematisieren und aufzulockern. Museumsbesucher sollen zukünftig die Technikveteranen von allen Seiten bewundern und fotografieren können. Zudem sollen die Fahrzeuge und Maschinen sozusagen in ihrem Element betrachtet werden können. So werden nun sogenannte Dioramen gestaltet. Ein Anfang ist bereits in der Militär- und Geschichtshalle gemacht. Betonplattformen, Sandberge und Pflanzen sind schon montiert. Planen für einen lebendigen Hintergrund sind schon in Auftrag. Es folgt auch noch ein virtueller See und sogar eine Häuserruine. Der Rundgang durch ein Jahrhundert Militär- und Weltgeschichte beginnt bei Fundstücken aus dem Ersten Weltkrieg, führt an deutschen, amerikanischen und englischen Panzern und Armeelastern vorbei zu Erinnerungsstücken aus der Zeit des Kalten Kriegs. Eugen Kiemele ist es sogar gelungen, in Berlin einen alten Wachtturm der DDRGrenzwächter zu erwerben. Und: „Joschka“heißt ein ausrangierter Wasserwerfer der Berliner Polizei aus den unruhigen 60er- und 70erJahren, den damals beispielsweise Gegner des Vietnamkriegs zu spüren bekamen, darunter auch der spätere Außenminister Joschka Fischer.
Die letzte Station bei diesem Rundgang bildet die FlowerpowerZeit mit Erinnerungen an Woodstock und mit dem Peacemaker, einem kunterbunt bemalten Hippieflugzeug, das sich am Hallenhimmel mit einem echten Starfighter trifft.
Einen russischen Mogelpanzer aus Ostberlin „erbeutet“
Museumsgründer Eugen Kiemele freut sich über eine kuriose Neuerwerbung mit einer besonderen Geschichte aus dem Kalten Krieg. Es handelt sich um einen russischen Mogelpanzer: Die Attrappe aus Pappe und Blech ist auf einem Lkw-Fahrgestell aufgebaut. Dadurch konnte der vermeintliche Kampfpanzer extrem leise und blitzschnell von einem Ort zum anderen gefahren werden. Kiemele wurde erzählt, dass die russische Armee einstmals im Bereich der Berliner Mauer die Alliierten zu gerne erschreckt, verunsichert und deren Reaktionsfähigkeit ausgetestet hätten. Auch nahe des berühmten Checkpoint Charlie sei der flinke Blechpanzer aufgetaucht, um sich ein „Fangerles-Spiel“mit US-Panzern zu liefern. Nur zwei von diesen Exemplaren gebe es. Das Museumsinventar wächst zusehends und die Präsentationen sollen ausgebaut werden. Boris Wolf und die Kiemeles bestätigen: „Ja, wir denken bereits über eine Hallenerweiterung nach.“