Aus der Schmollecke zum Matchwinner
Edelreservist Pedro Rodríguez entscheidet das europäische Supercup-Finale für Barcelona
(dpa) - Ein Lionel Messi allein reicht nicht. In einem dramatischen Finale um den europäischen Supercup schoss der Edelreservist Pedro Rodríguez, der eigentlich gar nicht eingesetzt werden sollte, den FC Barcelona zum Sieg. Sein Treffer in der 115. Minute zum 5:4-Erfolg des Champions-League-Siegers über den Europa-League-Gewinner FC Sevilla könnte der letzte Dienst gewesen sein, den der Stürmer Barça erwies. Der spanische Fußballnationalspieler wird mit Manchester United in Verbindung gebracht.
„Ich bin glücklich, dass Pedro das Siegtor erzielte“, freute Messi sich für seinen Teamkameraden. „Er hat es vollauf verdient.“Der Argentinier hatte den Treffer per Freistoß vorbereitet. Sevillas Torwart António Alberto Beto ließ den Ball abprallen, Pedro war am schnellsten zur Stelle und staubte ab. Für die Barça-Fans war es wie ein Déjà-vu-Erlebnis: Vor sechs Jahren hatte Pedro im Supercup-Finale gegen Schachtjor Donezk das Siegtor für Barça geschossen, ebenfalls nach Vorarbeit von Messi, ebenfalls in der 115. Minute.
Torwart Marc-André ter Stegen kann damit wie seine Mitspieler weiterhin vom sechsfachen Titelgewinn mit Barça im Jahr 2015 träumen: Nach dem Gewinn der Meisterschaft, des Pokals, der Champions League und des Uefa-Supercups fehlen nur noch der spanische Supercup und die Club-WM. Allerdings begann das Finale in Georgiens Hauptstadt für den deutschen Keeper unerfreulich. Schon nach drei Minuten war der Ex- Gladbacher nach einem Freistoß von Ever Banega geschlagen. Der Argentinier zirkelte den Ball so akkurat in den Torwinkel, dass ter Stegen dem Leder gebannt hinterher schaute.
Die Freude der Andalusier währte nicht lange. Messi (7./16. Minute) erwies sich als der noch bessere Kunstschütze und brachte Barça mit zwei präzisen Freistößen in Führung. Als Rafinha (44.) und Luis Suárez (52.) auf 4:1 erhöhten, schien Barça einen Kantersieg anzusteuern. Niemand setzte einen Pfifferling auf den FC Sevilla. Die Abwehr der Katalanen erwies sich jedoch – wie bereits in den Testspielen – als anfällig. Als Messi die Kräfte ausgingen, begannen die Sevillaner eine unverhoffte Aufholjagd. José Antonio Reyes (57.), Kevin Gameiro (72./Elfmeter) und Jewgen Konopljanka (81.) glichen zum 4:4 aus. Ter Stegen konnte bei den Gegentreffern wenig ausrichten. „Wir haben es zu locker angehen lassen“, meinte Messi. „So wurde für uns ein Spiel noch kompliziert, das wir eigentlich schon für uns entschieden hatten.“
Die spanische Presse feierte das torreiche und mitreißende Finale als eine Werbung für den Fußball. „Was für ein verrücktes Finale!“, schwärmte „As“. Das Endspiel verdeutlichte auch die Dominanz der Spanier im Vereinsfußball. Seit dem EuropaLeague-Gewinn des FC Sevilla im Jahr 2014 gewannen die Spanier alle internationalen Titel, sieben an der Zahl.
Barças Matchwinner Pedro wusste nicht so recht, ob er sich freuen oder ärgern sollte. „Ich war wütend, weil ich nicht in der Startelf stand“, räumte der Stürmer ein. Trotz des Ausfalls des an Mumps erkrankten Superstars Neymar begann Pedro das Finale auf der Ersatzbank. Trainer Luis Enrique wechselte ihn erst zur Verlängerung ein. „Ich will bei Barça bleiben“, betonte der Angreifer. „Für mich geht es nicht ums Geld. Ich brauche mehr Kontinuität und mehr Einsätze.“In der spanischen Nationalelf gehört Pedro zum festen Stamm, bei Barça hingegen hat er im Sturm gegen Rivalen wie Messi, Luis Suárez und Neymar wenig Chancen.