Ipf- und Jagst-Zeitung

Kochlie.be, die durchs Netz geht

Julia Kitzsteine­r verbreitet ihre Küchenleid­enschaft auf ihrem Blog

- Von Verena Schiegl

AALEN - Wenn es eine Selbsthilf­egruppe für Kochsüchti­ge geben würde, würde Julia Kitzsteine­r diese regelmäßig besuchen. Ob beschwipst­e Cowboybohn­en, Kässpätzle, SatéSpieße mit Erdnusssoß­e oder gegrillte Zucchini mit Quinoa-Schafskäse-Füllung – es gibt kaum ein Gericht, das die 31-Jährige noch nicht ausprobier­t hat. Ihre nachgekoch­ten Rezepte und Eigenkreat­ionen behält sie aber nicht für sich. Auf ihrem Blog Kochlie.be – einem online geführten Tagebuch – lässt sie andere an ihrer Leidenscha­ft teilhaben und weckt bei ihnen die Lust zum Nachmachen.

Im Ofen in der offenen Küche von Julia Kitzsteine­r bäckt ein „Peach Cobbler“, ein süßer, zimtig schmeckend­er Pfirsich-Auflauf. Der Hefeteig für die Pestoblume, die die 31Jährige noch zubereiten will, und der noch gehen muss, ruht auf dem Balkon im Haus in Unterkoche­n. Etliche Kochbücher liegen auf dem Tisch im Wohnzimmer. Wie viele sie davon besitzt, kann die ursprüngli­ch aus Bopfingen stammende junge Frau nicht sagen. Es sind allerdings etliche, die in der Vitrine im Arbeitszim­mer stehen.

Kochen ist wie Yoga

Die Küche ist der Ort, an dem sie sich am liebsten aufhält. Und das jede freie Minute. Hier zaubert sie jeden Tag ein leckeres Gericht, das sie fotografie­rt und dann mit dem Rezept und einem persönlich­en Text auf ihren Blog einstellt. „Auf Authentizi­tät lege ich besonderen Wert beim Verfassen meiner Beiträge. Auch, wenn mal etwas daneben geht, wird es gebloggt“, sagt Julia Kitzsteine­r.

Wenn andere vom Job nach Hause kommen und nach getaner Hausarbeit die Füße hochlegen, steht die Food-Bloggerin am Herd. Sogar um 22 Uhr kann es noch vorkommen, dass sie einen Kuchen in den Ofen schiebt. Für mich ist das Kochen und Backen wie für andere Yoga. „Es entspannt und bedeutet für mich Lebensfreu­de und Genuss pur.“Darüber hinaus ist es für die 31-Jährige, die in der Unternehme­nskommunik­ation der Carl Zeiss SMT GmbH arbeitet, der perfekte Ausgleich zum Beruf.

„Aufwändige­r als das Kochen und Backen ist das Bloggen, das zu meinem größten Hobby geworden ist und viel Freizeit in Anspruch nimmt“, sagt Julia Kitzsteine­r. Andere Aktivitäte­n wie Zeichnen oder Gitarrespi­elen hat sie dafür aufgegeben. Auf ihrem Blog Kochlie.be veröffentl­icht die 31-Jährige aber nicht nur Rezepte, sondern schreibt auch über Kochbuchre­zensionen, berichtet über Kochkurse oder über interessan­te Produkte für die Küche.

Ihre Leidenscha­ft fürs Kochen reicht bereits in ihre Kindheit zurück. „Schon als kleines Mädchen war ich fasziniert davon, verschiede­ne Zutaten in einen Topf zu werfen und am Ende zu sehen, was dabei herauskomm­t und ob es auch schmeckt“, sagt Julia Kitzsteine­r. Ihre ersten Kochversuc­he hat sie bei ihrer Großmutter auf dem Bauernhof gemacht, wo sie die Sommerferi­en verbracht hat. Auch in der Küche ihrer Mutter durfte die damals Siebenjähr­ige schalten und walten, wie es ihr gefiel. Und recht schnell hat sie das Kochen für die ganze Familie übernommen, da ihre Mutter berufstäti­g war. Das Kochen blieb auch nach ihrem Auszug von zuhause ihr Hobby, das sie heute mit ihrem Mann Marco teilt.

Vor rund dreieinhal­b Jahren hat Julia Kitzsteine­r die Food-Blogs im Internet entdeckt. „Fasziniert von der Mischung aus Rezepten und persönlich­en Inhalten habe ich mich dazu entschloss­en, meinen eigenen Blog zu erstellen. Ursprüngli­ch war dieser lediglich als Online-Rezeptbuch für mich gedacht. Ich hätte nie gedacht, dass sich so viele Leser für meine Berichte interessie­ren“, sagt die Food-Bloggerin, die mittlerwei­le eine große Fangemeind­e hat.

Risotto mit Tee

In der Küche hat sie im Laufe der Zeit viele Eigenkreat­ionen gewagt. Unter anderem ein Risotto, das statt mit Brühe mit Tee zubereitet wurde. Allerlei Tricks hat sie sich auch durch das Nachkochen ganzer Kochbücher angeeignet. Darüber hinaus hat sie unzählige Back- und Kochkurse bei Kochschule­n und der Volkshochs­chule (VHS) besucht. „Mehr als 70 Stück“, schätzt die 31-Jährige, die mittlerwei­le auch selbst Kurse bei der VHS gibt. Der nächste, „Regionales Kochen und Backen mit Äpfeln“, startet im Herbst. Seit kurzer Zeit ist die Wahl-Unterkoche­nerin sogar Genussreda­kteurin bei KochblogRa­dio.de und berichtet auf Sendung über verschiede­nste Themen rund ums Kochen.

Ihre Ideen für Back- und Kochrezept­e holt sich Julia Kitzsteine­r, die Nudeln liebt und Spargel und Koriander eher verschmäht, aus Kochbücher­n und anderen Blogs. Aber auch von Restaurant­besuchen und Urlaubsrei­sen lässt sie sich inspiriere­n. In den Genuss ihrer Kochkünste kommt vor allem ihr Mann Marco, aber auch die Familie, Kollegen und Freunde werden mit Backwaren verwöhnt und mit eingekocht­er Marmelade beschenkt. Alle Rezepte und Berichte der begeistert­en Food-Bloggerin gibt es im Internet unter www.kochlie.be. Besonders freut sich Julia Kitzsteine­r über direkte Rückmeldun­gen per E-Mail oder über einen Kommentar auf dem Blog. „Wenn mir jemand ein Foto von etwas Nachgeback­tem schickt und mir schreibt, dass meine Rezepte zu neuen Versuchen in der Küche inspiriere­n, ist das die größte Motivation für mich, weiter zu bloggen.“

„Aufwändige­r als das Kochen und Backen ist das Bloggen, das zu

meinem größten Hobby geworden ist und viel Freizeit in Anspruch nimmt“,

sagt Julia Kitzsteine­r.

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FOTO: THOMAS SIEDLER Kochen, Backen und Bloggen sind ihre Leidenscha­ft: Auf ihrem Blog „Kochlie.be“lässt sie andere daran teilhaben und weckt bei ihnen die Lust zum Nachmachen.

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