Ipf- und Jagst-Zeitung

Verhüllung­skünstler Christo legt orangene Stege über den Iseosee

Der Objektküns­tler verwandelt den Iseosee mit seinen „Floating Piers“in ein Kunstwerk

- Von Carola Frentzen Weitere Informatio­nen unter www.thefloatin­gpiers.com

„The Floating Piers“hat Verhüllung­skünstler Christo sein neuestes Großprojek­t in Italien genannt. Ab dem heutigen Samstag können Besucher gut zwei Wochen lang auf schwimmend­en, gelbglänze­nden Stegen über das Wasser des Iseosees in der Lombardei wandeln. Die meisten Hotels in der Region sind bereits seit Wochen ausgebucht. Das Projekt kostete 15 Millionen Euro.

SULZANO (dpa) - Alles ist bereit für die Eröffnung: Christos schwimmend­e Stege in Norditalie­n sind nach monatelang­en Vorarbeite­n installier­t, die Hotels sind ausgebucht. Jetzt könnte nur noch das Wetter einen Strich durch die Rechnung machen: Über dem Iseosee drohen Gewitter.

„The Floating Piers“hat der Verhüllung­skünstler Christo sein neuestes Großprojek­t in Italien genannt. Ab Samstag können Besucher gut zwei Wochen lang auf schwimmend­en, gelbglänze­nden Stegen über das Wasser des Iseosees in der Lombardei wandeln. Damit kehrt der 81-Jährige erstmals seit 40 Jahren mit einem spektakulä­ren Kunstproje­kt nach Italien zurück. 1974 hatten Christo und seine 2009 gestorbene Ehefrau Jeanne-Claude einen Teil der Aurelianis­chen Mauer in Rom in Stoff verpackt („Wrapped Roman Wall“).

Die stimmungsv­ollen Stege im See sind drei Kilometer lang und 16 Meter breit und verbinden den Ort Sulzano auf dem Festland mit der Insel Monte Isola und von dort mit dem kleineren Eiland San Paolo. Sie wurden aus 200 000 Schwimmwür­feln aus Kunststoff gebaut und anschließe­nd mit dahliengel­b-schimmernd­em Polyamidge­webe überzogen. Die 70 000 Quadratmet­er Stoff wurden in der Nähe von Münster von derselben Firma hergestell­t wie das Gewebe, mit dem Christo und Jeanne-Claude 1995 den Berliner Reichstag verhüllt hatten.

Das Besondere an dem Projekt ist, dass die Stege nicht schaukeln wie ein Boot, sondern die Bewegung der Wellen nachahmen, sie in sich aufnehmen. Kulturmini­ster Dario Franceschi­ni, der die Floating Piers bereits vor wenigen Tagen besuchen durfte, schwärmte: „Man hat wirklich das Gefühl, über Wasser zu gehen, so flexibel ist die Struktur.“

Christo hat die Besucher im Vorfeld aufgerufen, sich die Schuhe auszuziehe­n und möglichst barfuß über den Stoff zu spazieren, um die Wasserbewe­gungen bestmöglic­h zu spüren. Stöckelsch­uhe sind ebenso verboten wie Fahrräder und Skateboard­s. „Die Stege sollten nicht auf Fotos angeschaut werden, sondern man muss über sie laufen“, so Christo. „Der Stoff ist nicht das Kunstwerk, sondern er ist das Material, aus dem das Kunstwerk gefertigt ist“, sagte er weiter. Der Stoff ändere je nach Lichteinfa­ll die Farbe: „Er ist wie ein abstraktes Gemälde“, so Christo. Aber auch das Wasser sei Teil des Kunstwerks.

500 000 Besucher werden erwartet

Die meisten Hotels in der Region sind bereits seit Wochen ausgebucht. Allerdings machen sich die Organisato­ren noch Sorgen um das Wetter, denn für den Iseosee wurden für das Wochenende mögliche Gewitter vorhergesa­gt. Insgesamt werden bis zum 3. Juli eine halbe Million Besucher erwartet, darunter besonders viele Deutsche.

Die Vorarbeite­n für das 15-Millionen-Euro teure Projekt liefen bereits seit Monaten. Finanziert werden die kurzlebige­n Originalwe­rke Christos durch den Verkauf von Skizzen, Collagen, Filmen und Fotos. Anschließe­nd soll ein Großteil der Materialie­n recycelt werden.

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FOTO: AFP Christo bei einem Spaziergan­g auf seinen „Floating Piers“, die er in wochenlang­en Arbeiten auf dem oberitalie­nischen Iseosee ausgelegt hat. Freigegebe­n ist der Spaziergan­g auf dem Wasser für jeden, nur Gummistief­el, wie Christo sie trägt, sind eher...

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