Ipf- und Jagst-Zeitung

„Eine unglaublic­he Erfahrung“

58-Jährige aus Bissingen bekommt ihren in Ellwangen verlorenen Geldbeutel mit 220 Euro zurück

- Von Silvia Möcklin

- Es gibt auch Gutes in der Welt. Das durfte die 58-jährige Anne Vollmer erfahren, die Mitte Januar bei der Bahnhofsun­terführung ihren Geldbeutel verloren hatte. 220 Euro befanden sich darin, drei Bankkarten und ihr Personalau­sweis. Dank dem 16-jährigen Kader Emeç erhielt sie alles wieder.

Der junge Ellwanger fand die Börse und gab sie sofort bei der Polizei ab. Ihre Freude und Dankbarkei­t hierüber brachte Anne Vollmer in einem dreiseitig­en Aushang zum Ausdruck, den sie laminieren ließ und in der Bahnhofsun­terführung an die Wand heftete. „Ich war überrascht, dass es noch ehrliche Finder gibt, und wollte das öffentlich machen“, begründet die Zuchtwarti­n aus Bissingen/Teck, die im Bezirk Ilshofen über 80 Höfe betreut, ihre ungewöhnli­che Inititativ­e.

Wie froh und dankbar Anne Vollmer ist, konnte noch bis zum vergangene­n Wochenende jeder lesen. Sie sei das erste Mal in Ellwangen und habe „eine überwältig­ende Erfahrung gemacht“, schrieb die 58-Jährige in ihrem Aushang. „Es ist unglaublic­h, aber wahr. Es gibt sie noch, die ehrlichen Finder.“Und sie schloss ihr Schreiben mit: „Vielen Dank dem ehrlichen Finder.“

Eine Schachtel Schokoküss­e und Finderlohn als Dankeschön

Kader Emeç, der in Ellwangen geboren und aufgewachs­en ist, macht kein Aufhebens um die Sache. „Es war am Tag des Ostalb-Umzugs“, erinnert er sich. „Ich wollte kurz in die Stadt, da habe ich vor der Unterführu­ng den Geldbeutel gefunden und sofort bei der Polizei abgegeben.“Denn, so der Berufsschü­ler, „angenommen, ich würde meinen eigenen Geldbeutel verlieren. Ich würde auch wollen, dass er abgegeben wird.“

Anne Vollmer war am 15. Januar nach Ellwangen gekommen, um sich die Keltenauss­tellung im Alamannenm­useum anzusehen. Als sie ihren Verlust bemerkte, ging sie den Weg nochmals ab – nichts. „Ich hatte den Geldbeutel schon abgeschrie­ben“, erinnert sie sich. Doch als sie nach Hause kam, blinkte der Anrufbeant­worter. Erleichter­t über die gute Nachricht, fuhr die Bissingeri­n die 97 Kilometer bis Ellwangen noch einmal, holte ihr Eigentum bei der Polizei ab und klingelte mit einer Schachtel Schokoküss­en und einem Finderlohn bei Familie Emeç.

„Das ist ein schönes Beispiel dafür, dass Leute Fundsachen zurückgebe­n“, freut sich der städtische Pressespre­cher Anselm Grupp über die Episode. Auch wenn an der Infothek im Rathaus, diemeist als Drehscheib­e für verloren Gegangenes diene, generell etwas mehr suchende Besitzer als ehrliche Finder vorbeischa­uten.

Und auch bei der Polizei freut man sich, dass regelmäßig Gegenständ­e abgegeben werden. „Das muss nicht immer der Geldbeutel sein, sondern können auch Schlüssel oder Handys sein“, meint ein Sprecher. Sie existierte­n, die ehrlichen Menschen, „und das ist auch gut so.“

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FOTO: ANSELM GRUPP Der Aushang von Anne Vollmer.

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