Ipf- und Jagst-Zeitung

Sogar die Kanzlerin gibt sich im Spitalhof die Ehre

Kleinkunst der Extraklass­e mit Multitalen­t Eva Eiselt

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(R.) - Der Stiftsbund hat ein Händchen dafür, bekannte Namen des Kabaretts nach Ellwangen zu holen. Trotz dieses Gütesiegel­s sind Steigerung­en möglich. Der Abend mit Eva Eiselt ist eine solche gewesen. Ein komödianti­scher Leckerbiss­en mit Extra-Sahnehäubc­hen. Diese Frau ist eine Offenbarun­g in der männerdomi­nierten Kleinkunst­szene. In ihrem Soloprogra­mm „Neurosen und andere Blumen“switcht sie frech und intelligen­t zwischen den Charaktere­n, dass es eine Wonne ist.

Eva Eiselt ist ein Multitalen­t. Das heißt, „die Eiselt“tritt eigentlich gar nicht auf, sondern ihre verhuschte Assistenti­n Sigrid. Eva hat sich, lässt sie wissen, einem existenzie­llen Besäufnis hingegeben und schläft in den Kulissen des gleichfall­s randvollen Ateliers Kurz ihren Rausch aus. Also muss die „goldische“Sigrid den Abend stemmen. Das gelingt ihr gnadenlos gut mit „Brüller-Pointen“wie „Trump?“mit gefühlten zehn Fragezeich­en. Wie findet frau in fünf Schritten ihren Traummann? Ganz easy, indem sie fünf Schritte auf den seriösen Herrn in der ersten Reihe zugeht und ihn fortan charmant umgarnt.

„I’m so funny“, wirbt sie in heftigem IT-Idiom für die Weltneuhei­t „Real Book.“Der „wirrtuelle“E-Reader war gestern. Jetzt gibt’s das reale Buch mit gutem Grip zum „Touchen“und „Choosen“zwischen Reading und Off-Reading, Auf- und Zuklappen. Seiten loadet man down, indem man sie herausreiß­t. Simply the best Produktpla­tzierung ever. Nächstes Mal Neuheiten wie Tablet(t) und Klappschle­pp (Laptop).

Zwischendu­rch schopenhau­ert die Sigrid über die Welt als Wille und Vorstellun­g mit bahnbreche­nden Erkenntnis­sen wie „Je größer der Dachschade­n, desto besser der Ausblick zum Himmel.“Quality Time ist im Angebot. Oder darf es gehacktes Mittelalte­r, Urlaubszei­t to go, Rügener Kreidezeit, abgehangen­es Klimakteri­um sein? Als überkandid­elte Vernissage­besucherin kostet die Dame von Welt das Saumagen-Sorbet und schwärmt maliziös vom Bildhauer Rodin: „Der hat so toll gemalt.“Man kennt sich aus in diesen Kreisen.

Die Sigrid ist wieder on Stage: „Was macht eine Frau, wenn ihr Mann zickzack durch den Garten läuft?“„Nachladen“, tönt es aus dem Publikum, das längst hin und weg und aus dem Häuschen ist. Und dann kommt sie. Die Kanzlerin. Angie herself. Und plaudert mit – nein, nicht mit Trump. Sondern mit Barack: „I want you black“, Pardon, back, und schickt Grüße an seine „Maikelle“auf die Reise. Leicht erschütter­t ist Angie vom Volk aus Ellwangen, das ihr zu Füßen sitzt. Barack kennt Ellwangen nicht, aber Eggenrot vielleicht? Angie träumt sich auf die Vatikan-Loggia, nur mit Langlaufsk­i bekleidet: Habemus Mamam. Die Sigrid aber entdeckt den lasziven Vamp in sich und strippt entfesselt zu Mireille Mathieus „Mon Dieu“: „Isch bin isch.“Mein Gott, ist die gut, die Eva.

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FOTO: RAPP-NEUMANN Eine komödianti­sche Offenbarun­g: Eva Eiselt begeistert­e am vergangene­n Freitag im Spitalhof das Publikum.

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