Ovationen für Seelsorger aus Leidenschaft
Aalen und die Ostalb verabschieden ihren Pfarrer und Dekan Pius Angstenberger
- Ein Gotteshaus, das fast aus allen Nähten platzt, dazu knapp 100 Ministranten und am Ende der Messe minutenlanger Beifall im Stehen: Hunderte von Gottesdienstbesuchern und Gästen haben am Sonntagvormittag in der Salvatorkirche in eindrucksvoller Weise den Aalener Pfarrer und Ostalb-Dekan Pius Angstenberger verabschiedet. Nach 22 Jahren in Aalen wird er im Mai seine neue Stelle als Pfarrer der Seelsorgeeinheit Bottwartal antreten.
Landrat Klaus Pavel sollte es später in seinem Grußwort noch auf den Punkt bringen: „Die Wehmut dominiert.“Sie war – trotz aller Festlichkeit, für welche die fünf Chöre der katholischen Seelsorgeeinheit Aalen und Konrad Bader an der Orgel sorgten – durchaus spürbar. Lassen die drei Aalener Gemeinden Salvator, Sankt Maria und Sankt Bonifatius sowie das Dekanat Ostalb ihren Leitenden Pfarrer und Dekan doch nur schweren Herzens ziehen. Der Gebietsreferent der Diözese RottenburgStuttgart für die Ostalb, Domkapitular Heinz-Detlef Stäps, spürte dem in seiner Predigt nach. Pius Angstenberger, so sagte er, sei Seelsorger durch und durch, in Aalen und im Dekanat allseits geschätzt und beliebt gewesen. Ein Neuanfang könne aber auch für ihn die Chance bieten, sich wieder auf seine Wurzeln im Glauben zu konzentrieren. Und für die Kirchengemeinden und das Dekanat gar eine Zeit der Gnade werden, in der sie sich ebenfalls neu orientieren könnten. „Es war eine lange Zeit und es war eine gute Zeit“, so Stäps. Nun sei es aber auch gut, einen Neuanfang zu wagen.
Eine wehmütige Gefühlslage, so eröffnete Pavel den Reigen der Abschiedsworte, herrsche auch in der kommunalen Familie des Ostalbkreises. Auch für sie sei Angstenberger ein konstruktiver Begleiter und Freund gewesen, dem das soziale Netz im Kreis unglaublich wichtig gewesen sei. Mit ihm seien beispielhafte Weichenstellungen in den sozialen Aufgabenfeldern gelungen, verwies Pavel unter anderem auf das Regionale Bündnis für Arbeit, dessen Mitbegründer Angstenberger einst war. Als Dekan und Pfarrer habe er dabei eine Mammutaufgabe bewältigt, die an die Substanz gegangen sei. „Du hast Dich darüber aber nie beschwert“, so Pavel. Und wie Pavel outete sich auch Aalens Erster Bürgermeister Wolfgang Steidle als ehemaliger Ministrant. Mit stets offenem Ohr habe Angstenberger in Aalen viel Anstöße gegeben, sagte er.
Stärkend für die Ökumene
Angstenberger habe immer stärkend für die Ökumene und die Gemeinschaft der Christen gewirkt, meinte die evangelische Gmünder Dekanin Ursula Richter und erinnerte unter anderem auch an dessen Einsatz für die Notfallseelsorge. Ihr Aalener Dekankollege Ralf Drescher verabschiedete sich von einem „guten Weggefährten und ganz lieben Freund“, zu dem er großes Vertrauen habe aufbauen können. Die zweite Vorsitzende der Seelsorgeeinheit Aalen, Angelika Barthelmess, sagte, Angstenberger sei mit viel Enthusiasmus und aus einem tiefen Glauben an Gott heraus in Freud’ und Leid für die knapp 14 000 Aalener Katholiken da gewesen. Ein Einsatz, der viel Kraft und auch Gesundheit gekostet habe. Die zweite Vorsitzende des Dekanatsrats, Anita Scheiderer, attestiere Angstenberger, das Talent zu haben, die Begabungen von Menschen zu entdecken und Begeisterung in ihnen zu wecken. Das Dekanat habe ebenso davon profitiert wie von seiner ehrlichen Offenheit und seiner liebenswürdigen Fröhlichkeit. Auch, als es darum gegangen sei, das System der katholischen Sozialstationen zukunftsfähig zu machen.
Die Seligpreisungen sollten nun nicht zu einer Seligsprechung werden, witzelte Pius Angstenberger in seinen Dankesworten in Anlehnung an das Sonntagsevangelium. Der Aalener Seelsorgeeinheit gab er aber auch das mit auf den Weg: „Haltet zusammen.“Denn die Spaltungsprozesse der Welt, Neid und Konkurrenz lauerten auch hier. Dies aber gehe nicht zusammen mit der christlichen Botschaft.