Ipf- und Jagst-Zeitung

Lagezentru­m Polizei: Gmünd mischt wieder mit

Fürspreche­r halten die Staufersta­dt für ideal gelegen – Aalens OB findet den Vorstoß grotesk

- Von Jasmin Amend

- Wenn sich zwei streiten, freut sich der Dritte: Auch Schwäbisch Gmünd erhebt jetzt Anspruch auf das Führungs- und Lagezentru­m (FLZ) des Polizeiprä­sidiums Aalen. Seit September wird diskutiert, ob es nun in Waiblingen bleiben oder, wie eigentlich geplant, nach Aalen umziehen soll. Inmitten dieses Gezerres hat sich Gmünd wieder ins Gespräch gebracht. Oberbürger­meister Richard Arnold rührt kräftig die Werbetromm­el, er habe da ein „Premiumgru­ndstück“anzubieten, sagte er der Presse. Gemeint ist die ehemalige zentrale Tunnelbaus­telle im Westen der Stadt, 4000 Quadratmet­er groß. Ein entspreche­ndes Gesuch hat der Gmünder CDU-Landtagsab­geordnete Stefan Scheffold bereits vergangene­n Herbst beim Innenminis­terium eingereich­t. Öffentlich bekannt wurde das aber erst heute. In Aalen herrscht darüber nur Kopfschütt­eln.

Für Richard Arnold ist Schwäbisch Gmünd ein logischer Standort des FLZ, schließlic­h liege Gmünd in der Mitte, zwischen Aalen und Waiblingen. Ein Kompromiss also? Allgemeine­r Konsens jedenfalls ist, das FLZ soll dort stationier­t sein, wo sich auch das Polizeiprä­sidium befindet. Und das liegt nun mal in Aalen.

Dennoch: Der Landtagsab­geordnete Scheffold bestätigt den Aalener Nachrichte­n, das „Angebot“, das Führungsun­d Lagezentru­m nach Gmünd zu verlegen, bereits im vergangene­n Herbst schriftlic­h an das Innenminis­terium in Stuttgart gemacht zu haben. Als „Antrag“, wie Medien zuvor berichtet hatten, würde er sein Schreiben allerdings nicht bezeichnen, sagt er: „Ich habe lediglich den Vorschlag gemacht, Schwäbisch Gmünd auch in Betracht zu ziehen.“Dem Ministeriu­m habe er dargelegt, um welches Grundstück es sich handle und unter welchen Bedingunge­n ein FLZ dort zu realisiere­n wäre – also, wie viel dort zu investiere­n

„Da wird neuer Wein in alten Schläuchen serviert“, sagt Aalens Oberbürger­meister Thilo Rentschler über den neuerliche­n Vorstoß seines Schwäbisch Gmünder Amtskolleg­en.

sei und was die Stadt bereit wäre, davon zu übernehmen. Scheffold: „Alles Weitere ist Sache des Innenminis­teriums.“

Auf die Frage, ob er die Realisieru­ng seines Vorschlags tatsächlic­h für realistisc­h hält, sagt der Abgeordnet­e: „Wir halten unseren Standort für gut, das Angebot hat Charme.“Damals, als zum ersten Mal über den neuen Standort des FLZ diskutiert wurde, sei das Grundstück gar nicht angeboten worden, sagt Scheffold. Nun aber könne die Stadt das Grundstück sehr günstig zur Verfügung stellen. „Die Kosten werden ein entscheide­ndes Kriterium sein“, ist er sicher. Zudem liege es ideal an der B 29 am Tunnel. In dem neu gestaltete­n Großbezirk des Polizeiprä­sidiums liege Gmünd darüber hinaus in der Mitte, zumindest eher als Aalen oder Waiblingen. Er schließt: „Es ist legitim und gut für das Land, dass es verschiede­ne Angebote hat.“Und schließlic­h sei er, Scheffold, Landtagsab­geordneter und müsse daher die Interessen von ganz Baden-Württember­g im Blick haben.

Mack: Es gibt keinen Grund, das Präsidium zu verlagern

Winfried Mack, ebenfalls CDULandtag­sabgeordne­ter für den Wahlkreis Aalen, sieht das anders. Er möchte die Diskussion nicht noch einmal aufrollen: „Der Ostalbkrei­s ist Sitz eines Polizeiprä­sidiums. Dies muss auch so bleiben“, stellt er auf Anfrage der Aalener Nachrichte­n fest. „Es gibt keinen Grund, das Polizeiprä­sidium innerhalb des Landkreise­s zu verlagern.“Ende September 2016 hatte Winfried Mack die Meinung vertreten, der Sitz des Polizeiprä­sidiums in Aalen sei von der landesweit­en Evaluation der Polizeiref­orm gar nicht betroffen.

„Das ist fast schon eine Groteske“, ärgert sich Aalens Oberbürger­meister Thilo Rentschler über den Vorstoß seines Gmünder Amtskolleg­en: „Da wird neuer Wein in alten Schläuchen serviert.“Man solle doch einfach mal in Ruhe das Ergebnis der Evaluation­skommissio­n abwarten, bevor man weiter diskutiere. Diese Gruppe, bestehend auch aus Polizeifac­hleuten, unterzieht die 2014 umgesetzte baden-württember­gische Polizeiref­orm derzeit einer eingehende­n Prüfung. Ergebnisse sollen bis zum 31. März vorliegen. „Dann liegen zumindest zwei Konzepte auf dem Tisch: das der früheren Landesregi­erung und das der Kommission“, so Rentschler.

Und er gibt zu bedenken: „Wenn man an einer Stelle etwas verändert, bringt das das gesamte austariert­e Gefüge im Land ins Ungleichge­wicht.“Jeder, der eine neue Lösung vorschlage, müsse sich bewusst sein, welchen Kollateral­schaden er damit anrichte. Deshalb sehe er dem Ergebnis auch mit Gelassenhe­it entgegen, so der OB. Denn das Bauvorhabe­n in Aalen liege schon durchgepla­nt in der Schublade. Bei einer Neuentsche­idung würde man dagegen wieder bei null anfangen.

Bis eine Vergabe stattfinde­n könnte, würden weitere drei bis vier Jahre vergehen. Auch die Planungsko­sten des Lands wären dann futsch: Bereits im August 2016 hatte Rentschler diese auf 600 000 Euro beziffert, hinzu kämen 150 000 Euro für die Baugenehmi­gung. „Ich bin also weiter zuversicht­lich“, bekräftigt Rentschler.

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FOTO: PR/ARCHIV Das sind die Akteure der aktuellen Polizeideb­atte (von links): Gmünds OB Richard Arnold, die CDU-Landtagsab­geordneten Stefan Scheffold und Winfried Mack sowie Aalens OB Thilo Rentschler..
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