Kunsthistorisch-musikalischer Streifzug zum Tod
Ambulanter ökumenischer Hospizdienst feiert im Speratushaus 20-jähriges Bestehen
- Der ambulante ökumenische Hospizdienst Ellwangen feiert in diesem Jahr sein 20-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass hatte die überkonfessionell und ehrenamtlich arbeitende Einrichtung zu einem kunsthistorisch-musikalisch-literarischen Streifzug zur Darstellung des Todes ins Speratushaus eingeladen. Das Leitmotiv war „Sterben und Tod in der Bildenden Kunst“.
Der Ellwanger Maler und Kunsterzieher Ulrich Brauchle begann seinen interessanten Vortrag mit dem Tod in der christlichen Kunst und zeigte dabei verschiedene Kreuzigungsdarstellungen wie den Isenheimer Altar von Matthias Grünewald. Zu sehen waren aber auch Werke von Michelangelo, Giotto, Caravaggio und der deutschen Bildhauerin und Grafikerin Käthe Kollwitz. „Memento mori“(Gedenke, dass du sterblich bist) war einer der Leitsprüche im Mittelalter. Hier widmete sich Ulrich Brauchle den Totentanzdarstellungen und dem Danse macabre. Eindrucksvoll waren das Werk „Der Tod und das Mädchen“(1517) von Hans Baldung Grien, der aus Schwäbisch Gmünd stammt, und Edvard Munchs „Das Kind und der Tod“, aber auch dessen Werk „Der Schrei“.
Die Verbindung von Tod und Landschaft zeigte Brauchle unter anderem anhand von Bildern von Caspar David Friedrich (Mönch am Meer) und Vincent van Gogh (Ährenfeld mit Raben). Der Mensch sei immer nur ein kleiner Teil der Natur, so Brauchle. Wie die Natur, sterbe auch der Mensch. Ein ganzes Kapitel widmete er dem Schweizer Maler Ferdinand Hodler und dessen Darstellungen über den fast dreijährigen Todeskampf und das Sterben seiner Geliebten Valentine Godé-Darel.
Dass der Tod aber auch als Motiv in der Moderne, also in der Malerei des 20. und 21. Jahrhunderts, vorkommt, konnte man an einer monochromen schwarzen Fläche sehen, die Kasimir Malewitsch im Ersten Weltkrieg gemalt hat. Den Kampf des Lebens gegen den Tod stellten auch Joseph Beuys dar und Peter Guth aus Ellwangen, der unter anderem ein mehrfarbiges vierteiliges Doppelbett als Holzschnitt schuf. Brauchle bezeichnete das Bett als Archetypus von Tod und Leben schlechthin. „Wir können dem Tod nicht entrinnen“, sagte Brauchle. Der Tod habe schon immer viele Gesichter gehabt.
Imposante Improvisationen auf der Gitarre
Der Musiker, Sänger und Komponist Axel Nagel aus Schwäbisch Gmünd sorgte mit imposanten Improvisationen auf der Gitarre und mit dem Theremin für die einfühlsame Musik. Er trug ausdrucksstarke Passagen aus Leo Tolstois Erzählung „Der Tod des Iwan Iljitsch“(1886) vor. In dieser Geschichte geht es um Existenzangst, um Angst vor den Schmerzen im Tod und um Machtlosigkeit. Der Protagonist stirbt unter höchsten Qualen in einer dreitägigen Agonie. Tolstoi beschreibt diesen Todeskampf und das Phänomen des „Lichts am Ende des Tunnels“.
Barbara Sittler, hauptamtliche Koordinatorin des ambulanten Hospizdiensts, blickte in ihrer kurzen Ansprache auf die Anfänge vor 20 Jahren zurück und erinnerte an einige Geburtshelfer dieser ökumenischen Arbeitsgemeinschaft, darunter die Pfarrer Patriz Hauser, Herbert Meid, Gerhard Keitel sowie Alois Müller und Luise Hartmann. Heute hat der Hospizdienst 24 ehrenamtliche Mitarbeiter, die Dienst am Krankenbett leisten. „Wir brauchen dringend neue Mitarbeiter“, warb Karin Böhme, ehrenamtliche Einsatzleitung, denn: „Wir werden auch in Zukunft gebraucht werden.“Im Februar startet deshalb ein neuer Ausbildungskurs.