Auslaufmodell Diesel
In den Großstädten haben Proteste gegen dicke Luft schon Tradition. Am Dienstag etwa haben Aktivisten von Greenpeace der Goldelse auf der Siegessäule in Berlin einen Mundschutz verpasst. Die Stickoxidbelastung nimmt vor allem in den Metropolen – aber eben nicht nur dort – immer mehr zu. Das Umweltbundesamt schlägt einmal mehr Alarm. Wird hier nicht endlich entschieden und nachhaltig gegengesteuert, werden auch in deutschen Ballungszentren bald ähnliche Verhältnisse herrschen wie etwa in Peking, Moskau oder anderen Millionenmetropolen. Der Atemschutz gehört dort zum Alltag, der Himmel ist immer grau oder gelb. Selbst Fahrverbote ändern dann nichts mehr am Smog.
Auch in Deutschland sterben etwa dreimal mehr Menschen pro Jahr an den Folgen der tödlichen Abgase als bei Verkehrsunfällen. Doch das schleichende Gift wird hingenommen als sei es eine Naturgewalt. Asthma, Herz-Kreislauf-Krankheiten, Krebs – die Autoabgase vor allem von Dieselfahrzeugen auf den Hauptverkehrsrouten überall im Land machen die Bürger krank. Dazu kommen die Schäden für die Umwelt und die Belastungen für das Klima, die auch noch in der entlegensten Region und auf jedem Hof zu spüren sein werden.
Doch die Politik zaudert und zögert. Dabei mangelt es nicht an sinnvollen Vorschlägen, hier wirksam gegenzusteuern. Ein Ende der Steuersubventionierungen in Milliardenhöhe für Diesel, sei es beim Kraftstoff oder bei der Kfz-Steuer, ist überfällig. Besonders betroffene Städte sollten die Möglichkeit der Einführung von blauen Plaketten für moderne Diesel prüfen, um ältere Dreckschleudern aus den Innenstädten zu verbannen. So lässt sich das Ende des Auslaufmodells Diesel beschleunigen.
Spätestens der Abgas-Skandal bei VW und anderen Konzernen hat gezeigt, dass der saubere Diesel oft eine Mogelpackung ist. Mag die Zukunft der Elektromobilität auch noch weiter auf sich warten lassen, so bietet sie doch die Aussicht auf bessere Luft in den Städten. ●» politik@schwaebische.de