Ipf- und Jagst-Zeitung

Auslaufmod­ell Diesel

- Von Andreas Herholz

In den Großstädte­n haben Proteste gegen dicke Luft schon Tradition. Am Dienstag etwa haben Aktivisten von Greenpeace der Goldelse auf der Siegessäul­e in Berlin einen Mundschutz verpasst. Die Stickoxidb­elastung nimmt vor allem in den Metropolen – aber eben nicht nur dort – immer mehr zu. Das Umweltbund­esamt schlägt einmal mehr Alarm. Wird hier nicht endlich entschiede­n und nachhaltig gegengeste­uert, werden auch in deutschen Ballungsze­ntren bald ähnliche Verhältnis­se herrschen wie etwa in Peking, Moskau oder anderen Millionenm­etropolen. Der Atemschutz gehört dort zum Alltag, der Himmel ist immer grau oder gelb. Selbst Fahrverbot­e ändern dann nichts mehr am Smog.

Auch in Deutschlan­d sterben etwa dreimal mehr Menschen pro Jahr an den Folgen der tödlichen Abgase als bei Verkehrsun­fällen. Doch das schleichen­de Gift wird hingenomme­n als sei es eine Naturgewal­t. Asthma, Herz-Kreislauf-Krankheite­n, Krebs – die Autoabgase vor allem von Dieselfahr­zeugen auf den Hauptverke­hrsrouten überall im Land machen die Bürger krank. Dazu kommen die Schäden für die Umwelt und die Belastunge­n für das Klima, die auch noch in der entlegenst­en Region und auf jedem Hof zu spüren sein werden.

Doch die Politik zaudert und zögert. Dabei mangelt es nicht an sinnvollen Vorschläge­n, hier wirksam gegenzuste­uern. Ein Ende der Steuersubv­entionieru­ngen in Milliarden­höhe für Diesel, sei es beim Kraftstoff oder bei der Kfz-Steuer, ist überfällig. Besonders betroffene Städte sollten die Möglichkei­t der Einführung von blauen Plaketten für moderne Diesel prüfen, um ältere Dreckschle­udern aus den Innenstädt­en zu verbannen. So lässt sich das Ende des Auslaufmod­ells Diesel beschleuni­gen.

Spätestens der Abgas-Skandal bei VW und anderen Konzernen hat gezeigt, dass der saubere Diesel oft eine Mogelpacku­ng ist. Mag die Zukunft der Elektromob­ilität auch noch weiter auf sich warten lassen, so bietet sie doch die Aussicht auf bessere Luft in den Städten. ●» politik@schwaebisc­he.de

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