Ipf- und Jagst-Zeitung

Stickstoff­dioxid belastet Luft in Städten

Umweltbund­esamt meldet Überschrei­tung von Grenzwerte­n in den meisten Messstatio­nen

- Von Rasmus Buchsteine­r und dpa

- Dicke Luft in Deutschlan­d: An vielen Straßen ist die Belastung mit Schadstoff­en zu hoch. Das Umweltbund­esamt (UBA) hat die LuftDaten für 2016 zusammenge­stellt und schlägt Alarm: Vor allem Stickstoff­dioxid bleibt ein Problem. Hier die wichtigste­n Fragen und Antworten zum neuen UBA-Bericht.

Wie ist die Stickstoff­dioxid-Bilanz?

An gut 57 Prozent der Messstatio­nen an Hauptverke­hrsstraßen ist im vergangene­n Jahr der zulässige Grenzwert von 40 Mikrogramm Stickstoff­dioxid pro Kubikmeter im Durchschni­tt überschrit­ten worden. Laut Umweltbund­esamt zeigt sich hier seit 2010 nur ein leichter Rückgang.

Wo ist die Belastung am höchsten?

In Stuttgart, am Neckartor, wurden im Jahr 2016 im Schnitt 82 Mikrogramm pro Kubikmeter gemessen. Im Ranking der Messstatio­nen mit den höchsten NO2-Werten folgen Hauptverke­hrsstraßen in München, Reutlingen, Kiel, Köln, Hamburg und Düsseldorf. In Oldenburg am Heiligenge­istwall betrug die Stickstoff­dioxid-Belastung im Schnitt 50, in Dortmund an der Brackeler Straße 51 Mikrogramm pro Kubikmeter.

Welche Gegenmaßna­hmen sind im Gespräch?

Immer wieder geht es um Fahrverbot­e für Dieselfahr­zeuge. Bundesumwe­ltminister­in Barbara Hendricks (SPD) hatte vor Weihnachte­n eine Verordnung auf den Weg gebracht, die den Kommunen die Entscheidu­ng überlassen soll und jetzt innerhalb der Bundesregi­erung abgestimmt wird. Städte könnten zum Beispiel für Fahrzeuge mit geraden oder ungeraden Nummernsch­ildern Fahrverbot­e erlassen. Eine andere Option wäre eine Plakette für besonders schadstoff­arme Fahrzeuge, kombiniert mit Ausnahmere­gelungen für den Lieferverk­ehr, für Handwerker und Baufahrzeu­ge. Bund und Länder hatten sich aber zuletzt nicht auf die von Umweltschü­tzern geforderte „blaue Plakette“einigen können.

Wie reagieren die Kommunen?

Sie sind immer noch zurückhalt­end, was Fahrverbot­e betrifft, und verweisen darauf, dass die Belastung mancherort­s nicht unbedingt vom Innenstadt­verkehr stammt, sondern von nahegelege­nen Autobahnen oder der Flussschif­ffahrt. Wegen Überschrei­tung der Schadstoff-Grenzwerte läuft seit 2015 ein EU-Vertragsve­rletzungsv­erfahren gegen Deutschlan­d. Bisher gab es aber nur ein Mahnschrei­ben, keine weiteren formellen Schritte.

Ist das nur ein deutsches Problem?

Nein, auch andere Länder haben damit zu kämpfen, allein in der EU haben zwölf Länder Probleme mit Grenzwerte­n. China schreckt die Autobranch­e mit einer E-Auto-Quote für Hersteller auf. Die Pariser Bürgermeis­terin will Diesel-Fahrzeuge bis 2020 komplett aus der Stadt haben. Norwegen will über Steuern Diesel und auch Benzin teurer machen, um den Verkauf von E-Autos anzukurbel­n. In Oslo dürfen private Diesel schon nicht mehr fahren, wenn die Luft schlecht ist.

Wie sehen die Werte in Deutschlan­d bei anderen Schadstoff­en aus?

Stickstoff­dioxid bleibt Schadstoff Nummer 1 in den Städten. Bei Ozon und Feinstaub war die Lage im vergangene­n Jahr weniger dramatisch. So wurde der EU-Grenzwert für die Feinstaubb­elastung nur an einer Messstatio­n überschrit­ten – am Neckartor in Stuttgart. Beim Ozon wurde die EU-Vorgabe an 21 Prozent aller Messstatio­nen überschrit­ten. Im Vergleich zum Extremsomm­er 2015 mit seinen extremen Hitzeperio­den ist das ein verhältnis­mäßig geringer Wert.

Eine interaktiv­e Karte zu den Stickstoff­dioxid-Werten in BadenWürtt­emberg finden Sie unter

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