Wirtschaftsministerin bereitet sich auf härtere Zeiten vor
Studie soll Folgen des Brexits und möglicher Zölle für Exporte in die USA für Baden-Württemberg analysieren
- Die Wirtschaft in Baden-Württemberg brummt. Für das abgelaufene Jahr 2016 ergeben sich laut Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) drei Kernbotschaften: solides Wachstum, wenig Insolvenzen und „wir steuern auf Vollbeschäftigung zu“. Der perpektivische Brexit und die Zoll-Fantasien des US-Präsidenten Donald Trump dämpfen aber die Jubelstimmung im Exportland.
Zunächst die guten Nachrichten: Wie Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) am Dienstag in Stuttgart betonte, ist das Land „in wirtschaftlich guter bis sehr guter Verfassung“. Vor allem die Binnennachfrage sei gestiegen und damit hauptverantwortlich für das erwartete Wirtschaftswachstum von 1,8 Prozent für das vergangene Jahr. Unter anderem das Baugewerbe sei stark ausgelastet gewesen (siehe Kasten), erklärte Hoffmeister-Kraut.
Die gute Konjunktur habe dazu geführt, dass die Arbeitslosenquote im Jahresdurchschnitt bei 3,8 Prozent lag, so die Ministerin. Als „besonders erfreulich“bezeichnete sie, dass die Jugendarbeitslosigkeit mit 2,9 Prozent bundesweit am geringsten gewesen sei und sich die Zahl der Langzeitarbeitslosen um acht Prozent reduziert habe.
Entsprechend optimistisch blickte sie auf das laufende Jahr. „Wir rechnen mit einem signifikanten Wachstum von 1,5 bis 1,8 Prozent.“Zum Vergleich: Die Prognose der Bundesregierung für ganz Deutschland liegt bei 1,4 Prozent.
Die schlechten Nachrichten: Das Exportland Baden-Württemberg ist verunsichert. „Jeder dritte Arbeitsplatz hängt direkt oder indirekt am Export“, sagte Hoffmeister-Kraut. Zu den wichtigsten Zielländern gehörten Großbritannien und die USA – die Vereinigten Staaten belegten mit zwölf Prozent Anteil den ersten Platz der Export-Rangliste.
Was ein harter Brexit für die Wirtschaft im Land bedeuten würde und wie sich die von Trump angedachten Zölle auf den Export auswirken könnten, soll eine Studie klären, die Hoffmeister-Kraut in Auftrag gegeben hat. Bis zur Sommerpause soll das Gutachten mit dem Titel „Strukturwandel und Perpektiven des Wirtschaftsstandorts Baden-Württemberg im nationalen und internationalen Vergleich“vorliegen. An der Erstellung sind unter anderem das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim und das Münchener Ifo-Institut beteiligt.
Parallel, so ihre Strategie, sollen verstärkt weitere Märkte erschlossen werden – etwa Indien, wo Vertreter der Landesregierung mit einer großen Delegation gerade waren. Die Suche nach neuen Märkten soll die Wirtschaftsförderung des Landes, Baden-Württemberg International, forcieren. Und bei Firmen in Großbritannien dafür werben, nach Baden-Württemberg umzuziehen, wenn die ihre Stellung auf dem europäischen Markt erhalten wollen.