Zwei Dutzend Mal Svjatoslav Richter
Der Pianist Svjatoslav Richter (1915- 1997) hat sich nie an eine Plattenfirma gebunden. Das führt nun dazu, dass viele Labels Richter-Kasetten anbieten. Und auch dazu, dass Material geringerer Güte von allerlei Mitschnitten auf den Markt kommt, über das Richter wenig begeistert wäre.
Das ist definitiv nicht der Fall bei der 24 CDs umfassenden Box, die jetzt unter dem Titel „alle Warner Aufnahmen“erschienen ist. Es ist ein Paket, das schon zutreffender als „die EMI-Aufnahmen“geschnürt worden war: mit sämtlichen Klassikern darunter, wie die Aufnahme von Beethovens Tripelkonzert, zu dem sich Richter, Oistrach und Rostropowitsch 1969 mit Karajan und den Berliner Philharmonikern zusammenfanden. Auch diese Studio-Produktion hielt freilich Richters künstlerischen Ansprüchen nicht stand. Als das Konzert durchgespielt war, dachte er, jetzt beginne die Feinarbeit. Was noch folgte, war ein Gruppenfoto, zu dem Karajan sein übliches Genie-Gesicht aufsetzte: „Und wir drei grinsen wie die Idioten.“Da die Box die alten Plattenaufmachungen nachmacht, findet man auch das Bild wieder.
Ansonsten sind hier weitere berühmte Einspielungen versammelt wie das Dvorák-Klavierkonzert mit Carlos Kleiber oder das wuchtige zweite Brahmskonzert mit Lorin Maazel. Ebenso Richter als Partner des Geigers Oleg Kagan, 1976 im Münchner Bürgerbräukeller aufgenommen, oder sich abwechselnd mit dem jungen Andrej Gawrilow bei Händels Cembalo-Suiten aus den späten Siebzigern, als Richter Scheunen und Schlösser in der französischen Provinz als Aufführungsorte liebte. Oder er spielt mit Elisabeth Leonskaja Raritäten wie zwei Mozart-Sonaten, zu denen Edvard Grieg eine Begleitstimme für ein zweites Klavier schrieb. (man) Richter: The complete Warner Recordings, Warner Classics