Ehedrama im Schwarzwald
Königin der Nacht (ARD,
Mittwoch, 20.15 Uhr) – Die Schwarzwälder Landwirtin Inga sucht einen Nebenjob und landet bei einem Escortservice. Aus Geldnot und wohl auch, weil die körperliche Liebe mit ihrem Mann Ludwig sie nicht mehr erfüllt. Die Begegnungen mit fremden Männern beginnen ihr zu gefallen, während Ludwig, der mit ihrem Nebenjob zunächst einverstanden war, zunehmend darunter leidet. Das Thema gab’s schon öfter. Zum Beispiel vor 50 Jahren mit Buñuels „Belle de Jour“und der wunderbaren Catherine Deneuve. Parallelen sind durchaus erkennbar. Auch hier verliebt sich ein Kunde in die Schöne, stellt ihr nach und besucht sie bald zuhause. Und auch hier droht alles an dieser Abhängigkeit, die „ja nur ein Job ist“, zu zerbrechen. Unter der feinfühligen und alltagsnah inszenierten Regie von Emily Atef („Wunschkinder“war auch von ihr) wird das Drama einer Ehe erzählt, in der sich die Verhältnisse ganz allmählich verschieben. Ludwig will an der Idee vom autarken Leben auf dem Bauernhof festhalten, Inga beginnt ihre Abwechslung vom Alltag zu genießen. Es eskaliert, Ludwig zerbricht an Ingas „Dreckslust“, wie er es nennt. Sehr realistisch, sehr einfühlsam erzählt, sehr sehenswert. Nicht zuletzt wegen der Idealbesetzung Peter Schneider als immer depressiver werdender Ehemann und Silke Bodenbender, die als „Königin der Nacht“genauso überzeugt wie als Biobäuerin.