Neue Hoffnung für Wiederverheiratete
Im Streit um die Unauflöslichkeit der Ehe folgen deutsche Bischöfe dem Papst
(dpa/KNA) – In der Diskussion um den Kommunionempfang für wiederverheiratete Geschiedene in der katholischen Kirche sind die deutschen Bischöfe für eine größere Öffnung. In Einzelfällen sei eine Entscheidung für den Empfang der Eucharistie zu respektieren, heißt es in dem mit Spannung erwarteten Bischofswort zum Papstschreiben „Amoris laetitia“, das die Deutsche Bischofskonferenz am Mittwoch veröffentlicht hat. Ein pauschales Verbot gibt es somit nicht mehr.
Wer verstehen will, warum die Kirche sich so schwertut im Umgang mit Geschiedenen, muss die Bibel aufschlagen. Aus dem Neuen Testament geht klar hervor: Jesus lehnte das damalige Recht ab, dass ein Mann seine Frau mit einer Scheidungsurkunde entlassen kann und sie damit in eine soziale Notlage bringt und der Schande aussetzt.
Wer den Lebensbund bricht und einen neuen eingeht, lebt nach traditioneller Lehre in ständiger Sünde und kann nicht zum Empfang der Eucharistie in einer Messfeier zugelassen werden. Konservative Bischöfe warnten daher: Eine Freigabe der Sakramente auch für diese Sünder stelle die Lehre von der Unauflöslichkeit der Ehe infrage. Doch Franziskus wandte sich in seinem Schreiben „Amoris laetitia“im vergangenen Frühjahr gegen eine „kalte Schreibtischmoral“. Der Papst warb für eine „barmherzige Liebe“: Niemand dürfe ausgegrenzt und auf Dauer verurteilt werden.
Nach langem Ringen folgen ihm jetzt also die deutschen Bischöfe. Zwischenzeitlich schien es nicht ausgeschlossen, dass sie in dieser Frage zu keiner gemeinsamen Linie finden. Vier Kardinäle, darunter Joachim Meisner und Walter Brandmüller, stellten sich offen gegen den Kurs des Papstes. Doch jetzt ist klar: In Einzelfällen können Gläubige in allen Bistümern auch nach Scheidung und neuer Heirat die Sakramente empfangen. Die Bischöfe erwarten allerdings, dass ein Seelsorger vor Ort den Prozess der Entscheidungsfindung begleitet.
Papst Franziskus hat bisher nicht direkt auf Forderungen reagiert, sein heftig diskutiertes Schreiben zu präzisieren und eine einheitliche Regelung festzuschreiben. Er deutete an, er wolle den nationalen Bischofskonferenzen mehr Freiräume lassen, um Regelungen zu finden, die die jeweilige Situation in ihren Ländern berücksichtigen.
In der Praxis dürfte sich nach der Entscheidung der deutschen Bischöfe letztlich aber nicht viel ändern. Denn schon längst gehen vielerorts wiederverheiratete Katholiken zur Kommunion. Viele Seelsorger akzeptieren das – sie haben vor Ort längst den Kurs eingeschlagen, zu dem sich jetzt auch die Bischöfe bekennen.