Vergnüglich-gruselige Auszeit
„Unterbrechung XVII“am Aalener Stadttheater: Mischung aus Konzert und Lesung
- Es hat zum Nachdenken, Hinterfragen, Schmunzeln und Lachen eingeladen – das Gastspiel „Unterbrechung XVII“am Sonntagabend im Theater der Stadt Aalen. Betriebsseelsorger Rolf Siedler präsentierte auf der großen Bühne zusammen mit seiner bewährten Unterbrecher-Combo und Schauspielerin Anne Klöcker eine willkommene Unterbrechung des Alltags mit einer Mischung aus Konzert und Lesung.
Das zahlreiche Publikum erlebte eine vergnügliche und gruselig-haarsträubende Auszeit, die die Verrücktheit des Weltgeschehens unter dem Motto „Unterbrechung XVII: Demokratiealarm … in Zeiten von Gruselclowns und Polithooligans“klar auf den Punkt brachte.
Siedlers Texte – trefflich und lebendig von Klöcker vorgetragen – sprachen laut aus, was so mancher denkt: „Alarm, Demokratie“oder „Demokratie-Alarm“. In herausgepickten großen und kleinen Ereignissen des Weltgeschehens ging es schonungslos, pointiert und in aller Deutlichkeit um die Absurdität, um die Verrücktheit, so mancher Debatten, Entscheidungen und Erscheinungen der Demokratie.
Dazu gehörte das Thema Brexit ebenso wie Anschläge des IS. Es ging um die AfD, um viel zu lockere Zügel hinsichtlich Steuerparadiesen und Steuersündern, im Gegensatz zu empfindlichen Strafen für Hartz-IV-Empfänger bei sozialwidrigem Verhalten. Es ging um die Auswirkungen von Jan Böhmermanns Gedicht, aber auch um US-Präsident Donald Trump inklusive seiner Frau Melania oder um Andrea Berg. Letztere nämlich war für Siedler Anlass, eine Ahnung zu hinterfragen, die ihn beschlich, als Berg, respektive ihr Kleid, auf der Bühne in Flammen gestanden hatte: „Was steht uns bevor, wenn schon Andrea Berg in Flammen steht?!“
Mädchen machen Mut
Doch es wurde nicht nur angeprangert. Die Geschichte der zehn- und zwölfjährigen Mädchen aus Bali, die sich über zwei Jahre dafür stark gemacht haben, Plastiktüten auf Bali zu verbieten – mit Erfolg – macht Mut und fordert auf, selbst aktiv zu werden und die Welt ein kleines Stückchen zu verändern. So wie es die Spendensumme aus der „Unterbrechung XVII“vermag: 1000 Euro sollen dazu beitragen, dass die Ausbildungsstätte zusätzlich zur Flüchtlingsschule in Antakya an der syrischen Grenze bald Wirklichkeit werden kann.
An dem gelungenen pointierten Abend, umrundet von eingängigen Klängen aus Jazz, Bossa und Soul von Norbert Botschek, Markus Braun, Matthias Kehrle und Rolf Siedler, die es verstanden haben, das Publikum musikalisch zu unterhalten, gibt es nur ein einziges Manko: Siedlers berührender Gesang hätte viel häufiger zu hören sein dürfen.