Mit brennender Hingabe
Aris Quartett bestätigt seinen hervorragenden Ruf
- Beim ARD-Wettbewerb in München im vergangenen Jahr erhielt das Aris Quartett aus Frankfurt „nur“den zweiten Preis und den Publikumspreis. Inzwischen ist der Terminkalender der jungen Musikerinnen und Musiker so dicht gefüllt, dass einem schwindlig werden kann. Im Rahmen der Bundesauswahl Konzerte Junger Künstler gastierten sie am Sonntag mit einem spannenden Programm im Alten Kloster in Bad Saulgau und überzeugten auf ganzer Linie.
Die beiden Geigerinnen Anna Katharina Wildermuth und Noémi Zipperling sind aus Frankfurt, der Bratschist Caspar Vinzenz, mit 23 Jahren der Jüngste im Bunde, aus München, und der Cellist Lukas Sieber, mit Jahrgang 1989 der Älteste, stammt aus Mainz. Gefunden haben sie sich 2009 noch als Schüler an der Musikhochschule in Frankfurt, der Name setzt sich aus den Endbuchstaben der Vornamen zusammen. Viel haben die vier bereits zusammen erlebt. Früh stellten sich Erfolge und Preise ein, der ARD-Wettbewerb gab nochmals einen besonderen Schub. Die vier vom Aris Quartett bilden eine äußerst lebendige Gemeinschaft voll Temperament, mit ausgewogenem Klangbild, strahlendem Lächeln unterm Spiel, perfektem Auftritt und freundlichem Kontakt zum Publikum. Doch bleibt genügend Raum für spontanes Musizieren, nichts wirkt abgeklärt, routiniert.
Zu Beginn mit Mozarts d-MollQuartett KV 421 nehmen der warme, kaum geschärfte Ton und die innige, fein differenzierte Gestaltung gefangen. Die Primaria führt unaufdringlich, aber bestimmt, das Cello bildet die feine Basis, die Mittelstimmen sind klangvoll eingebunden. Besonders schön ist der langsame Satz mit der kühnen Harmonik und den aufblühenden Figuren im Mittelteil. Im Menuett setzen sie zierliche Impulse. Im Finale lassen sie ihre musikalische Phantasie wirken.
Wohl eingestimmt durch die einführenden Worte von Lukas Sieber ließ sich das Publikum auch von dem 1989 entstandenen „Officium breve – In Memoriam Andrae Szervánsky“des ungarischen Komponisten György Kurtag begeistern. Alle Spieltechniken wie Flageolett, heftig angerissene Saiten, bohrende Tonrepetitionen, Obertöne oder die kontrastreiche Dynamik erzeugten eine ungeheure Spannung. Obwohl 15 kurze Sätze aneinander gereiht sind, entstand der Eindruck von großer, facettenreicher Einheit.
Neue Aspekte und Farben
Einen grandiosen Schlusspunkt setzte das Quartett mit dem drängend erregten Schubert-Stück „Der Tod und das Mädchen“. Diesem so berühmten Werk immer wieder neue Aspekte und Farben zu entlocken, ist große Kunst: Die Musiker widmeten sich ihm mit brennender Hingabe, erzeugten über die Variationen des langsamen Satzes hinweg einen wunderbaren Atembogen und hielten die Spannung bis zum letzten, brodelnden Tanz im Finale. Dieser wilden Düsternis bei Schubert setzten sie in der Zugabe, dem Finale aus dem „Amerikanischen Quartett“von Dvorak, eine musikantische Lebensfreude entgegen.