Aalener Türken leisten Widerstand gegen Erdogan
Pläne mehrerer türkischer Vereine zu Aktionen gegen ein Präsidialsystem nehmen Form an
- Der Widerstand mehrerer türkischer Vereine in Aalen gegen eine Verfassungsänderung in der Türkei wächst. Am vergangenen Freitag haben sich die sechs Vereine bereits zum zweiten Mal getroffen, um Aktionen zu planen, mit denen sie das Wahlergebnis des Referendums im Frühling beeinflussen wollen. Ihre Parole: „Hayir!“– „Nein!“. Nein zum Präsidialsystem und nein zu einem immer mächtiger werdenden Präsidenten Recep Tayyip Erdogan.
Dass sechs Aalener Vereine gegen den Kurs der Erdogan-Regierung mobilisieren, berichteten wir bereits am Donnerstag. Nun hat ein weiteres Treffen stattgefunden, von dem Turgay Dündar den „Aalener Nachrichten“berichtet hat. Der Aalener ist Administrator der Facebook-Mediengruppe Son Kale/Medya. „Son Kale“heißt übersetzt so viel wie „Die letzte Bastion“. Bei dem Treffen mit dabei waren laut Dündar der Türkische Kulturund Sportverein Aalen, der Alevitische Kulturverein Aalen und Umgebung, der Kulturclub Antakya-Aalen, der Verein zur Förderung des Gedankenguts in Aalen und Umgebung sowie Mitglieder der linksdemokratischen Partei CHP.
Demonstration am 25. Februar?
„Wir haben beschlossen, Broschüren und Briefe zu verfassen und bei allen türkischen Bürgern in Aalen und Umgebung in den Briefkasten zu werfen“, berichtet der Aktivist. Im Gespräch sei auch, in türkischen Cafés Informationsveranstaltungen zu organisieren. Selbst eine Demonstration wurde diskutiert. Dazu gebe es aber noch keine abschließende Entscheidung, so Dündar. Denn es habe darüber Meinungsverschiedenheiten gegeben – etwa darüber, ob es bei der Demo erlaubt sein soll, türkische Flaggen mitzubringen. „Konflikte lassen sich nicht ganz vermeiden“, glaubt er. In jedem Fall wollten die Teilnehmer Plakate hochhalten, welche Auskunft darüber geben, warum sie beim Referendum mit „nein“stimmen werden und was ein „ja“für Folgen haben kann. Sollte die Demonstration stattfinden, dann vermutlich am 25. Februar.
Diese Aktionen haben laut Dündar ein Ziel: einen Teil derjenigen Anhänger von Gruppierungen, die eigentlich rechtskonservativ sind, die aber noch „Fragezeichen im Kopf haben“, von einem anderen Kurs zu überzeugen. „Viele Anhänger Erdogans wissen gar nicht, warum sie mit ,ja’ stimmen, sie kennen die Bedeutung gar nicht.“Zudem wollen die Vereine, sobald ein Termin für das Referendum feststeht, Busse organisieren, um türkische Mitbürger zu den Wahllokalen ihrer jeweiligen türkischen Botschaften zu fahren. „Wir wissen, dass auch Erdogan und seine Partei Busse organisiert haben, damit ihre Anhänger wählen gehen können“, so Dündar.