Der Schulz spricht, das Bierzelt bebt
Beim Politischen Aschermittwoch in Vilshofen feiern die Genossen ihren Hoffnungsträger
(dpa) - Dieser Vormittag ist so anders als die SPD-Aschermittwochs-Veranstaltungen in den Vorjahren: zufriedene, euphorische Genossen, wohin man blickt. Bis ganz hinten sind die Bänke im Festzelt in Vilshofen gefüllt, das nach Parteiangaben 5000 Besuchern Platz bietet. Sie alle wollen den SPD-Kanzlerkandidaten und ihren großen Hoffnungsträger Martin Schulz erleben.
Womöglich sind es sogar mehr Zuhörer als bei der CSU in der Dreiländerhalle von Passau, die nach offiziellen Angaben 4100 Besucher fasst. Den Nachweis kann oder will in Vilshofen keiner erbringen – doch die Sozialdemokraten fühlen sich auch so als die großen Gewinner. „Ich habe gelesen, die gefühlte Mehrheit sitzt in Passau“, sagt Schulz schon beim Eintreffen am Festzelt mit Blick auf entsprechende Äußerungen von CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer – und fügt dann hinzu: „Ich glaube, die tatsächliche Mehrheit sitzt hier.“
Kritik an Trump und Seehofer
Der Jubel ist jedenfalls immens, auch wenn Schulz keine neuen Botschaften mitgebracht hat, wohl aber eine sehr emotionale Rede. In einem leidenschaftlichen Plädoyer verspricht er mehr soziale Gerechtigkeit und kündigt einen entschiedenen Kampf gegen Rassismus und Ausgrenzung an, gegen „die Konjunkturritter der Angst, die aus Angst Hass machen“. Die AfD nennt er eine „Schande für Deutschland“.
Und auch US-Präsident Donald Trump überzieht Schulz mit Kritik: Wer andere Meinungen als Lügenpresse diffamiere, der lege „die Axt an die Wurzeln der Demokratie – ob er Präsident der USA ist oder in einer Pegida-Demonstration mitmarschiert. Beides ist nicht akzeptabel.“
Dabei kritisiert er auch CSU-Chef Horst Seehofer, der die Tatkraft Trumps gelobt hatte: Wenn jemand Mauern bauen wolle, die Medien als Fake-News bezeichne und Minderheiten diskriminiere, „dann muss man ihn kritisieren und nicht seine Tatkraft loben“, sagt Schulz.
Und noch an anderer Stelle geht Schulz Seehofer an, als er sich gegen Vorwürfe wehrt, er – Schulz – rede das Land schlecht. Er zitiert Seehofer, der in der „Passauer Neuen Presse“ unter anderem von Sorgen und „Verlustängsten“vieler Menschen gesprochen hatte. „Was macht der denn?“, schleudert Schulz Seehofer entgegen. „Der gibt die Begründung dafür ab, warum es richtig ist, die SPD zu wählen.“Kanzlerin Angela Merkel und die CDU kommen in seiner Rede dagegen kaum vor. Schulz spottet ein wenig über die „Zwangsehe“von CDU und CSU und sagt unter Gelächter: „Die sind nicht mehr ganz beisammen.“
Am meisten Applaus aber bekommt Schulz, als er einfach nur den Machtanspruch der SPD für die Zeit nach der Bundestagswahl untermauert, mit bekannten Sätzen: „Die SPD tritt an, um die stärkste politische Kraft in der Bundesrepublik Deutschland zu werden. Und ich (…) trete an, um Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland zu werden.“
Da brandet Jubel auf – genauso wie am Ende seiner Rede, als Martin Schulz voraussagt, man werde bei der Bundestagswahl ins Bett gehen und „mit dem Wahlsieg der SPD“aufwachen.