Schildbürgerstreich vor G20-Gipfel
Die Großbaustelle am Leopoldplatz in Baden-Baden muss zum Treffen der Finanzminister zugeschüttet werden – Bürger sprechen von Aprilscherz
– Eine ältere Frau spricht von „einem Aprilscherz“. Immer wieder stehen Bürger kopfschüttelnd vor der derzeit größten innerstädtischen Baugrube in Baden-Baden. Seit Mitte September wird am „Leo“, wie man den Platz in der Kurstadt nennt, gebuddelt. Doch wegen des G20-Gipfels muss die Großbaustelle in Kürze zugeschüttet werden: Auf eine Sandschicht soll obenauf auch noch Asphalt kommen. Bereits jetzt werden die – errechneten – Baukosten auf fast fünf Millionen Euro taxiert.
Der „Leo“, das ist der zentrale Leopoldsplatz in Baden-Baden, der für reichlich Unmut sorgt. Seit Tagen sind die Leserbriefspalten lokaler Blätter voll mit kritischen Kommentaren. Nach gut fünfeinhalb Monaten soll die Großbaustelle vorübergehend „dichtgemacht“werden: aus Sicherheitsgründen, wie ein Sprecher der Stadt Baden-Baden bestätigt. Der Polizei, die für die Sicherheit der 20 wichtigsten Finanzminister der Welt (G20-Gipfel) sorgen muss, war die 60 bis 70 Meter lange, und bis zu 20 Meter breite Baustelle im Stadtzentrum schon länger ein Dorn im Auge. Vor Kurzem fiel dann der Beschluss: Während der 100 Stunden, die der G20-Gipfel vom 17. bis 18. März – inklusive der vorbereitenden Absperrungsmaßnahmen – andauert, müsse die Baustellenoberfläche „den notwendigen Sicherheitsvorkehrungen“entsprechen.
Der Leopoldsplatz in Baden-Badens Innenstadt spiele für die Polizei „eine wichtige Rolle im Konzept für mögliche Flucht- und Rettungswege“, hatte bereits Mitte Februar ein Sprecher des Polizeipräsidiums Offenburg wissen lassen. Befürchtet wird wohl insgeheim, dass bei den zu erwartenden Protestkundgebungen Demonstranten auf die Idee kommen könnten, sich „mit Steinen von der Baustelle“als Wurfgeschosse zu bedienen oder Barrikaden zu bauen. Von einem „fünfstelligen Betrag“an zusätzlich entstehenden Baukosten spricht der Pressesprecher der Kurstadt – für den Aufwand die Baustelle wieder zu schließen. Genau will man sich bei den Zahlen freilich noch nicht festlegen. Kritiker rechnen derweil mit einem „bis zu sechsstelligen Betrag“.
„In der Zeit vom 15. bis 20. März darf auf dem Leopoldsplatz nichts mehr an die Bautätigkeiten erinnern“, ließ Baden-Badens Oberbürgermeisterin Margret Mergen (CDU) jetzt wissen. Mergen hatte es noch im vorigen Jahr abgelehnt, den Start der Baumaßnahmen – so wie es etwa die SPD im Stadtrat beantragt hatte – auf die Zeit nach dem G20Gipfel im März dieses Jahres zu verlegen.
Kritiker der damaligen Entscheidung sprechen inzwischen auch von einem Schildbürgerstreich.
Der Leopoldsplatz, auf dem noch vor wenigen Jahren reger Autoverkehr herrschte, ist der zentrale Mittelpunkt der Baden-Badener Fußgängerzone. Der „Leo“, wie die Kurstädter ihn auch liebevoll nennen, bildet die Verbindungsachse zwischen der Baden-Badener Innenstadt mit Bäderviertel und Rathaus und dem Kurparkareal, wo sich – westlich des Flüsschens Oos – der Theaterbau, das Kurhaus mit Casino und das Burda-Museum befinden.
Erst vor wenigen Wochen hatte eine fast zwei Million Euro teure Erhöhung des „Leo“-Umbaus heftige Kritik ausgelöst: Neben dem Neubau der Kanäle ist eine komplette Neugestaltung der Oberfläche vorgesehen. Bis März 2018, so die ursprünglichen Pläne, sollte der neue „Leo“fertig sein.