Luther kommt ins Fernsehen
TV-Sender planen zahlreiche Programmschwerpunkte zur Reformation
(KNA) - Luther wollte eine Reform der Kirche. Doch seine Thesen gewannen eine Dynamik, die zur Spaltung führten. Mit Ursachen und Auswirkungen der Reformation befassen sich die TV-Sender mit mehreren Programmschwerpunkten.
„Die Reformation hat eine zentrale Bedeutung für die europäische Freiheitsgeschichte“, begründete ZDF-Intendant Thomas Bellut die Pläne. „Wenn wir nach den Grundlagen unserer Demokratie wie Gewissensund Glaubensfreiheit fragen, dann begegnen wir auch jenem Mönch, der sich vor den damaligen staatlichen und kirchlichen Autoritäten auf sein Gewissen und seinen Glauben berufen hat.“
Der Schwerpunkt der Sendungen liegt im Herbst. Den Auftakt macht das ZDF allerdings bereits an Ostern mit der dreiteiligen Dokumentation „Der große Anfang – 500 Jahre Reformation“. Moderator Harald Lesch will zeigen, wie die Reformation die Welt bis heute prägt, so der Sender.
„Tatort“-Kommissar als Reformator
Die Dokumentationsreihe startet am Karfreitag (19.30 Uhr) unter dem Titel „Der Funke“mit einer Reise über die Alpen. Lesch macht wie Luther 1510 Station in Florenz und beschreibt das Zeitalter des Humanismus, in dem Künstler wie Michelangelo oder Raffael ein neues Bild vom Menschen prägten.
Im zweiten Teil „Die Explosion“folgt Lesch am Ostersonntag der Spur des Geldes. Zu Luthers Zeiten wuchs der Einfluss der großen frühkapitalistischen Handelsgesellschaften; das Bankenwesen bildete sich heraus. Auch die Päpste mischten kräftig mit. Zugleich häufte sich sozialer Zündstoff an: Bauern und Städte wehrten sich gegen die Aushöhlung alter Rechte. Die aufständischen Bauern beriefen sich auf Luthers Idee, dass jeder selbst die Bibel lesen soll.
Im dritten Teil unter dem Titel „Das Feuer“wendet sich Lesch am Ostermontag den religiösen Folgen der Reformation zu. Die westliche Kirche spaltete sich. Deutsche Landesherren, aber auch der englische König Heinrich VIII., nutzten die religiösen Konflikte zur Festigung ihrer Macht. Die historischen Ereignisse der Reformationszeit sind auch der Stoff für einen fiktionalen Zweiteiler unter dem Arbeitstitel „Himmel und Hölle“, den das ZDF für Herbst plant. Im Zentrum steht der Konflikt zwischen Luther und radikaleren Anhängern der Reformation wie Thomas Müntzer. Reformation gegen Revolution. Müntzer wird hingerichtet.
Der Zweiteiler ist prominent besetzt: Den Luther spielt der auch als Tatort-Kommissar aus Saarbrücken bekannte Maximilian Brückner. Der Mainzer Erzbischof Albrecht wird von Joachim Krol verkörpert, Christoph Maria Herbst stellt Lucas Cranach dar.
Luthers Auftritt auf dem Reichstag in Worms 1521 steht im Zentrum eines weiteren 90-minütigen Dokudramas, das der Sender unter dem vorläufigen Titel „Zehn Tage im April“ebenfalls im Herbst zeigen will. Der Mönch aus Wittenberg widersteht Kaiser Karl V. ins Angesicht.
Als musikalisches Highlight überträgt das ZDF am Reformationstag (31. Oktober) ab 22.15 Uhr „Luther – Das Projekt der 1000 Stimmen“. Herzstück der Unterhaltungsshow ist ein Chor mit 4.000 Sängerinnen und Sängern. Das Musikprojekt über das Leben von Martin Luther stammt aus der Feder von Michael Kunze (Librettist) und Dieter Falk (Komponist). Über 10 000 Besucher werden in Berlin erwartet.
7,3 Millionen sehen „Katharina Luther“
Auch der Kulturkanal arte macht die Reformation ab Sommer immer wieder zum Thema. Am 24. Juni steht eine zweiteilige Dokumentation über „Zeitenwende – Die Renaissance“auf dem Programm. Für Juli oder August ist eine Dokumentation zu „Luthers Gesängen“geplant. Am 14. Oktober befasst sich ein Doku-Drama mit Johannes Gutenberg. Ohne seine Erfindung des Buchdrucks hätten sich die Ideen der Reformation nicht so schnell verbreitet.
Der Ereigniskanal Phoenix will das Reformationsjubiläum ganzjährig mit thematischen Dokumentationen begleiten. Unter anderem am Ostersonntag (16. April) präsentiert er „Mitteldeutschland von oben – Das Lutherland“.
Die ARD-Anstalten planen auch spezielle Inhalte zum Reformationsgedenkjahr. Zuletzt sahen 7,3 Millionen Zuschauer im Ersten den Fernsehfilm „Katharina Luther“. Im Anschluss wurde die Dokumentation „Luther und die Frauen“gezeigt. Weitere Sendungen seien geplant, Details konnte die ARD auf Anfragen noch nicht nennen.