Ipf- und Jagst-Zeitung

Hilft dem Heilstolle­n eine Kur?

Die Asthmather­apie im Tiefen Stollen leidet seit Jahren unter Patientens­chwund – Stadt sieht drei Optionen für die Zukunft

- Von Markus Lehmann

- Immer weniger Patienten sind in den vergangene­n Jahren zur Asthmather­apie in den Tiefen Stollen gekommen. Das liegt vor allem an den „stark begrenzten Finanzspie­lräumen und Leistungsk­atalogen bei den Kassenärzt­en“, heißt es in einer Sitzungsvo­rlage der Verwaltung. Bei den Haushaltsb­eratungen für 2016 hatte die SPD-Fraktion einen Sachstands­bericht zur Asthmather­apie angeregt. Der wird nun am Dienstag dem Wasseralfi­nger Ortschafts­rat vorgestell­t. Eine Option: Der Heilstolle­nbetrieb im Besucherbe­rgwerk wird geschlosse­n.

Auslöser für die SPD-Forderung bei den Haushaltsb­eratungen im vergangene­n Herbst dürfte auch der damals kurz zuvor im Gemeindera­t vorgelegte Bericht des städtische­n Rechnungsp­rüfungsamt­s gewesen sein. Dessen neue Leiterin Wilma Wiegand hatte darin ein „Ausstiegss­zenario“für die seit Jahren defizitäre Asthmather­apie im Tiefen Stollen angemahnt. Stadt und Gemeindera­t, so Wiegand damals, sollten entscheide­n, wie lange sie sich diesen Betrieb noch leisten wollten und wie man ihn dann aufgebe.

Die ersten Patienten kamen im April 1989 zu den Liegekuren ins Bergwerk. Im Juli 2007 hatte die AOK Baden-Württember­g die Höhlenther­apie als „spezielle Form der Inhalation­stherapie“anerkannt und die Kosten auf Rezept übernommen. In diesem Jahr konnte die Therapie auch gleich ihren bisherigen Höhepunkt verbuchen: 564 Patienten, 6469 Einfahrten, 2223 Inhalation­en. Diese Zahlen wurden nie wieder übertroffe­n. Dann fiel die Patientenz­ahl von Jahr zu Jahr, 2009 unter 500, 2014 auf 322, 2015 auf 260 und im vergangene­n Jahr auf nur noch 243. Dadurch ist die Auslastung des Betriebs deutlich zurückgega­ngen.

Die Alternativ­en

Die Stadt hat nun folgende Optionen im Ärmel:

Option 1:

Der Heilstolle­n bleibt in städtische­r Trägerscha­ft. Idealerwei­se solle ein Arzt/eine Ärztin gefunden werden für die stollenärz­tliche Betreuung mit der Bereitscha­ft, sich zum Badearzt ausbilden zu lassen. Zudem könnte eine Kooperatio­n mit der Kinderklin­ik am Aalener OstalbKlin­ikum gesucht werden. Die Höhlenther­apie ist besonders bei Kindern und Jugendlich­en als wirksam nachgewies­en. Auch sieht die Stadt wegen der hohen Luftqualit­ät im Stollen ein „Alleinstel­lungsmerkm­al“für Stadt und Region und ein Potenzial für den „zweiten Gesundheit­smarkt“.

Option 2: Der Heilstolle­n bekommt ● einen „erweiterte­n Träger“, die Stadt verpachtet ihn. Oder aber

die Stadt übernimmt eine Vorreiterr­olle im Deutschen Heilstolle­nverband und es bildet sich ein Konsortium aus Kommune, Kreis, Hotels und Tourismus für einen „Klimastoll­en“wie etwa in Prettau in Südtirol.

Option 3: Der Heilstolle­n im Besucherbe­rgwerk ● am Braunenber­g wird geschlosse­n. Damit würde sich aber das Betriebser­gebnis für das Besucherbe­rgwerk insgesamt deutlich verschlech­tern. Zudem befürchtet dann die Stadt eine negative Signalwirk­ung für andere Kommunen im Heilstolle­nverband, und sie möchte nicht zum „Totengräbe­r“des Verbandes werden.

 ?? ARCHIVFOTO: THOMAS SIEDLER ?? Im April 1989 sind die ersten Patienten zur Asthmather­apie in den Tiefen Stollen eingefahre­n. 2007 gab es den Höchststan­d mit 564 Menschen. 2016 waren es nur noch 243.
ARCHIVFOTO: THOMAS SIEDLER Im April 1989 sind die ersten Patienten zur Asthmather­apie in den Tiefen Stollen eingefahre­n. 2007 gab es den Höchststan­d mit 564 Menschen. 2016 waren es nur noch 243.

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