Am Anfang war die Gasversorgung
Die Aalener Stadtwerke blicken auf eine 150-jährige Geschichte zurück
- Die Aalener Stadtwerke feiern Jubiläum. Denn deren Geschichte beginnt vor 150 Jahren mit der Gasversorgung. Ihre Hauptaufgabe damals war der Betrieb der Straßenlaternen mit Gas. Heute ist das Aufgabenspektrum weit umfangreicher. Strom, Wasser, Bäder, Parkhäuser und Wärme sind unter anderem als Geschäftsfelder hinzugekommen.
Den Aalenern ging später als vielen anderen Städten ein Licht auf. Ein Gaswerk schien zunächst nicht realisierbar, erzählt Stadtwerkedirektor Cord Müller. Holz sei nicht genügend verfügbar gewesen und Kohletransport in die „Provinz“nicht möglich. Geändert habe sich das erst mit dem Bau der Remsbahn von Canstatt nach Wasseralfingen. Jetzt konnte ausreichend Kohle herangeschafft werden.
Dennoch fehlte der 4500 Einwohner zählenden Stadt der Mut, eine eigene Gasversorgung aufzubauen. Ein privater Investor sollte es deshalb richten. Mit ihm wurde im November 1864 ein Vertrag zum Bau eines Gaswerks geschlossen. Die Stadt behielt sich aber das Recht vor, das Werk jederzeit kaufen zu dürfen. Am 11. September 1866 ging das Gaswerk in Betrieb. Nur ein Jahr später entschlossen sich die Stadtoberen zum Kauf. Die gute wirtschaftliche Entwicklung hat sie überzeugt. Ab dem 1. September 1867 war das Gaswerk städtisch. „Das ist die Geburtsstunde der Stadtwerke“, sagt Müller.
Ausgehöhlte Baumstämme als Wasserleitung
Der Gasversorgung folgte die Versorgung Aalens mit Wasser. Durch ausgehöhlte Baumstämme floss bis dahin das Wasser von den Quellen zu Brunnen in der Stadt. Der Transport via Eisenleitungen direkt zu den Häusern war der Einstieg in eine moderne Wasserversorgung. Etwa zu selben Zeit fiel der Beschluss für eine städtische Badeanstalt im Hirschbach. Am 1. Juli 1880 wurde sie eröffnet. Klar, dass streng getrennt nach Geschlechtern gebadet wurde.
Gas-, Wasser- und Badfrage seien damit gelöst gewesen, berichtet Cord Müller. Da entzündete sich auch schon eine heftige Debatte über die Notwendigkeit einer öffentlichen Stromversorgung. Strom wurde als Konkurrenz zu Gas gesehen. Die Industrie produzierte ihren Strom selbst. Schließlich einigte man sich darauf, dass Ellwangen Standort eines Kohlekraftwerks werden soll und Aalen Großabnehmer des dort produzierten Stroms. Ab 1913 war Aalen am Netz.
1915 erste Eisbahn in den Lederhosen
Stadtwerke und Eisbahn. Auch das gehört nicht erst seit wenigen Jahren zusammen. Bereits 1915 eröffnete die städtische Tochter eine Eisbahn „in den Lederhosen“. Ab dem Winter 1959/1960 hätten Vereine im Greut eine Eisbahn betrieben, sagt Cord Müller. Mittlerweile kümmern sich die Stadtwerke wieder um die Eisbahn. Sie organisieren und finanzieren den Betrieb einer mobilen Anlage im Greut.
Und wie geht die Geschichte der Stadtwerke weiter? Ab 1935 werden die Straßenlaternen von Gas auf Strom umgestellt. Ein hygienisches Problem ist das Abwasser. Das meiste läuft in Kocher und Aal. Dass sich hier etwas ändern muss, wird wohl schon um 1900 erkannt. Es fehlte aber am Geld. So wurde erst 1954 mit dem Bau der Kläranlage im Hasennest und eines Kanalsystems begonnen. Zusammengefaßt ist heute der gesamte Bereich Kanalisation im von den Stadtwerken betreuten städtischen Eigenbetrieb Abwasser. Im Rückblick stellt Geschäftsführer Cord Müller fest: „In Aalen kam alles später als an anderen Orten.“
Dienstleister mit bundesweitem Angebot
Die Zusammenführung der Stadtwerke Aalen und Wasseralfingen im Zuge der Eingemeindung im Jahr 1976 bezeichnet Müller als weiteren wichtigen Schritt.
Weitere waren und sind der Aufbau eines Fernwärmenetzes, die Übernahme des Betriebs der Limesthermen im Jahr 1992, vier Jahre später die Komplettübertragung der Bäder auf die Stadtwerke und 1997 die der Parkhäuser. 2000 steigt das städtische Tochterunternehmen in die Verlegung eines Glasfasernetzes ein. Cord Müller beschreibt die Stadtwerke, so wie sie sich heute darstellen, als einen modernen Versorgungsdienstleister mit einem bundesweiten Angebot.