Flucht und Aufnahme sind Kernthemen der Bibel
Dekanatsmännertag in Pfahlheim widmet sich aktueller Entwicklung und speziell der Lage in Ellwangen
- Betroffene Gesichter und ernste Mienen hat am Sonntag der Vortrag zur Flüchtlingsproblematik ausgelöst, den Ellwangens Bürgermeister Volker Grab beim diesjährigen Dekanatsmännertag gehalten hat. Das katholische Dekanat Ostalb hatte dazu eingeladen, und zahlreiche Männer und auch einige Frauen aus dem Norden des Dekanats waren nach Pfahlheim gekommen.
Im Rahmen des Sonntagsgottesdienstes hatte bereits Pfarrer Anton Forner die Problematik aufgegriffen und auf das Flüchtlingsboot in Assisi verwiesen. Es steht dort als Mahnmal für 49 Ertrunkene. „Jeder von uns sollte sich selbst fragen, ob er die Flucht in einem solchen Boot aufs offene Meer wagen würde“, fragte er. Der Laienvorsitzende des Pfahlheimer Kirchengemeinderats, Anton Konle, lud am Ende des Gottesdienstes, den der Kirchenchor Pfahlheim unter Franz-Xaver Klotzbücher mit Liedern mitgestaltet hatte, in den benachbarten „Grünen Baum“zum Vortrag ein.
Thema Flüchtlinge im Alten und Neuen Testament zentral
Als recht bibelfest erwies sich Ellwangens Bürgermeister Volker Grab. Der evangelische Christ Grab erwähnte, dass bereits Adam und Eva aus dem Paradies vertrieben worden waren und sich das Flüchtlingsthema über die Josefsgeschichte bis ins Neue Testament mit der Flucht des neu geborenen Jesuskindes nach Ägypten fortgesetzt habe. Heute seien, je nach Weltanschauung, zwischen 60 und 75 Millionen Menschen auf der Flucht. Diese habe immer nur eine Ursache: Menschen fliehen dorthin, wo es ihnen gut und menschenwürdig geht und stabile und geordnete Verhältnisse seien.
Grab ging auf die besondere Situation Ellwangens ein. Das durch den Konversionsprozess leer stehende Kasernengebäude wurde vom Land Baden-Württemberg als Landeserstaufnahmeeinrichtung (LEA) ausgebaut. In diesem Zusammenhang lobte er das überaus große ehrenamtliche Engagement der Ellwanger. Mehrere Hundert Freiwillige hätten zahllose Stunden aufgewendet und sich in der LEA und drum herum engagiert und so den Menschen, die oft nach Jahren der Flucht total verunsichert waren, Hoffnung und Zuversicht gegeben.
Scharf kritisierte Grab ein CSUPapier, in dem gefordert wurde, zuerst den Flüchtlingen zu helfen, die aus überwiegend christlichen Ländern kommen. „Gott lässt seine Sonne über Gerechte und Ungerechte aufgehen“, zitierte er den Evangelisten Matthäus (5,45). Noch schärfer lehnte er den AfD-Begriff des sogenannten christlichen Abendlandes ab, aus dem diese Populistenpartei ein total verzerrtes Geschichtsbild Europas ableite. Gerade das Gleichnis des barmherzigen Samariters zeige, dass Gott sich allen Menschen zugewendet hat ohne Ausnahme von Hautfarbe, Religion und Geschlecht.
Abschließend ging Grab auf die Europäische Ausbildungs- und Transferakademie (EATA) ein, weil sie in den letzten Wochen immer wieder hinterfragt worden sei. „Viele Flüchtlinge werden da bleiben, und zur Integration brauchen sie eine gute Ausbildung und die deutsche Sprache, die in dieser Einrichtung vermittelt werden wird“, sagte er.
„Parallel dazu müssen aber auch die Fluchtursachen in bestimmten Balkanstaaten und in einigen Ländern Afrikas bekämpft werden. Dies kann aber nur mit internationaler Hilfe und auf der Ebene der hohen Politik geschehen“, beschloss der Redner seine Ausführungen. Dekanatsreferent Tobias Kriegisch dankte Grab.