Traumehen und Schwalbenmänner
Unbedingt nötig war die Gratulation aus dem fernen Leipzig an die weiterhin einzige deutsche Fußballgroßmacht nicht. Doch natürlich war es nett, dass Ralph Hasenhüttl dem FC Bayern München nach dem 0:1 seiner Leipziger gegen Wolfsburg und dem gleichzeitigen 3:0 der Bayern gegen Frankfurt, zum praktischen Gewinn der fünften Meisterschaft in Serie komplimentierte. „Glückwunsch, zehn Punkte Vorsprung wird sich der FC Bayern von uns bestimmt nicht mehr nehmen lassen“, sagte er bei Sky.
Als Hasenhüttl seine Glückwünsche ● losschickte, wusste er noch nicht, was sich in den Katakomben des Leipziger Stadions ereignet hatte. Mittelfeldantreiber Naby Keita war mit einem Kreislaufkollaps zusammengebrochen, musste die Nacht auf Sonntag sogar im Krankenhaus verbringen. „Es geht ihm den Umständen entsprechend gut. Er ist bei vollem Bewusstsein. Bislang wurde noch nichts gefunden“, sagte Sportdirektor Ralf Rangnick am Vormittag bei Sport1. Keita gehört zu den Entdeckungen der Saison, gerüchteweise soll er unter anderem beim FC Liverpool, Borussia Dortmund und auch bei Bayern auf dem Zettel stehen. „Naby ist ein außergewöhnlicher
Spieler, der in jeder europäischen Spitzenmannschaft spielen kann“, sagte Rangnick. Allerdings habe der Spieler keine Ausstiegsklausel und werde höchstwahrscheinlich auch kommende Saison noch für Leipzig spielen.
Die Chancen, dass Mario Gomez ● nächste Saison hauptsächlich in Wolfsburg tätig sein wird, sind neuerdings stark gestiegen. Der aus Unlingen stammende Stürmer erzielte nicht nur das Siegtor gegen Leipzig, sondern baute seine fast schon unheimliche Serie aus. In jedem seiner sieben Spiele unter der Leitung von Trainer Andries Jonker gelang Gomez mindestens ein Tor – insgesamt sind es nun nach fünf Spielen unter Jonker beim FC Bayern München und zwei Partien bei Wolfsburg elf. „Ich glaube, eine ganze große Qualität unseres jetzigen Trainers ist die Penetranz“, sagte Gomez. Was vielleicht nicht unmittelbar wie ein Lob klingt, aber uneingeschränkt eines ist. „Die Woche ist schon intensiv für mich. Der Trainer fordert extrem viel von mir. Er macht mich auch rund, wenn ich nicht da bin, wo ich sein muss. Er treibt und schiebt mich, das war damals schon so unter van
Gaal“, sagte Gomez. Herthas Marvin Plattenhardt, ● dem das umjubelte Tor zum 2:1 über den BVB gelang, hätte auf eine als Kompliment verkleidete Vereinnahmung liebend gern verzichtet. Samstag Abend veröffentlichte die AfDFraktion im Berliner Abgeordnetenhaus ein Foto, auf dem Plattenhardt mit dem AfD-Abgeordneten Frank
Scheermesser posiert. „Unser Abgeordneter mit dem Siegtorschützen. Langsam wird die Serie unheimlich“, lautete die Bildunterschrift. Der Parlaments-Hinterbänkler präsentiert sich gern als passionierter Anhänger der Hertha und sieht in sich so etwas wie einen daumenhebenden Glücksbringer – nach dem 1:1 gegen den FC Bayern hatte er schon mit Stürmer
Salomon Kalou posiert. Damals blieb das weitgehend unbemerkt, Plattenhardt reagierte umgehend. „Foto bitte sofort löschen! Ich hatte keine Ahnung, wer sich da mit mir fotografieren lässt! Ich distanziere mich klar!“, twitterte Plattenhardt. Scheermesser scheint offenbar nicht allzuviel davon zu halten, sich bei seinen Fotopartnern vorzustellen.
Für einen weiteren Aufreger hatte ● zuvor Plattenhardts Teamkollege Mitchell Weiser gesorgt. Der hatte, um Zeit zu schinden, kurz vor Schluss den Ball wegschlagen wollen und war dabei versehentlich von Ousmane Dembélé am Knöchel getroffen worden. Weiser wälzte sich wie vom Blitz getroffen am Boden – und gab seine Schauspieleinlage sogar zu. „Da lasse ich mich natürlich theatralisch fallen“, sagte er. Hertha postete nach dem veritalen Shitstorm in den sozialen Netzwerken ein Bild von Weisers tatsächlich recht lädiertem Knöchel und schrieb dazu: „Schauspieleinlage von Mitchell Weiser?! Klar, und das ist auch nur Schminke ...“