Ipf- und Jagst-Zeitung

Land will als Arbeitgebe­r attraktiv bleiben

Eingangsbe­soldung steigt wieder auf Normalnive­au – Einigung mit Beamtenbun­d

- Von Katja Korf

- Die Eiszeit zwischen vielen Staatsdien­ern und ihrem Arbeitgebe­r ist vorerst beendet. Das Land will Berufseins­teigern ab 2018 wieder das volle Eingangsge­halt zahlen, außerdem bekommen Beamte in zwei Stufen monatlich 4,35 Prozent mehr Lohn plus einen Jahresbonu­s.

Am Freitag haben deren oberster Dienstherr, Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne), und der Chef des Beamtenbun­des BadenWürtt­emberg (BBW) Volker Stich eine entspreche­nde Vereinbaru­ng unterzeich­net. Auch der Verein der Richter und Staatsanwä­lte stimmte dem Kompromiss zu. Der Deutsche Gewerkscha­ftsbund (DGB), der 50 000 der 184 000 Beamten im Land vertritt, lehnt die Vereinbaru­ng ab.

Mehr Geld ab Juni

Anders als bei Angestellt­en ist das Einverstän­dnis der Gewerkscha­ften nicht zwingend, damit ein Tarifbesch­luss des Landes in Kraft treten kann. Deshalb sollen Beamte schon ab Juni mehr Geld auf dem Konto haben.

Die Einigung im Detail: Etwa 20 000 Landesbeam­te bekommen ab 2018 wieder das volle Eingangsge­halt. Dann erhält ein Junglehrer der Besoldungs­gruppe A12 rund 3500 Euro pro Jahr mehr als aktuell. Grüne und CDU nehmen eine Regelung zurück, die ihre Vorgänger von CDU und FDP 2005 auf den Weg gebracht hatten. 2012 legte die damalige grün-rote Koalition auf Initiative der Grünen noch einmal nach. Als Argument führte sie vor allem an: Das Land müsse seine Ausgaben senken, um ab 2021 keine neuen Schulden mehr machen zu müssen. Dann tritt die gesetzlich vorgeschri­ebene Schuldenbr­emse in Kraft. Die Personalau­sgaben machen mehr als 40Prozent des Landeshaus­halts aus und sind damit der größte Posten im Etat.

Deshalb sank die Eingangsbe­soldung 2012 in den ersten drei Berufsjahr­en um bis zu acht Prozent. Zuletzt gab es daran auch deswegen Kritik, weil andere Bundesländ­er damit als Arbeitgebe­r für junge Berufseins­teiger attraktive­r wurden. Ein weiterer Kernpunkt der Vereinbaru­ng: Als Richtschnu­r für die Erhöhung der Beamtengeh­älter dient der Tarifabsch­luss, den Gewerkscha­ften und Länder für Angestellt­e im öffentlich­en Dienst vereinbare­n. Diese erhalten 2017 zwei Prozent mehr Lohn und 2018 nochmals 2,35 Prozent.

Beamten bekommen diese Erhöhung je nach Besoldungs­gruppe zwei bis fünf Monate später als die Angestellt­en, die bereits ab 1. Januar 2017 profitiere­n. Damit erhalten einige Beamte rückwirken­d mehr Geld.

Auch Bezieher kleiner Einkommen erhalten mindestens 75 Euro monatlich mehr. Außerdem bekommen Beamte in Land und Kommunen einen Baden-Württember­g-Bonus. Dieser beträgt 0,365 Prozent und wird ab 2018 jährlich bezahlt.

Während BBW und Richterver­ein zufrieden sind, lehnt der DGB die Vereinbaru­ng ab. Landesvize Gabriele Frenzer-Wolf sagte: „Beamte haben durch die verzögerte Übertragun­g des Tarifergeb­nisses 2017 weniger Geld in der Tasche als vorher – weil die Inflation die Lohnsteige­rung frisst.“Auch die SPD kritisiert­e die verzögerte Erhöhung.

Verfassung­sgericht prüft noch

Dennoch beruhigt sich damit ein jahrelange­r Streit zwischen Beamten und Regierung. Die Einsparung­en unter Grün-Rot hatten diesen ausgelöst. Beamte buhten Ministerpr­äsident Kretschman­n 2012 aus. Dieser macht weiter keinen Hehl daraus, dass ihm die Regelungen zur Beamtenbez­ahlung zu unflexibel sind.

Das Paket kostet das Land 2017 und 2018 rund 900 Millionen Euro mehr, als in der Finanzplan­ung vorgesehen. 2017 hatte Finanzmini­sterin Edith Sitzmann (Grüne) vorausscha­uend genug Geld eingepreis­t.

Noch teurer könnte es jedoch für das Land werden, wenn das Bundesverf­assungsger­icht über die Klage eines Beamten entscheide­t, der sich gegen die gekürzte Eingangsbe­soldung wehrt. Halten die Bundesrich­ter diese für verfassung­swidrig, könnten laut BBW bis zu 80 Millionen Euro Nachzahlun­gen fällig werden.

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