Wahl in Memmingen vor traurigem Hintergrund
Überraschender Tod von Markus Kennerknecht macht am Sonntag weitere OB-Abstimmung nötig
- Am Sonntag schreiten die Memminger zum zweiten Mal innerhalb von fünf Monaten zur Oberbürgermeister-Wahl. Dieser Urnengang hat einen tragischen Hintergrund. Ende Dezember war der damalige Verwaltungschef Markus Kennerknecht nach nur 38 Tagen im Amt bei einem Dauerlauf zusammengebrochen und gestorben.
Der Sozialdemokrat Kennerknecht ist bei seiner Wahl im Herbst noch gegen drei Konkurrenten angetreten. Vor allem ein CSUMann rechnete sich seinerzeit Chancen auf den OB-Posten aus – vergeblich, wie sich zeigte. Schon zuvor war die Stadt von SPD-Männern regiert worden. Der Dauer-OB Ivo Holzinger leitete die Geschäfte gleich 36 Jahre lang – ein bundesdeutscher Rekord. Wobei er bereits einen Parteikameraden als Vorgänger hatte. Vor diesem Hintergrund werden dem jetzigen SPD-Kandidaten Friedrich Zeller für den Sonntag die besseren Chancen eingeräumt. Er tritt gegen den Christsozialen Manfred Schilder an.
Zeller betonte im Wahlkampf, er wolle im Falle eines Sieges die Innenstadt weiter verschönern. Bürger wie Touristen sollen einen Mehrwert beim Aufenthalt in den Gassen haben. Um dies zu schaffen, will Zeller eigenen Worten nach auch zu „unorthodoxen Maßnahmen“greifen. Was er damit meint, führte er nicht aus. Zeller ist gebürtiger Memminger. Nach Angaben der örtlichen SPD stand er auch dem verstorbenen Kennerknecht sehr nahe. Offenbar war Zeller bei den Genossen bereits im Herbst als möglicher OB-Kandidat im Gespräch gewesen. Er bringt BürgermeisterErfahrung aus Schongau mit. Dort saß Zeller bis 2008 im Rathaus. Danach wurde der Kommunalpolitiker für sechs Jahre Landrat des Landkreises Weilheim-Schongau. Schlagzeilen machte er durch die Beschimpfung von Ärzten und Krankenschwestern bei einer Krankenhausreform. Erst spät folgte eine Entschuldigung.
Sein Kontrahent Schilder stammt ebenso aus Memmingen, ist als Regionalgeschäftsführer der Industrieund Handelskammer Schwaben tätig und sitzt seit 2014 im Stadtrat. Ihm wird von den Vertretern seiner CSU eine ausgleichende Art nachgesagt. Schilder sei kein Einzelkämpfer, sondern ein Mannschaftsspieler. Er hat im Wahlkampf einen Zehn-PunktePlan vorgestellt.
Darin geht es beispielsweise um eine langfristige Planung zur Förderung der Wirtschaft oder die Sanierung der örtlichen Schulen. Ähnliches hatte der im Herbst gescheiterte CSU-Kandidat Robert Aures angekündigt. Schilder sieht sich aber in einer besseren Position, weil er, anders als der ortsfremde Aures, die Stadt in- und auswendig kennt.