Ingeborg, ach Ingeborg
Ellwanger Theatermenschen spielen Curt Goetz im Doppelpack im Hariolf-Gymnasium
- Potztausend, um es mit Traugott Hermann Nägler zu sagen. Gleich zwei Stücke von Curt Goetz haben die Ellwanger Theatermenschen auf die Bühne im HariolfGymnasium gebracht, das bei der Premiere leider nur spärlich besucht war. Den Einakter „Die tote Tante“, in dem Matthias Rueß als Traugott Nägler glänzt, und die Komödie „Ingeborg“. Obwohl Regisseurin Inge Hauber hier kräftig gekürzt hat, hat dieses bemüht frivole Spiel um eine Frau zwischen zwei Männern Längen.
Curt Goetz gilt als Meister von Konversationsstücken, die von witzigen Dialogen leben und fast ohne Handlung auskommen. Ein solches ist „Ingeborg.“Leicht verblüht lebt sie an der Seite ihres käferforschenden Gatten Ottokar. Sie liebt ihn, weil er reich ist und sie in ihm den Helden ihrer Backfischzeit vermutet, der das Leberfleckchen an ihrem linken Knie erspähte und ihretwegen von der Schule flog. Ein Irrtum, wie sich erweist. In Wahrheit war es Peter Peter, den dieser Leberfleck bis in seine Träume verfolgt. Er taucht aus der Versenkung auf und macht Ingeborg Avancen.
Das Spiel mit dem Feuer bleibt seltsam blutleer
Anderthalb Stunden geht das Geplänkel hin und her. Das Trio macht so viel Konversation, dass das Spiel mit dem Feuer merkwürdig blutleer bleibt. Das liegt nicht an den Darstellern. Ulrike Hach als Ingeborg ist kapriziös und pragmatisch: „Wenn ich mit dir fliehe, hätte ich kein passendes Kostüm.“Natürlich flieht sie nicht mit Peter, schneidig gespielt von Mike Bolbach. Sie bleibt bei ihrem vernünftigen Ottokar, den Thomas Baßmann liebenswert gibt.
Einzig die unvermählte Tante Ottilie beziehungsweise ihre Darstellerin kann das dahinplätschernde Stück retten, weil sie dauernd Süffisantes sagen darf wie „Man versagt sich Erdbeeren leichter, wenn man sie nicht zu Gesicht bekommt. Im Unterschied zu den meisten Frauen, die man sich leichter versagt, wenn man sie zu Gesicht bekommt.“Mit solchen Sätzen hat Inge Hauber die Lacher auf ihrer Seite. Und bringt die Dinge auf den Punkt: „Eine verheiratete Frau lebt mit ihrem Gatten und hat mit ihrem Liebhaber eine Liaison.“Wenn also Ingeborg neckisch fragt: „Bin ich ein Weib oder bin ich eine Gans?“, bleibt nur zu sagen: Letzteres. Auch Butler Herr Konjunktiv (Werner Schindhelm) macht den Kohl nicht fett.
Curt Goetz schrieb das Stück 1921. Das Frauenbild hat sich seither so grundlegend geändert, dass „Ingeborg“verstaubt wirkt.
Verblichen ist „Die tote Tante“. Doch ist es ein Vergnügen zu erleben, wie die Fassade des sittenstrengen Traugott blättert, als er von der Erbschaft erfährt. Um in deren Genuss zu kommen, muss seine Tochter Innocentia allerdings vor ihrem 17. Geburtstag Mutter eines unehelichen Kindes werden. Matthias Rueß, Bernd Brasse, Susan Mangold, Lars Eberhard, Leonie Klugseder, Jakob Hach und Agnes Peter agieren mit ansteckender Spielfreude. Sätze wie „Die französischen Präpositionen regieren den Akkusativ“bleiben hängen. Dixi, würde Traugott sagen. Ich habe gesprochen.
Weitere am Samstag und Sonntag, 18. und 19. März, jeweils um 20 Uhr.