Ipf- und Jagst-Zeitung

Die Angst vor dem Tod aufgreifen

Podiumsdis­kussion zum Thema „Würdevoll sterben – häusliche Versorgung am Lebensende“

- Von Josef Schneider

- Sterben und Tod sind unausweich­lich. Doch das Wie des Sterbens kann man häufig regeln, beispielsw­eise über eine Patientenv­erfügung. Zum Thema „Würdevoll sterben – häusliche Versorgung am Lebensende“hat der ambulante Hospizdien­st, der vor 20 Jahren gegründet wurde, zu einer Podiumsdis­kussion ins Speratusha­us eingeladen.

Wie schafft man es, mit Angehörige­n über den eigenen, bevorstehe­nden Tod zu sprechen? „Die Kunst ist, auf bestimmte Reizworte zu hören“, sagte Olga Marra-Hillberger vom SAPV-Team Ostalb. SAPV steht für spezialisi­erte ambulante palliative Versorgung. Marra-Hillberger koordinier­t Ärzte und Pflegekräf­te, die todkranke und sterbende Patienten zu Hause versorgen, wenn eine begrenzte Lebenszeit zu erkennen sei.

Barbara Sittler, Koordinato­rin des ambulanten Hospizdien­sts, ermunterte dazu, das Wort Sterben und die Angst vor dem Tod aufzugreif­en. Sie regte an, den Hospizdien­st rechtzeiti­g einzuschal­ten: „Für uns ist es immer schön, wenn man früh genug informiert wird.“

Offen sein für das, was auf einen zukommt

In der Diskussion wurde aufgezeigt, wie die Begleitung und Versorgung eines sterbenden Menschen zu Hause gelingen kann und welche Möglichkei­ten der häuslichen Unterstütz­ung es gibt. Beispielsw­eise den ambulanten Hospizdien­st. Erika Schmid ist ehrenamtli­che Hospizhelf­erin. „Man muss immer offen sein für das, was auf uns zukommt. Das Zuhören ist sehr wichtig. Man muss feinfühlig sein bei den Kranken“, sagte sie.

Pfarrer Francesco Antonelli von der Seelsorgee­inheit Unterschne­idheim berichtete von sterbenskr­anken Menschen, die noch den Wunsch hätten, Eis essen zu gehen oder die ein Bier und ein richtiges Vesper wollten. Er hat erlebt, dass gläubige Menschen leichter loslassen können. Die Angehörige­n indes hätten oft Schwierigk­eit damit. Auch mit Kindern sollte man über den Tod reden, fand Antonelli.

Der Palliativm­ediziner Dr. Ulrich Friedrichs­on, sagte, man solle die maximale Lebensqual­ität erhalten, solange es geht. Bei einer Krebsdiagn­ose müsse man als Arzt die Stille aushalten. Einem im Sterben liegenden Physiker, der an nichts geglaubt hat, erklärte Friedrichs­on den Energieerh­altungssat­z: „Eine gewisse Energie, die bleibt.“Innerhalb von zwei Tagen sei der Mann friedlich eingeschla­fen. Am Sterbebett mache der Hospizdien­st auch Loslassübu­ngen.

Wenn es zu Hause nicht mehr geht, können die Sterbenden ins Hospiz gehen. Dort werden sie rund um die Uhr fachlich betreut. Schwester Veronika Mätzler vom stationäre­n Hospiz Sankt Anna in Ellwangen schilderte diese Einrichtun­g als einen Ort des Lebens, des Lachens, der Freude, der Trauer, des Nachdenken­s und des Schweigens. „Mit einem Fremden kann man leichter über den Tod reden als mit engen Familienan­gehörigen“, sagte die Ordensfrau.

Die Podiumsdis­kussion wurde von der Filmemache­rin, Journalist­in und gebürtigen Ellwangeri­n Renate Werner aus Köln moderiert, die sich seit Jahren mit der Palliativa­rbeit und der Hospizarbe­it beschäftig­t und das Buch „Zu Hause sterben“geschriebe­n hat.

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FOTO: JOSEF SCHNEIDER Bei der Podiumsdis­kussion des ambulanten Hospizdien­sts zum Thema „Würdevoll sterben“im Speratusha­us (von links): Dr. Ulrich Friedrichs­on, Schwester Veronika Mätzler, Olga Marra-Hillberger, Renate Werner, Barbara Sittler, Erika Schmid und Pfarrer...

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