Die Angst vor dem Tod aufgreifen
Podiumsdiskussion zum Thema „Würdevoll sterben – häusliche Versorgung am Lebensende“
- Sterben und Tod sind unausweichlich. Doch das Wie des Sterbens kann man häufig regeln, beispielsweise über eine Patientenverfügung. Zum Thema „Würdevoll sterben – häusliche Versorgung am Lebensende“hat der ambulante Hospizdienst, der vor 20 Jahren gegründet wurde, zu einer Podiumsdiskussion ins Speratushaus eingeladen.
Wie schafft man es, mit Angehörigen über den eigenen, bevorstehenden Tod zu sprechen? „Die Kunst ist, auf bestimmte Reizworte zu hören“, sagte Olga Marra-Hillberger vom SAPV-Team Ostalb. SAPV steht für spezialisierte ambulante palliative Versorgung. Marra-Hillberger koordiniert Ärzte und Pflegekräfte, die todkranke und sterbende Patienten zu Hause versorgen, wenn eine begrenzte Lebenszeit zu erkennen sei.
Barbara Sittler, Koordinatorin des ambulanten Hospizdiensts, ermunterte dazu, das Wort Sterben und die Angst vor dem Tod aufzugreifen. Sie regte an, den Hospizdienst rechtzeitig einzuschalten: „Für uns ist es immer schön, wenn man früh genug informiert wird.“
Offen sein für das, was auf einen zukommt
In der Diskussion wurde aufgezeigt, wie die Begleitung und Versorgung eines sterbenden Menschen zu Hause gelingen kann und welche Möglichkeiten der häuslichen Unterstützung es gibt. Beispielsweise den ambulanten Hospizdienst. Erika Schmid ist ehrenamtliche Hospizhelferin. „Man muss immer offen sein für das, was auf uns zukommt. Das Zuhören ist sehr wichtig. Man muss feinfühlig sein bei den Kranken“, sagte sie.
Pfarrer Francesco Antonelli von der Seelsorgeeinheit Unterschneidheim berichtete von sterbenskranken Menschen, die noch den Wunsch hätten, Eis essen zu gehen oder die ein Bier und ein richtiges Vesper wollten. Er hat erlebt, dass gläubige Menschen leichter loslassen können. Die Angehörigen indes hätten oft Schwierigkeit damit. Auch mit Kindern sollte man über den Tod reden, fand Antonelli.
Der Palliativmediziner Dr. Ulrich Friedrichson, sagte, man solle die maximale Lebensqualität erhalten, solange es geht. Bei einer Krebsdiagnose müsse man als Arzt die Stille aushalten. Einem im Sterben liegenden Physiker, der an nichts geglaubt hat, erklärte Friedrichson den Energieerhaltungssatz: „Eine gewisse Energie, die bleibt.“Innerhalb von zwei Tagen sei der Mann friedlich eingeschlafen. Am Sterbebett mache der Hospizdienst auch Loslassübungen.
Wenn es zu Hause nicht mehr geht, können die Sterbenden ins Hospiz gehen. Dort werden sie rund um die Uhr fachlich betreut. Schwester Veronika Mätzler vom stationären Hospiz Sankt Anna in Ellwangen schilderte diese Einrichtung als einen Ort des Lebens, des Lachens, der Freude, der Trauer, des Nachdenkens und des Schweigens. „Mit einem Fremden kann man leichter über den Tod reden als mit engen Familienangehörigen“, sagte die Ordensfrau.
Die Podiumsdiskussion wurde von der Filmemacherin, Journalistin und gebürtigen Ellwangerin Renate Werner aus Köln moderiert, die sich seit Jahren mit der Palliativarbeit und der Hospizarbeit beschäftigt und das Buch „Zu Hause sterben“geschrieben hat.