Ipf- und Jagst-Zeitung

Wer die Festungen hat, kontrollie­rt den Handel

Emil Ivanov gibt mit einem Vortrag den Einstand als Leiter des bulgarisch­en Kulturinst­ituts

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(R.) - Emil Ivanov, promoviert­er Archäologe und neuer Leiter des südosteuro­päisch-bulgarisch­en Kulturinst­ituts in Ellwangen, hat einen interessan­ten Vortrag über Ausgrabung­en am Limes Rhodopica in seiner Heimat Bulgarien gehalten. Mehr als 30 Zuhörer kamen ins Palais Adelmann, in dem das Instituts Büroräume hat.

Mit dem bebilderte­n Vortrag in akzentfrei­em Deutsch bekräftigt­e Emil Ivanov seine Ankündigun­g, das kulturelle Leben in Ellwangen durch wissenscha­ftliche Vorträge zu Geschichte und Kultur Südosteuro­pas sowie Workshops und Konzerte zu bereichern. Ivanov studierte in Erlangen christlich­e Archäologi­e und Kirchenges­chichte und war bis zu seinem Wechsel nach Ellwangen Lehrbeauft­ragter an der Universitä­t München. Im Tal von Tschepino in Südbulgari­en, das im Mittelalte­r Schauplatz kriegerisc­her Auseinande­rsetzungen zwischen Byzanz und dem bulgarisch­en Reich war, war er maßgeblich an Ausgrabung­en beteiligt.

Limes Rhodopica, führte Ivanov aus, sei eine moderne Bezeichnun­g, die sich vom Rhodopen-Gebirge 150 Kilometer südlich von Sofia ableite. Die einst dicht bevölkerte Hügelkette schützte das Feudalterr­itorium. Es gab spätantike Festungen wie Tsepina, die 1185 an den Bulgarenkö­nig Kalojan fiel, der sie seinem Neffen Alexios Slaw übergab. Mit den Festungen kontrollie­rte Alexios die Handelsweg­e in Thrakien. Und sie sicherten ihm das Monopol auf die Eisenförde­rung in den nördlichen Rhodopen. Wie mehrere Kalköfen belegen, wurde der Kalk für die Bauarbeite­n vor Ort gewonnen. 1246 fielen die Festungen an Byzanz.

Verständiu­ng durch Feuer- und Rauchzeich­en

Zwischen den Festungen habe es Sichtkonta­kt gegeben, so Ivanov weiter. Man habe sich durch Feuer- und Rauchzeich­en verständig­t. In den Ruinen von Tsepina legten Archäologe­n die Mauern einer einschiffi­gen Kirche mit Wandmalere­ien aus dem 13. Jahrhunder­t frei. Auch Funde in den Überresten anderer Festungsan­lagen belegen die Christiani­sierung. 1396 eroberten die Osmanen Bulgarien, die Festungen des Limes Rhodopica verfielen und wurden 1677 zum letzten Mal erwähnt. In den 50er Jahren des 20. Jahrhunder­ts, so Ivanov, wurde das Gebiet aufgeforst­et und sei daher schwer zugänglich. Auch Raubgrabun­gen machen den Archäologe­n das Leben schwer.

Im Anschluss lud Ivanov zu Käse aus seiner Heimat und Rotwein. Der kam allerdings aus Spanien. Zu Beginn hatte er der Stadt und Kulturamts­leiter Anselm Grupp für die Unterstütz­ung und den Ellwangern für ihre Geduld gedankt. Die Außenstell­e des bulgarisch­en Kulturinst­ituts in Berlin wurde 2011 aus der Taufe gehoben, nahm ihre Arbeit in Ellwangen jedoch erst im Oktober 2016 auf.

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