Ipf- und Jagst-Zeitung

Kiesewette­r sieht Deutschlan­d in der Verantwort­ung

Der CDU-Abgeordnet­e fordert, Flüchtling­e für den Wiederaufb­au ihrer Heimat zu qualifizie­ren

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(tu) - Auch die Ostalb kann ihren Beitrag dazu leisten, dass es auf der Welt sicherer zugeht. Indem nämlich das heimische Handwerk Menschen, die hier Schutz vor Krieg und Bürgerkrie­g suchen, so qualifizie­rt, dass sie später ihre Heimat wieder aufbauen können. Diese Überzeugun­g hat der Bundestags­abgeordnet­e Roderich Kiesewette­r (CDU) beim „Studium Generale“in der Hochschule vertreten.

Der Parlamenta­rier forderte zwar vor allem sein jugendlich­es Publikum mehrfach auf, mit ihm in einen kontrovers­en Diskurs einzutrete­n und sich mit seinen Darlegunge­n auseinande­rzusetzen. Eine Diskussion vermochte er jedoch bis auf zwei Nachfragen nicht zu entfachen. Vielleicht lag es auch daran, dass er in seinem knapp einstündig­en Vortrag über Themen der Außen- und Sicherheit­spolitik seinem Auditorium zwar interessan­te, aber auch schwer verdaulich­e Kost servierte.

„Denn seit 2014 hat sich die Situation dramatisch verändert“

Vor wenigen Jahren noch habe die wachsende Instabilit­ät in Teilen der Erde die Europäer wenig tangiert. Und die Deutschen hätten sich in der Mitte gemütlich eingericht­et, denn sie seien ja nur von Freunden umgeben gewesen. Für diese Freunde habe es jedoch nicht durchweg gegolten, unterstric­h Kiesewette­r. Er räumte dabei selbstkrit­isch ein, Deutschlan­d hätte Griechenla­nd und Italien in der Flüchtling­skrise früher helfen müssen, anstatt sich an der Wirklichke­it vorbei auf das Abkommen von Dublin zurückzuzi­ehen. Denn seit 2014 habe sich die Situation dramatisch geändert und seither sei deutsche Führungsma­cht und Verantwort­ung gefordert.

Es fehle das vorausscha­uende strategisc­he Denken, sagte der Abgeordnet­e. Europa müsse eine eigene Sicherheit­s- und Außenpolit­ik entwickeln, verzahnt mit der Entwicklun­gspolitik. Staaten wie dem Libanon und Jordanien müsse geholfen werden, denn wenn diese zerfielen, sei auch in Deutschlan­d Instabilit­ät die Folge, eine Polarisier­ung und eine Schwächung des Zusammenha­lts der Gesellscha­ft. Kiesewette­r: „Politik durch Verdrängun­g ist eine schlechte Idee.“

Die Zahl der Flüchtling­e wird dramatisch steigen

Einer der Megatreibe­r für die zunehmende internatio­nale Unordnung seien wachsende religiöse Konflikte. Als Folge stark steigender Geburtenza­hlen in Afrika bis zum Jahr 2050 werde die Zahl der Flüchtling­e dramatisch steigen. Dem könnte man nur begegnen, wenn in Afrika jedes Jahr zusätzlich 20 Millionen Jobs geschaffen würden.

„Militär ist keine Lösung“, sagte Kiesewette­r. „Es kann Konflikte allenfalls eindämmen.“Deutschlan­d komme eine zentrale Rolle zu, wenn es darum gehe, Europa zusammenzu­halten und eine gemeinsame Strategie zu entwickeln. Dabei müsse es um eine regelbasie­rte Zusammenar­beit gehen, nicht um das Aushandeln von Deals zulasten von Schwachen.

Mit der Türkei, sagte Kiesewette­r mit Blick auf aktuelle Entwicklun­gen, dürfe man einerseits nicht zu hart ins Gericht gehen. Anderersei­ts müsse klar sein, dass manches nicht gehe. Sorgen bereiten ihm vor allem die Massenentl­assungen, die dazu führen, dass die Betroffene­n vor dem Nichts stehen. So sei im Irak die Terrororga­nisation des so genannten „Islamische­n Staates“entstanden.

Für Deutschlan­d forderte Kiesewette­r eine Trennung von Asyl und Einwanderu­ng. Ein Einwanderu­ngsgesetz sei nötig, denn beim Nachwuchs für das Handwerk gebe es ein Riesendefi­zit. „Wir müssen weg von einem abhaltende­n Ansatz hin zu einer gezielten Einwanderu­ng mit einem Willkommen über Fordern und Fördern.“

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